Digitales Gesundheitsmanagement: Die eHealth-App Vivy stellt seine Aktenfunktion ein und kündigt seinen Nutzern. Was dahinter steckt und wie sich das Start-Up neu erfindet.
Das Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung sollte 2003 den Weg für elektronische Gesundheitskarte (eGK) bereiten. Sie löste die alten Krankenversicherungskarten ab. Ergänzt wird die eGK mit der elektronischen Patientenakte (ePA). Damit sollen Patienten beispielsweise Notfalldaten, Medikationsplan, Arztbriefe, Befunde oder Röntgenbilder speichern können. Ab 2022 sollen auch Impfausweis, Mutterpass, Untersuchungsheft für Kinder sowie Zahnbonusheft in der ePA gespeichert werden können, schreibt das Bundesgesundheitsministerium (BMG).
Ganz ähnliche Pläne verfolgt das Berliner Start-Up Vivy bereits seit 2018. Damals startete das Unternehmen eine App, die die persönlichen Gesundheitsdaten der Nutzer aufbereitete und den Versicherten online zugänglich machte. Die Berliner gewannen schnell namhafte Versicherer und gesetzliche Krankenkassen als Kunden und Partner: Allianz und Barmenia, später kamen noch Gothaer und SDK dazu. Aus dem Lager der gesetzlichen Kassen sind u.a. DAK, IKK, mhplus und diverse Betriebskrankenkassen zu nennen.
Vivy beendet Aktenfunktion - auch für Privatversicherte
Doch nun stellt Vivy die Aktenfunktion ein. Wie das Unternehmen auf seiner Webseite mitteilt, darf es nach dem 31.03.2022 nicht mehr als elektronische Gesundheitsakte von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden. Zudem habe sich das Unternehmen entschieden, die Aktenfunktion auch für private Krankenversicherungen zu beenden. Einige Nutzer präsentierten bereits auf Social Media-Kanälen ihre Kündigungen. Darin heißt es: „Aufgrund einer gesetzlichen Änderung darf Dir Deine Krankenkasse neben der seit 1. Januar 2021 angebotenen Elektronischen Patientenakte (ePA) die Vivy App nur noch bis zum 31. März 2022 zur Verfügung stellen. Entsprechend kündigen wir hiermit […] fristgemäß.“
Nutzer, die Daten in der Vivy-App hinterlegt haben, sollten diese unbedingt vor dem 31.03.2022 exportieren; etwa um die Daten nach Erstellung eines Backups in die ePA der Krankenkasse zu importieren. Wie das gemacht wird, zeigt Vivy in einer Anleitung auf seiner Webseite.
Vivy ab April mit neuen Funktionen
Doch bedeutet das auch das Aus für App? Dr. Catharina Schauer, Geschäftsführerin von Vivy, kündigte gegenüber Versicherungsbote neue Funktionen ab April 2022 an. „Dazu gehören zum Beispiel ein Medikationsplan, die Arztsuche oder auch die Möglichkeit, ein Gesundheitstagebuch zu führen. Unterschiedliche Tests geben Aufschluss über den aktuellen Gesundheits-Status, der tägliche Stresslevel kann ebenfalls gemessen werden. In einem Ratgeber-Bereich sind umfangreiche Informationen zu relevanten Gesundheitsthemen zu finden.“ Vivy bleibe auch mit den neuen Funktionen ein wichtiger Baustein im Digital-Angebot von Krankenkassen, sagte Schauer. So können Krankenversicherer über die App mit ihren Versicherten in Kontakt treten und ihnen Informationen zukommen lassen, etwa zu Präventionsprogrammen oder ihren Services.
Und wie geht es für die Kunden weiter? Vivy-Geschäfsführerin Schauer dazu: „Kund:innen von Krankenversicherungen, die Vivy als digitalen Partner der persönlichen Gesundheit weiterhin anbieten, haben ab Anfang April Zugang zu den neuen Funktionen – ganz bequem über ein Update der App. Bisherige Nutzer:innen der App können sich auch direkt an ihre Krankenversicherung wenden, um herauszufinden, ob Vivy weiterhin für sie zugänglich ist.“