Die Allianz lässt nun ihre Versicherer dafür zertifizieren, dass sie Geschlechter gleichberechtigt behandelt bzw. Schritte in Richtung Gleichberechtigung unternimmt. Das sogenannte EDGE-Zertifikat bescheinigt 40 Prozent der lokalen Allianz-Einheiten die Stufe „Move“: erste Veränderungsschritte sind folglich angeschoben worden. Dabei besteht aber auch noch deutlich Luft nach oben, wie die kommunizierten Zahlen zeigen.
Die Allianz will sich künftig daran messen lassen, dass sie im Konzern mehr Geschlechtergerechtigkeit durchsetzt. Deshalb sind die Versicherer der Allianz Gruppe nun nach dem sogenannten EDGE-Verfahren zertifizieren, wie die Münchener am Dienstag per Pressetext mitteilen. „Die Zertifizierung umfasst 68 Einheiten, die rund 80 Prozent der Mitarbeiter der Allianz Gruppe weltweit beschäftigen“, schreibt die Allianz. Auffällig: Die Investmenttöchter und Vermögensverwalter der Gruppe werden nicht mit einbezogen.
Konkret steht für EDGE für „Economic Dividends for Gender Equality“. Vergeben werden die Zertifikate von einer Stiftung im Schweizerischen Zug, die sich 2011 auf dem „World Economic Forum“ gegründet hat und nach bestimmten Kriterien die Fortschritte in Sachen Geschlechtergerechtigkeit misst. Drei Stufen werden vergeben: Assess, Move und Lead. Auf der ersten Stufe verpflichten sich die Unternehmen, Fortschritte bei der Gleichberechtigung der Geschlechter zu erzielen. In Stufe zwei sind bereits Veränderungsprozesse angeschoben worden, deren Erfolge anhand bestimmter „Meilensteine“ bewertet werden. Auf der dritten Stufe ist das Unternehmen vorbildhaft für Gender-Gerechtigkeit.
Allianz-Versicherer zählen 25 Prozent Vorständinnen
“Das Erreichen der EDGE Assess Zertifizierung für unsere Versicherungsgesellschaften weltweit belegt, wie stark wir uns für Chancengleichheit aller unserer Mitarbeiter engagieren“, betont Renate Wagner, Mitglied des Allianz-Vorstands und zuständig für Human Resources. Zugleich aber zeigt der Pressetext indirekt auch, dass die Allianz noch Nachholbedarf hat. Rund 40 Prozent der lokalen Einheiten der lokalen Einheiten haben demnach bereits die Stufe 'EDGE Move' erreicht, die den Fortschritt auf dem Weg zur Gleichberechtigung in kritischen Bereichen wie Bezahlung und beruflicher Entwicklung zeigt. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass die dafür notwendigen Kriterien von 60 Prozent der Einheiten noch nicht erreicht werden.
Weitere Zahlen: rund 25 Prozent aller Vorstände in den Allianz Unternehmen seien Frauen, berichtet die Allianz weiter. Man habe „ausgewogene Nachfolgepläne für unsere globalen Führungspositionen“ erarbeitet sowie Mitarbeiternetzwerke zur Förderung der Geschlechtergleichstellung etabliert. Ein weiterer Schritt sei die Verpflichtung gewesen, bis Ende 2021 Equal Pay zu erreichen – also gleichen Lohn für gleiche Arbeit, unabhängig vom Geschlecht.
Doch mit diesen Zahlen schneidet die Allianz deutlich besser ab als der Branchenschnitt. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin lag der Frauenanteil in den Führungsetagen der Versicherer zum Jahresende 2021 bei 13,2 Prozent. Zwar hat sich der Anteil an Frauen in Führungspositionen seit 2006 verfünffacht, da damals lediglich 2,6 Prozent Frauen in Vorständen waren. Dennoch schneidet die Versicherer-Branche schlechter ab als der Schnitt aller deutscher Unternehmen.