Die deutschen Lebensversicherer schauen deutlich optimistischer in die Zukunft als noch vor einem Jahr. Die eigene Geschäftslage wird sogar mit dem zweihöchsten Wert innerhalb der letzten zehn Jahre bewertet. Das zeigt eine aktuelle Studie aus dem Hause Assekurata. Die Kölner haben die Geschäftslage und Geschäftserwartung abgefragt: Der daraus resultierende Index zeigt nach Produktarten ein sehr unterschiedliches Stimmungsbild.
Die Lebensversicherer schätzen ihre aktuelle Geschäftssituation für 2022 deutlich optimistischer ein als noch vor einem Jahr. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Rating-Hauses Assekurata. Allerdings wurde die Umfrage zum Jahresbeginn 2022 durchgeführt: also vor dem Ukraine-Krieg, der neben menschlichem Leid auch Marktverwerfungen mit sich bringt.
Geschäftslage: zweitbester Wert in zehn Jahren
Konkret wurden die Versicherer gebeten, auf einer Skala von -2 (sehr negativ) bis +2 (sehr positiv) ihre Geschäftslage zu bewerten. Im Schnitt pendelt sich diese bei 0,42 Punkten ein. Das ist ein deutlich besserer Wert als vor einem Jahr, als der Schnitt nur bei 0,09 Punkten lag. Zudem ist es der zweithöchste Wert innerhalb der letzten Dekade: Die Stimmung hat folglich wieder Vorkrisenniveau erreicht.
Das bedeute jedoch keinen Anlass für Euphorie, da der Geschäftsindex (aus Geschäftserwartung und Geschäftslage) nur leicht im positiven Bereich liege, berichtet Lars Heermann, Bereichsleiter Assekurata Assekuranz Rating-Agentur, auf dem Unternehmensblog der Kölner. Kein Versicherer habe in der Befragung eine sehr positive Einschätzung getroffen, die Antworten würden sich größtenteils auf die neutrale und positive Antwortkategorie verteilen. Auch falle das Stimmungsbild je nach Produktsegmenten sehr unterschiedlich aus.
Hoffnungsträger und Wachstumstreiber sind demnach Fondspolicen (mit und ohne Garantiebaustein) sowie Berufsunfähigkeits- und Grundfähigkeitsversicherungen. Auch die betriebliche Altersvorsorge wird wieder positiv bewertet, was aus dem Arbeitgeberzuschuss resultieren könnte, der ab 2022 verpflichtend ist. Dieser gilt fortan für alle Entgelt-Umwandlungen und nicht mehr nur für Neuverträge. Im letzten Jahr wurde die bAV noch deutlich schlechter eingeschätzt. Gleichwohl sei die Erwartungshaltung für 2022 in der bAV wieder defensiver.
Klassik- und Pflegezusatz-Policen im negativen Bereich
Erwartungsgemäß sehr negativ sind Geschäftslage und -Erwartung in der Klassik: stark vereinfacht kapitalbildende Lebensversicherungen mit Garantie. Diese spielen im Neugeschäft der Anbieter ohnehin kaum noch eine Rolle. Aber auch die Neue Klassik -Produkte mit eingeschränkten Garantien- wird im negativen Bereich verortet. Ein Grund ist die zum Jahresanfang umgesetzte Absenkung des gesetzlichen Höchstrechnungszinses von 0,9 auf 0,25 Prozent. Aber auch das Zinsniveau steigt nur langsam. Die Lebensversicherer sind bei diesen Produkten gesetzlich verpflichtet, den Großteil der Kundengelder in Anleihen und andere festverzinsliche Papiere zu stecken. Überraschend negativ fällt auch der Geschäftsindex für die wichtigen Pflegezusatzversicherungen aus.
Lars Heermann weist darauf hin, dass das Geschäft der Lebensversicherer sehr von den Rahmenbedingungen abhängt. Wie schnell sich diese ändern können, "erleben wir aktuell an verschiedenen Stellen – sei es in Form von Mutationen des Corona-Virus, der rapide gestiegenen Inflation oder geopolitischen Unsicherheiten durch die Russlandkrise", schreibt der Experte. Die Umfrage zum Stimmungsbild ist Teil der umfassenden Assekurata-Marktstudie 2022.