Im Jahr 2022 wird es keine Riester-Reform mehr geben. Das bestätigte Pascal Kober, der sozialpolitische Sprecher der FDP im Bundestag, auf einer Veranstaltung der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Priorität habe zunächst eine Reform der gesetzlichen Rente.
Wer auf eine zügige Reform der Riester-Rente gehofft hat, wird enttäuscht. In diesem Jahr wird es weder eine Reform noch ein Nachfolgeprodukt geben, so sagte Pascal Kober, sozialpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, auf der Jahrestagung der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV). Über die Veranstaltung berichtet aktuell das Branchenmagazin Versicherungsmonitor.
Priorität habe zunächst die Stabilisierung der gesetzlichen Rente und der Aufbau eines Kapitalstocks bei der Rentenversicherung, wie Kober weiter berichtet habe. Aber auch diese Reform komme erst Ende 2022 oder Anfang 2023.
Befürworter wie Kritiker fordern Reformen
Dass die Riester-Rente reformbedürftig ist, darin sind sich Kritiker wie Befürworter einig. „Die Riester-Rente ist nicht zukunftsfähig und braucht mit einem guten Bestandsschutz tatsächlich eine Neuregelung“, forderte Klaus Müller, der frühere Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) und jetzige Präsident der Bundesnetzagentur, zu Beginn des Jahres. Wiederholt haben die Verbraucherzentralen hohe Kosten und fehlende Transparenz der Verträge kritisiert, sie seien als Altersvorsorge-Instrument ungeeignet. Für die Verbraucherzentralen ist ein öffentlicher Vorsorgefonds die erste Wahl, um Riester zu verdrängen: Modelle ähnlich wie die Staatsfonds in Schweden und Norwegen.
Doch auch aus der Versicherungsbranche selbst kommt Kritik. Sowohl der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) als auch die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) monieren, dass die geforderte Beitragsgarantie bei Riester nicht mehr kalkulatorisch darstellbar sei. 100 Prozent der eingezahlten Beiträge plus Förderung müssen zu Beginn der Auszahlungsphase zur Verfügung stehen - diese Garantien aber werden durch Staatsanleihen mit guter Bonität abgesichert, die in Zeiten niedriger Zinsen kaum was abwerfen.
Deshalb solle die Garantie auf 80 Prozent gesenkt werden, fordern die beiden Verbände: Riester-Anbieter könnten dann verstärkt von den Chancen am Kapitalmarkt profitieren und in Aktien und Fonds investieren. Allerdings zeigte sich bei den Zinsen in den letzten Wochen auch einen leichten Aufwärtstrend. Laut der Beratung Barkow Consulting schreiben aktuell 75 Prozent der Bundesanleihen wieder positive Rendite. Eine weitere Forderung: Die staatliche Förderung solle einfacher und weniger bürokratisch verlaufen.
Kober habe nun bestätigt, die private Altersvorsorge solle so verändert werden, dass risikoreicher investiert werden kann. „Die Beitragszusage ist eine Stellschraube, an der man drehen muss.“ Das würde der Versicherungswirtschaft entgegen kommen.