Allianz musste bereits mehr als vier Milliarden Euro aufgrund Structured-Alpha-Skandal zahlen

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Die Allianz bewarb in den USA hochspekulative Fonds als sichere Geldanlage, so werfen dem Versicherer klagende Investoren vor: und musste für Vergleiche mit Geschädigten bereits vier Milliarden Euro zahlen, wie die Münchener nun bekannt gaben. Das dürfte noch nicht die letzte Zahlung sein. Kritik muss sich die Allianz gefallen lassen, weil sie sehr spät warnte.

Die Allianz musste -umgerechnet- bereits deutlich mehr als vier Milliarden Euro zahlen, um sich mit geschädigten US-Investoren zu einigen, die in Structured-Alpha-Fonds investiert hatten. Das teilte Vorstandsmitglied Renate Wagner auf der Hauptversammlung des Versicherers in München mit, wie aktuell die „Wirtschaftswoche“ berichtet. Im Februar hatte die Allianz bereits bekannt gegeben, dass man sich mit vier US-Investoren auf die Zahlung von rund 3,5 Milliarden US-Dollar geeinigt habe. Seither sei eine weitere Milliarde US-Dollar ausgezahlt worden.

Oliver Bäte kündigte auf der Hauptversammlung zugleich an, dass man die Sache schnell hinter sich bringen wolle. Er setze auf eine „zügige und abschließende Einigung“ mit Klägern und Behörden. Doch die bisherigen Schadenzahlungen markieren noch nicht das Ende. Insgesamt hatten 27 Investoren geklagt - zusätzlich muss der Versicherer eine empfindliche Strafe durch die US-Aufsichtsbehörden fürchten. Sechs Milliarden Euro verlangten in Summe allein die geschädigten Investoren.

Unmut über späte Warnung

Wie die „Wirtschaftswoche“ weiter berichtet, warf Rechtsanwältin Daniela Bergdolt von der Aktionärsvereinigung DSW der Allianz vor, das Problem zunächst kleingeredet zu haben. Und damit rückt der Aufsichtsrat um den früheren Firmenlenker Michael Diekmann in den Fokus. Schon im Juli 2020 sei er gewarnt worden, dass es entsprechende Klagen von Investoren gebe. Aber erst im August 2021 sei die Allianz damit an die Presse getreten. Zu dem Zeitpunkt hatte bereits das US-amerikanische Justizministerium und die Finanzaufsicht gegen die Allianz ermittelt.

Der Versicherer bestreitet laut capital.de jegliches Fehlverhalten: Stattdessen berufe man sich darauf, dass ein unabhängiger Berater keine Pflichtverletzungen festgestellt habe. Gleichwohl würden öffentliche Unterlagen, die bei der Aufsichtsbehörde Financial Industry Regulatory Authority eingereicht worden seien, zeigen, dass zwei Fonds-Manager wegen Verletzung der Compliance-Regeln entlassen wurden: Stephen Bond-Nelson und Greg Tournant. Beide hatten bei Structured Alpha führende Rollen.

Als es mit den Börsen zu Beginn der Coronakrise 2020 bergab ging, investierten die Allianz-Fonds bewusst riskanter, um die Rendite nicht zu gefährden, so der Vorwurf der Kläger. Man habe darauf gewettet, dass die Märkte nicht weiter abrauschen, obwohl sich bereits die kommende Pandemie abzeichnete. Zudem sei man bewusst davon abgewichen, Hedgefonds mit Optionen gegen plötzliche Kursverluste abzusichern: entgegen der zugesagten vermeintlichen Sicherheit. Das Ergebnis waren im Frühjahr 2020 Verluste in Milliardenhöhe. Im ersten Quartal 2020 verloren fünf Fonds zwischen 49 Prozent und 97 Prozent ihres Wertes.

Angeboten wurde diese Geldanlage nicht allein Privatanlegern, sondern Institutionen, die bestimmten Berufsgruppen die Altersvorsorge sichern sollten. Es handelte sich etwa um Pensionsfonds für Lehrer, Feuerwehrleute sowie Krankenversicherungs-Mitarbeiter. Sie klagten nach den deutlichen Verlusten: Es geht um die Betriebsrente vieler Menschen.