Die zukunftssichersten Lebensversicherer

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Vier Lebensversicherer erhalten im aktuellen DFSI-Rating die Bestnote. Als schlechteste Note wurde acht mal ein „Befriedigend“ vergeben. Versicherungsbote stellt Ergebnisse des aktuellen Ratings „Zukunftssicherheit deutscher Lebensversicherer 2022“ vor.

Lebensversicherer kämpfen mit dem Niedrigzins – durch Absenkung des Höchstrechnungszinses auf 0,25 Prozent ab 2022 werden insbesondere Produkte mit vollständiger Beitragsgarantie zum Auslaufmodell. Zudem wird es immer schwieriger, genug Rendite am Kapitalmarkt zu erwirtschaften, um alte und teure Zinsgarantien zu bedienen (Versicherungsbote berichtete). In solchen Zeiten hat sich das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) erneut an die Aufgabe gemacht, die Zukunftsfähigkeit von Lebensversicherungen zu untersuchen.

Finanzielle Substanzkraft: Die wichtigste Kategorie

Ein wichtiger Bestandteil des aktuellen Ratings ist demnach auch die finanzielle Substanzkraft – diese trifft Aussagen über das Finanzpolster für anhaltende Krisenzeiten. In die Punktevergabe dieser Kategorie fließen die Eigenkapital-Quote, die freie RfB-Quote, die Bewertungsreserven-Quote, die Schlussüberschussanteilsfonds-Quote und die SCR- bzw. Solvenz-Nettoquote ein. Die finanzielle Substanzkraft ist mit 35 Prozent die am höchsten gewichtete Kategorie.

Statt zwei nun vier weitere Kategorien

Letztjährig gab es nur zwei weitere Kategorien – Produktqualität und Service. Diesmal aber haben die Rating-Experten stärker differenziert, so dass zur Substanzkraft nun vier weitere Kategorien hinzu kommen:

  • Ertragsstärke: Hierfür haben die DFSI-Experten aktuelle Rohüberschussmargen, durchschnittliche Nettoverzinsungen der Jahre 2018 bis 2020, deklarierte Überschussbeteiligungen 2022 sowie Abschluss- und Verwaltungskosten unter die Lupe genommen. Die Ertragsstärke wird mit 20 Prozent für das Rating gewichtet.
  • Bestandssicherheit: Für die Bewertung der Bestandssicherheit wurden vier Aspekte berücksichtigt: Die Anzahl der Verträge (diese darf nicht zu klein sein); das gemittelte Bestandswachstum über die vergangenen fünf Jahre (wobei überhaupt nur 18 Versicherer überhaupt noch wachsen konnten); der Anteil „sonstiger Lebensversicherungen“ am Gesamtbestand (gemeint sind Policen mit geringer Abhängigkeit vom Niedrigzins) sowie die Spätstornoquote. Die Bestandssicherheit fließt ebenfalls mit 20 Prozent Gewichtung ins Ranking ein.
  • Kundenperformance: Hierfür wurde in einem ersten Schritt aus Direktgutschrift, RfB-Zuführung, Gewinnabführung und Jahresüberschuss der Rohüberschuss errechnet. Dieser gibt an, wie viel Kapital insgesamt verteilt werden kann. In einem zweiten Schritt wurde dann die Partizipationsquote ermittelt – also wie viel davon tatsächlich an die Kunden fließt. Gewichtet wird diese Kategorie mit 15 Prozent.
  • Kundenzufriedenheit: Um die Zufriedenheit der Kunden bei den einzelnen Lebensversicherern zu ermitteln, griff das DFSI-Team auf Frühstorno- sowie BaFin-Beschwerdequoten zurück. Die Kundenzufriedenheit wird mit zehn Prozent gewichtet.

Zur besseren Vergleichbarkeit verschiedener Geschäftsmodelle haben die Rating- Experten die Unternehmen zudem noch einmal unterteilt – in Serviceversicherer (mit Ausschließlichkeitsorganisation, Bank- oder Maklervertrieb), Direkt- und Biometrie-Versicherer sowie Run-Offs (Versicherer, die ihr Neugeschäft eingestellt haben).

Die Ergebnisse: Teilrating "finanzielle Substanzkraft"

Verglichen mit dem Vorjahr hat sich das Feld – die 60 größten Lebensversicherer wurden bewertet – durchaus wacker geschlagen. Das betrifft zum einen die Gesamtbewertung, zum anderen aber auch Ergebnisse der wichtigen Teilwertung finanzielle Substanzkraft.

Aufgrund der Wichtigkeit sollen zunächst Ergebnisse des Teilratings finanzielle Substanzkraft vorgestellt werden:

  • Im letztjährigen Teilrating (2021) erreichten dreizehn Unternehmen die Bestnote „Exzellent“ (=90,00 bis 100 Punkte). Nun aber können neunzehn Unternehmen mit einem „exzellenten“ Ergebnis prahlen.
  • In 2021 erhielten nur zwei Unternehmen ein „Sehr Gut“ (80,00 bis 89,99 Punkte). Nun sind es 14 Unternehmen, die diese zweitbeste Note "Sehr Gut" erlangen.
  • Und zehn Unternehmen schaffen in 2022 zudem ein „Gut“ (60,00 bis 79,99 Punkte).

Die schlechtesten Noten im Teilrating „finanzielle Substanzkraft“

Doch auch bei den schlechten Noten gibt es Besserungen. Beim letzten Rating 2021 wurde als schlechteste Note ein „Ausreichend“ vergeben – sechs Versicherer erhielten diese Note (Versicherungsbote berichtete). Dieses Mal aber ist die schlechteste Note ein „Befriedigend“ (und damit eine Note besser – diese Note gab es für 40 bis 60 von 100 möglichen Punkten). Folgende Unternehmen sind betroffen:

  • R+V AG (59,82 Punkte/ Serviceversicherer)
  • Provinzial Nordwest (59,63 Punkte/ Serviceversicherer)
  • Generali Deutschland (56,88 Punkte/ Serviceversicherer)
  • HUK-Coburg (50,00 Punkte/ Serviceversicherer)
  • Versicherer im Raum der Kirchen (50,00 Punkte/ Serviceversicherer)
  • DEVK Deutsche Eisenbahn (49,41 Punkte/ Serviceversicherer)
  • PB Leben (48,16 Punkte/ Serviceversicherer)
  • Cosmos (47,07 Punkte/ Direktversicherer)
  • Athora (50,00 Punkte/ Run-Off)
  • Bayerische Beamten (50,00 Punkte/ Run-Off)

Gesamtbewertung: Die Sieger und die Letztplatzierten

In der Gesamtbewertung schafften hingegen nur vier Unternehmen ein „Exzellent“ (und damit die Bestnote). Die Anzahl ist dennoch eine Verbesserung. Denn noch vor einem Jahr konnte nur ein einziges Unternehmen mit der Bestnote glänzen: Der damalige Sieger WWK.

Folgende Unternehmen haben 2022 die Bestnote im DFSI-Gesamtrating erreicht:

  • WWK (92,15 Punkte/ Serviceversicherer)
  • Ergo Vorsorge (91,54 Punkte/ Serviceversicherer)
  • Hannoversche (95,40 Punkte/ Direkt- und Biometrieversicherer)
  • Europa (92,64 Punkte/ Direkt- und Biometrieversicherer)

Zudem schafften sechzehn Versicherer ein „Sehr Gut“, 32 Unternehmen schafften ein „Gut“. Demnach gelangten nur acht Unternehmen auf hinterer Ränge mit der Bewertung „Befriedigend“.

Die letztplatzierten des Gesamtratings

Folgende Lebensversicherer erhielten im Gesamtrating ein „Befriedigend“ – und damit die schlechteste Note, die im Rating vergeben werden musste:

  • Signal Iduna (57,23 Punkte/ Serviceversicherer)
  • Versicherer im Raum der Kirchen (54,65 Punkte/ Serviceversicherer)
  • DEVK Allgemeine (54,09 Punkte/ Serviceversicherer)
  • Debeka (52,90 Punkte/ Serviceversicherer)
  • Öffentliche Oldenburg (48,16 Punkte/ Serviceversicherer)
  • Bayerische Beamten (57,19 Punkte/ Run-Off)
  • Athora (55,95 Punkte/ Run-Off)
  • Ergo Leben (54,29 Punkte/ Run-Off)

Alle Ergebnisse des Ratings sowie eine Broschüre zum Rating sind auf der Webseite des Ratinghauses verfügbar.