Allerdings steigt auch das Risikobewusstsein an den Börsen – dies zeigen steigende Credit Spreads als Indikatoren. Denn in Krisen wie jener eines Krieges in Europa regiert auch an den Börsen die Unsicherheit.
Ein Credit Spread ist ein Risikoaufschlag auf einen Referenzzinssatz, der für risikobehaftete Anlagen oder Kredite gezahlt werden muss. Credit Spreads steigen in 2022 wieder – und Asset Manager erwarten einen weiteren Anstieg. Dies ergab eine Umfrage der Rating-Experten unter 32 Asset Managern.
Anlagenpolitik von Unsicherheit geprägt
Und das Risikobewusstsein schlägt sich auch in der Anlagenpolitik nieder. Dies zeigt eine weitere Befragung unter Lebensversicherern – zwar möchte die Mehrheit der bestehenden Lebensversicherer trotz der bestehenden Unsicherheiten realwertorientierte Anlagen ausbauen. Zum Teil aber erfolgt dies unter Reduktion der Aktienquote.
Stattdessen geht der Trend nun wieder zu festverzinslichen Wertpapieren – im Vergleich zum Vorjahr werden diese zu einem größeren Anteil gehalten. Am auffallendsten: 80 Prozent der Unternehmen möchte den Anteil alternativer Investments erhöhen. Hierunter fallen zum Beispiel Investments in die Infrastruktur, in Private Equity und Private Debt.
Geschäft gegen Einmalbeitrag geht zurück
Was hingegen in Zeiten steigender Zinsen nach Prognose der Experten abnehmen wird, ist der Trend zum Einmalgeschäft, der viele Versicherer durch das Tal der Niedrigzinsen brachte.
Schon aktuell führt ein Rückgang bei Einmalbeiträgen zu abnehmenden Bruttobeiträgen – um 5,7 Prozent gingen Einmalbeiträge zwischen 2020 und 2021 zurück, sodass auch gebuchte Bruttobeiträge von 99,9 Mrd. Euro in 2020 auf 98,2 Mrd. Euro in 2021 sanken. Der Rückgang wird sich verstärken – Statistiken zeigen eine negative Korrelation zwischen Einmalbeiträgen und zunehmenden Zinsen.
Statt stille Reserven stille Lasten: Die Nachwehen des Niedrigzins
Freilich: Der Niedrigzins produziert dennoch seine Nachwehen in den Bilanzen – und zwar insbesondere bei den Bewertungsreserven (BWR), sobald die Zinsen wieder steigen. Profitierten die Versicherer doch in den letzten Jahren viel von festverzinslichen Wertpapieren mit langer Laufzeit, die in der Hochzins-Phase erworben wurden. Weil die hohen Zinsen der Papiere den Marktwert weit über den Kaufwert hoben, konnten Verluste aus dem Niedrigzinsumfeld weitestgehend durch Überschusskapital und Reserven aufgefangen werden. Noch 2021 lagen die branchenweiten Bewertungsreserven bei über 150 Mrd. Euro.
In Zeiten steigender Zinsen aber kehrt sich der Effekt um: Nun sinkt der Marktwert unter den Kaufwert, weil die lange laufenden Anlagen nicht die Potenz des aktuellen Marktgeschehens wiedergeben. In der Folge leidet die Branche unter stillen Lasten, die schon 2022 laut Hochrechnung der Assekurata-Experten bei 40 Mrd. Euro liegen:
Somit fallen auch Zinserträge aus BWR-Auflösungen weg – ein negativer Effekt, der sich freilich ausgleicht, wenn die Papiere bis zur Endfälligkeit gehalten werden. Die Assekurata-Studie kann kostenpflichtig auf der Webseite der Experten bestellt werden.