Fahrräder mit Elektromotor sind längst keine Bastion von Älteren mehr, sondern boomen auch bei jungen Menschen. Das wirkt sich auf das Unfallgeschehen aus, wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen. Mehr als jeder Vierte, der 2021 mit einem Pedelec verunglückte, war jünger als 45 Jahre. Eine weitere Erkenntnis: Pedelec-Unfälle enden häufiger tödlich als bei Fahrrädern ohne Hilfsmotor.
Sie sind schnell, vergleichsweise umweltfreundlich und erleichtern so manchen steilen Anstieg: Fahrräder mit Elektroantrieb, auch als Pedelecs bekannt, galten lange als populäres Fortbewegungsmittel von Seniorinnen und Senioren. Doch dass auch immer mehr jüngere Menschen den Comfort eines zusätzlichen Elektromotors schätzen, zeigen aktuelle Unfallzahlen des Statistischen Bundesamtes. Demnach sind die Unfallopfer, die mit solch einem Gefährt unterwegs waren, immer jünger. Tendenz steigend.
Mehr junge Menschen verunglücken auf E-Bikes
War im Jahr 2014 noch mehr als die Hälfte (54,5 Prozent) der verunglückten Nutzerinnen und Nutzer eines solchen E-Bikes mindestens 65 Jahre alt, so war es 2021 nur noch ein Drittel (33,5 Prozent). Zugleich stieg die Zahl der jüngeren Unfallopfer an: 2014 war noch jeder neunte Mensch unter 45 Jahre (10,7 Prozent), 2021 gehörte der jüngeren Altersklasse bereits mehr als jeder Vierte an (27,8 Prozent).
Insgesamt ist die Zahl der Pedelecunfälle in Deutschland in den vergangenen Jahren stark gestiegen: Im Jahr 2021 meldete die Polizei 17.285 Pedelecunfälle mit Personenschaden, 2014 waren es noch 2.245. Damit tragen diese wesentlich dazu bei, dass die Zahl der Verunglückten mit Fahrrad seit Jahren steigt oder zumindest nicht sinkt. Denn bei den Fahrrädern ohne Motor ist die Zahl der Unfälle sogar rückläufig. Sie sank von 76.643 im Jahr 2014 auf 67.931 in 2021.
Die steigenden Unfallzahlen resultieren auch daraus, dass Pedelecs boomen. Nach Ergebnissen der Laufenden Wirtschaftsrechnungen (LWR) war 2014 in gut drei Prozent der Haushalte ein Pedelec vorhanden. 2021 besaß bereits rund jeder achte Haushalt (13 Prozent) ein E-Rad. Das zeigt sich auch an den Absatzzahlen. Wurden 2014 noch 480.000 Pedelecs verkauft, so meldet der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) für 2021 rund 2 Millionen verkaufte Pedelecs.
In Summe mehr tödliche Unfälle mit Pedelecs
Ebenfalls deutlich erhöht hat sich die Zahl der tödlichen Unfälle mit Pedelecs. 2021 kamen 131 Menschen auf einem Pedelec ums Leben, 2014 waren es noch 39 Frauen, Männer und Kinder. Demgegenüber sank die Zahl der Getöteten auf einem nicht motorisierten Fahrrad von 357 im Jahr 2014 auf 241 in 2021.
In diesem Zusammenhang wird diskutiert, ob Pedelecs gefährlicher sind als Fahrräder ohne Motor. Schaut man auf die bloßen Zahlen, so scheint das zuzutreffen. Auf 1.000 Pedelecunfälle mit Personenschaden kamen im Jahr 2021 7,6 Fahrerinnen und Fahrer ums Leben, bei einem nichtmotorisierten Fahrrad waren es 3,5 Getötete. Hierbei muss aber bedacht werden, dass E-Bike-Fahrerinnen und Fahrer im Schnitt älter sind. Ihr Durchschnittsalter beträgt laut Destatis 55 Jahre, das der nicht motorisierten Radler 41 Jahre. Bei älteren Menschen ist die Wahrscheinlichkeit höher, sich bei einem Sturz schwer oder tödlich zu verletzen als bei jüngeren.
Erfreulich ist jedoch, dass die Zahl der Menschen, die mit einem Pedelec tödlich verunglückten, je 1.000 Pedelecunfälle mit Personenschaden in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist, wie die Statistiker vorrechnen: 2014 seien es noch 17,4 Getötete je 1.000 Pedelecunfällen mit Personenschaden gewesen. Auch dies sei unter anderem auf das sinkende Alter der Verunglückten zurückzuführen.