Einige negative Nachrichten drücken aktuell besonders auf das Gemüt großer Teile der Bevölkerung. Die Themen Corona, Russland und Inflation schüren die Sorgen vieler Bundesbürger. Weshalb man Schwarzmalerei keinen Platz geben sollte und welche Chancen die Krisen mit sich bringen, erklärt Markus Drews, Managing Director Canada Life Assurance Europe plc., in seiner aktuellen Kolumne für Versicherungsbote.
Irgendwie scheinen dieser Tage die schlechten Nachrichten kein Ende nehmen zu wollen: zu Corona, Russland, Inflation und Lieferengpässen gesellen sich nun drohende Hungersnöte, Dürren und jüngst auch noch die zumindest verbale Eskalation zwischen den USA und China.
Und während wir hierzulande noch den Sommer und seine Freiheiten genießen, ziehen am Horizont schon die dunklen Wolken des nahenden Winters auf. Die Politiker mahnen und die Gazetten sehen unseren Wohlstand bedroht. Gerade in Deutschland waren wir jahrzehntelang verwöhnt von den Segnungen der Globalisierung, glaubten an die schier unbegrenzt scheinenden Möglichkeiten – alles was das Herz begehrt war zu bekommen, an jedem Tag, zu jeder Zeit und zu erschwinglichen Preisen. Nun ja, ich denke, die Landung auf dem Boden der Tatsachen kam zwar mit einem langen Anflug daher, erfolgte dann aber doch recht hart. Letztlich dürfte inzwischen jeder verstanden haben, dass wir vor einer großen Herausforderung stehen. Spätestens mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist klar: die Welt ist ein Dorf. Und wenn es an einem Ende kracht, bekommt es das ganze Dorf zu spüren. Wir müssen sie schmerzhaft erkennen, die Grenzen der Globalisierung, ob beim Klima, dem Getreide, den Lieferketten, dem Öl oder dem Gas.
Eine große Stärke der Menschheit liegt aber genau darin, sich an Veränderungen anzupassen. Auch an schmerzhafte. Besonders gut können wir das im Teamwork – als Gemeinschaften, die sich unterhaken, solidarisch erklären und gemeinsam einen Ausweg finden. Paradebeispiel: die große Solidarität mit den Opfern der Flut 2021 und nun mit der Ukraine und ihrer Bevölkerung.
Wir werden diese Stärke in den nächsten Monaten, vielleicht Jahren, gut gebrauchen können. Da kommt eine weitere Krise auf uns zu – machen wir uns nichts vor. Der Winter wird uns fordern, ob durch Covid, Heizen oder die internationalen Konflikte. Aber: Bekanntlich bietet auch jede Krise neue Chancen. Unter Druck entstehen oft die besten Ideen – alte Studentenweisheit, wenn kurz vor knapp mit dem Lernen begonnen oder die Studienarbeit in Angriff genommen wird.
Der Druck ist längst da in Deutschland. Für die meisten von uns als langsam lauter werdende Hintergrundmusik spürbar, wenn Politiker und Experten mahnend den Finger heben – sei es wegen Covid oder etwa der Energieversorgung. Ich bin ihnen dankbar dafür: Frühzeitige Wahrnehmung vermeidet unangenehme Überraschung und ermöglicht die Vorbereitung auf die neue Situation.
Gesunder Menschenverstand ist gefragt (bitte nicht nochmal in den kollektiven Hamsterkauf-Mode switchen) und ein realistischer, aber entschiedener Umgang mit der Situation. Niemand wird hungern oder frieren müssen. Aber es muss doch auch nicht gleich bei jeder angeratenen Einschränkung vom Politikversagen schwadroniert werden. Jüngst konnte ich den Social-Media-Kommentar-Wahnsinn mal wieder live erleben, als mein heimisches Freibad darüber informierte, die Heizung in Vorbereitung auf den Winter abzustellen und somit der Stadt, den Bürgern beim Sparen zu helfen. Die Heizung – im Freibad – im Juli! Die Häme und den Spott in den Kommentaren hätten Sie mal lesen sollen. Wir brauchen definitiv eine andere Einstellung – Probleme lassen sich nicht von Schwarzmalern weghetzen. Wir brauchen entschlossene Anpacker, Leute mit Bodenhaftung, die sich zutrauen, einer aufkommenden Krise die Stirn zu bieten, die sich gegenseitig stärken und stützen – verbal und vor allem auch mit Taten. Wie bei der Fluthilfe, wie bei der Ukraine-Hilfe. Das dürfte der wohl beste und stärkste Hebel für die Sicherung unseres Wohlstandes und das Meistern der nächsten Herausforderung sein.
Wir haben doch auch durch Covid erst wieder im großen Stil die Vorzüge von Deutschland als Urlaubsland kennen gelernt. Vielleicht bietet sich durch das Rückbesinnen auf eine stärkere Regionalisierung nicht nur eine Verminderung einseitiger Abhängigkeiten: Mehr regional erzeugte Lebensmittel sind gut für unsere Wirtschaft – und für das Klima!
Und unsere Branche? Wir werden unseren Beitrag leisten! Ob als „Lieferant von Sicherheit“ für unsere Kunden, als Arbeitgeber oder Geschäftspartner, als Mitglieder dieser Gesellschaft. Wir werden vorbereitet sein, falls Covid wieder zuschlägt und wir werden vorbereitet sein auf mögliche Einschränkungen, die der Winter für uns bereithält.
Jede Krise bietet ihre Chancen. Bereiten wir uns vor und packen wir es an – gemeinsam!
Markus Drews