Wer in Deutschland lange Jahre ein Ehrenamt beglich, soll künftig früher in Rente gehen dürfen. Das schlägt aktuell Bundesinnenministerin Nancy Faeser (FDP) vor. Dabei hat sie auch Aktivitäten im Blick, für die es künftig einen höheren Bedarf geben könnte: etwa die Bekämpfung der Folgen von Naturkatastrophen.
Wer jahrelang ein Ehrenamt begleitet hat, soll zeitiger ohne Abschläge seine gesetzliche Rente in Anspruch nehmen dürfen. Das schlägt aktuell Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) vor. „Man muss darüber nachdenken, wie man denjenigen etwas Gutes tun kann, die das ihr Leben lang getan haben“, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Und weiter: „Gibt es nicht beispielsweise eine Idee davon, wie man das in der Rente anders darstellen kann? Man könnte es zum Beispiel privilegieren, indem man den Menschen, die ihr Leben lang einen solchen Dienst an der Bevölkerung geleistet haben, früher in Rente schickt – ein Jahr beispielsweise.“
Sie verwies darauf, dass mit dem Ehrenamt wertvolle Tätigkeiten verbunden seien. Und bringt indirekt ins Spiel, diese zu gewichten. Für besonders wertvolle Tätigkeiten, wie beispielsweise bei der Feuerwehr oder Rettungsdiensten, müsse über solche Modelle nachgedacht werden. Damit sollen auch Anreize für Bürgerinnen und Bürger gesetzt werden, eine solche Tätigkeit aufzunehmen.
15,72 Millionen Ehrenamtliche
Im Jahr 2022 sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums 15,72 Millionen Menschen ehrenamtlich tätig. Das betrifft verschiedenste Aufgaben: zum Beispiel als Schülerlotsen oder in Freizeit- und Sportvereinen, bei der Feuerwehr, als ehrenamtliche Richter, Sozialarbeiter oder in der Kommunalpolitik. Als Ehrenamtliche werden Personen bezeichnet, die freiwillig und unentgeltlich bei einer Organisation, Initiative, Verein oder etwas Ähnlichem arbeiten.
Nancy Faeser argumentierte gegenüber RND, dass derartige Aufgaben künftig noch wichtiger werden. Durch die Zunahme von Naturkatastrophen mit schlimmen Folgen wie Hochwasser, Waldbrände und schwere Stürme wachse der Bedarf an Ehrenamtlern. Sie forderte, auch über ein mögliches Dienstpflichtjahr weiter zu debattieren. Deutschland sei sehr privilegiert mit seinem Freiwilligensystem. Man könne den Freiwilligen jedoch nicht die ganze Verantwortung für solche Großschadenereignisse aufbürden.
"Ehrenamt nicht auf Beitragszahler abwälzen"
Dass Faesers Vorschlag umgesetzt wird: unwahrscheinlich. Das Ehrenamt sei eine gesamtgesellschaftliche Frage und könne nicht allein auf die Beitragszahler zur gesetzlichen Rentenversicherung abgewälzt werden, argumentierte der sozialpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Pascal Kober. Das wäre auch unfair gegenüber selbstständigen Ehrenamtlichen, die selten rentenversichert seien - und folglich nicht von der Regel profitieren würden.
Zudem kommen auf die Rentenversicherung mittelfristig enorme Finanzierungsprobleme zu. 12,9 Millionen Erwerbspersonen werden binnen der nächsten 15 Jahre in den Ruhestand wechseln, so eine Berechnung des Statistischen Bundesamtes. Das wird das Verhältnis von Beitragszahlern und Rentnern weiter verschlechtern. Der Ökonom Bernd Raffelhüschen warnte jüngst vor einem Billionen-Loch in der deutschen Rentenversicherung.