Heithoff: Also sind Gewerbe- und Industrie-Versicherungsmakler im Grundsatz kaum anders als Unternehmensberater? Zumindest jene, die sich vom klassischen Verkäufer zum Einkäufer von Risiken wandeln, als Risikocoach und Risikomanager agieren?
Heinzler: Im Grundsatz nicht. Doch wir unterscheiden uns in der Assekuranz noch zu stark in der Arbeitskultur. Hier haben uns die richtigen Management-Berater noch einiges voraus, woran wir branchenweit zu arbeiten haben. Das fängt bei der eingangs angesprochenen Feedback- und Fehlerkultur an, doch es trägt sich eben auch im Selbstwertempfinden und in der Auffassung unserer täglichen Arbeit weiter. Auf dem Niveau, wo wir im Mittelstand und in der Absicherung von Industrierisken arbeiten, hat es heute längst nichts mehr mit Tschaka-Versicherungsverkauf zu tun, den man der ganzen Branche rundweg immer noch attestiert.
Hier braucht es eben immer noch das Sichtbar-machen dieser Veränderung. Hierfür ist es so wichtig, dass wir uns Impulse und Menschen von außen holen: Mehr Öffnung für Hospitationen, für Praktika, für duales Studium und klassische Ausbildung. Wir brauchen zumindest für die nachkommende Altersgruppe ein anderes Bild vom Industrieversicherungsmakler und dessen Tätigkeit. Dafür müssen wir nach außen stellen, wie toll eigentlich unser Arbeitsumfeld ist und was unser Beruf ist, wieviel Spaß das macht, wie spannend das ist und die abwechslungsreich.
Ganz-Cosby: Hierbei hilft Unternehmen auch ihr eigener (hoffentlich vorhandener) Wertekompass, der nach außen sichtbar gemacht werden muss. Wenn die Werte stimmen, fällt es auch leichter, Sinn zu transportieren, der ja der jungen Generation vielfach sehr wichtig ist. Diesen Sinn kann ein mittelständischer Arbeitgeber aus unserer Sicht stärker liefern, als ein Konzern mit den entsprechenden Strukturen. Es ist natürlich immer die Frage, was man für sich selbst möchte. Konzerne zahlen besser als der Mittelstand, sie sind größer. Doch Gestaltungsfreiheit und Kreativität, die brauchen eben auch einen Garten, in dem sie wachsen können. Das geht nicht auf Beton.
Heinzler: Spannend ist auch, sich die Entwicklung allein der letzten Monate bei uns hier bei ARTUS anzuschauen: Sobald sich ein Unternehmen aufmacht, den Wandel proaktiv (und nicht reaktiv) anzugehen und aus sich selbst heraus nach Veränderung zu streben, nimmt dies auch der Markt wahr. Immer natürlich die entsprechende Transparenz und der Zusammenhalt innerhalb des Unternehmens bzw. der Gruppe vorausgesetzt – doch so lassen sich auch Menschen von außen, erfahrene Marktteilnehmer, anwerben und begeistern. Denn „Business-as-usual“ ist einfach kein auf Dauer erfüllendes Arbeitsumfeld. Die Menschen wollen zwar vielfach Sicherheit, aber sie wollen auch mit gestalten. Und die Möglichkeit dazu, die ist ansteckend. Darf man heute noch „ansteckend“ sagen?
Heithoff: Doch, ich denke schon … Liebe Frau Ganz-Cosby, lieber Herr Heinzler, ich bedanke mich herzlich für diesen Einblick und insbesondere für die Gelegenheit, mit Ihnen beiden so offen über Themen zu sprechen, die nicht allein für die ARTUS GRUPPE, sondern auch für viele andere Versicherungsmaklerbetriebe eine hohe Relevanz haben.
Ganz-Cosby: Lieber Herr Heithoff, auch Ihnen vielen Dank. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!
Heinzler: Auch von mir vielen Dank. Und viele Grüße von Baden-Baden an die Ostsee!