Ehrenamt: Mehr als die Hälfte der Vereinsvorstände ohne Haftpflicht-Schutz

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Die Mehrheit der deutschen Vereinsvorstände besitzt keinen Haftpflicht-Schutz für Personen- und Sachschäden. Darauf macht aktuell der Spezialversicherer Hiscox anlässlich einer Studie aufmerksam. Im Zweifel haften die Vorstände mit ihrem persönlichen Vermögen, wenn in der Vereinsarbeit Dritten Schaden entsteht. Auch Vermögensschäden sind in den Vereinen nur unzureichend abgesichert.

Nur knapp die Hälfte (46 Prozent) der deutschen Vereinsvorstände sorgt mit einer Haftpflicht-Police vor, die im Ehrenamt Personen- und Sachschäden absichert. Darüber hinaus verfügen nur gut 20 Prozent der Vereine (22,8 Prozent) über eine Veranstalterhaftpflicht, obwohl mehr als jeder zweite Verein (54 Prozent) auch Events durchführt. Das ist Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Marktforschers Civey bei Entscheiderinnen und Entscheidern in deutschen Vereinen.

„Vor allem Vereinsmitglieder in leitender Funktion müssen bei mangelnder Absicherung schnell mit persönlicher Haftung rechnen. Aber auch einfache Sach- oder Personenschäden sowie Vermögenshaftpflichtschäden, die sich in der tagtäglichen Vereinsarbeit selten gänzlich vermeiden lassen, können gerade für kleine Vereine schnell existenzbedrohend werden“, kommentiert Mario Hartmann, Experte vom Spezialversicherer Hiscox. Der Versicherer hat die Umfrage in Auftrag gegeben.

Über eine Vermögensschadenhaftpflicht verfügt sogar nur 17 Prozent der Vereine. Dabei zeigt die Hiscox Schadenpraxis, dass gerade Vermögensschäden neben Sach- und Personenschäden zu den häufigsten Risiken zählen. Denn schnell kann es im operativen Vereins-Geschäftsablauf zu folgenschweren Versehen kommen, etwa wenn Fristen für Förderanträge versäumt werden, wenn Klagen wegen unrechtmäßig auf der Vereins-Homepage verwendeter Fotos eingehen oder wenn gar von Vereinsmitgliedern Gelder veruntreut werden.

Im Pressetext zur Studie macht die deutsche Hiscox-Tochter darauf aufmerksam, dass der fehlende Haftungsschutz ein weitreichendes Problem ist. Laut dem Bundesverband der Vereine und des Ehrenamtes e.V. (bvve) gibt es in Deutschland rund 620.000 Vereine mit über 50 Millionen Mitgliedern. Davon übernehmen 20 bis 30 Millionen Menschen ehrenamtliche Tätigkeiten, wie der Verband auf seiner Webseite berichtet. Legt man den Mindestlohn zugrunde, entspricht deren erbrachte Leistung rund 40 Milliarden Euro pro Jahr.

Quelle: Civey / hiscox.de

Persönliche Haftung kann weitreichende Folgen haben

Ein Risikobewusstsein für finanzielle Schäden ist in den Vereinen durchaus vorhanden. Knapp 60 Prozent (57,8 Prozent) der Befragten halten eine Haftpflicht zur Absicherung vor Personen- und Sachschäden für sehr wichtig, so zeigt die Umfrage.

Werden die Vereins-Verantwortlichen gefragt, was aus ihrer Sicht das größte Haftungsrisiko ist, zeigt sich ebenfalls ein realistisches Bild. Drei von zehn Befragten (29,9 Prozent) halten mögliche Personenschäden bei Dritten für ein großes Risiko. Aber auch Schäden bei einer eigenen Veranstaltung oder Reise (20,3 Prozent) sowie Datenverlust und Datenschutzverstöße (18,4 Prozent) werden als Risiken wahrgenommen. Bedenklich: Dennoch geben 29 Prozent an, dass keine der genannten Risiken aus ihrer Sicht relevant sei bzw. dass sie hierzu keine Meinung haben.

Hiscox nennt ein Beispiel aus der eigenen Schadenspraxis, welche Folgen bereits kleine Nachlässigkeiten haben können. So habe ein Geschäftsführer eines Amateursport-Vereins die Dokumentationspflichten verletzt, sodass dem Verein vom Finanzamt die Gemeinnützigkeit entzogen wurde. Nachträglich wurden hohe Summen an Körperschafts-, Gewerbe- und Umsatzsteuern eingefordert. Der betroffene Geschäftsführer hätte ohne entsprechenden Versicherungsschutz mit seinem privaten Vermögen für den entstandenen Schaden einspringen müssen.

Hierbei gilt es zu bedenken, dass die Ehrenamtlichen oft keine spezielle Ausbildung für ihre Tätigkeit haben, entsprechende Fehler folglich schnell passieren können. Ein weiteres Beispiel: bei einer Veranstaltung verletzte ein unsachgemäß angebrachter Lautsprecher einen Zuschauer schwer. Der Verantwortliche sollte auch für den Dienstausfall des Verunfallten aufkommen. Hier drohen sechs- oder gar siebenstellige Schadensersatz-Forderungen.

Quelle: Civey / Hiscox

„Unsere Umfrage zeigt einen deutlichen Kontrast zwischen Wahrnehmung und De-facto-Absicherung. Ehrenamtliches Engagement sollte für Vereinsmitglieder jedoch nicht mit der Gefahr von eigenen finanziellen Schäden einhergehen – und Vereine nicht nur einen Schadenfall von der Auflösung entfernt sein“, kommentiert Mario Hartmann, der beim Spezialversicherer Hiscox auch für die Vereinshaftpflicht-Police verantwortlich zeichnet.

Hintergrund: Im Auftrag des Spezialversicherers Hiscox befragte das Marktforschungsunternehmen Civey im August 2022 in einer repräsentativen Umfrage 1.000 Entscheiderinnen und Entscheider von deutschen Vereinen unter anderem zu ihrer Risikoeinschätzung sowie der Absicherung ihres Vereins. Die Befragten tragen haupt- oder ehrenamtlich Verantwortung in der Verwaltung oder Organisation eines eingetragenen Vereins, der jährlich über weniger als 10 Millionen Euro Budget verfügt.

Quelle: mit Pressematerial Hiscox