Die Ratingagentur Franke & Bornberg hat die besten Grundfähigkeitsversicherungen gekürt. Zwar sei das Tarifniveau „erfreulich hoch“. Durch die zunehmende Anzahl von Leistungsauslösern sinke jedoch die Vergleichbarkeit. Vermittler würden deshalb Gefahr laufen, sich von Marketing-Gimmicks blenden zu lassen.
Das Ratinghaus Franke & Bornberg hat erneut Grundfähigkeits-Policen unter die Lupe genommen. Für das Rating seien in Summe 97 Tarife von 26 Anbietern auf rund 74 Kriterien hin untersucht worden. Doch dies war gar nicht so einfach. Denn die Angebotslandschaft wächst und wird unübersichtlicher. Denn immer mehr Versicherer drängen in das Geschäft mit Grundfähigkeitsversicherungen. Seit Einführung eines eigenen Kriterienkatalogs im Jahr 2019 ist der Kreis der Anbieter von damals 17 auf jetzt 26 Gesellschaften gewachsen. Weitere Versicherer stehen aktuell kurz vor der Markteinführung.
Vergleich von Grundfähigkeitsversicherungen wird schwieriger
„Versicherer entdecken zunehmend, dass die Grundfähigkeitsversicherung ihr BU-Geschäft nicht kannibalisiert. Ganz im Gegenteil – sie bietet ihnen zusätzliche Absatzchancen bei Menschen, die wegen ihres Berufes oder aufgrund von Vorerkrankungen keinen bezahlbaren BU-Schutz erhalten würden.“, erläutert Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer von Franke und Bornberg. Zudem bleibe die GF-Versicherung von schwer kalkulierbaren Entwicklungen am Arbeitsmarkt unberührt: „Veränderte Berufsbilder, Leistungsdruck und fortschreitende Digitalisierung können die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt einer Berufsunfähigkeit erhöhen. In diesem Fall wirkt ein GF-Bestand stabilisierend auf das Versicherer-Portfolio“, so Franke.
Einhergehend mit dem größeren Angebot wird auch der Wettbewerb und damit die Vielfalt der Produkte größer. Neue Bausteine und die Aufspaltung etablierter Grundfähigkeiten in detaillierter beschriebene Leistungsauslöser, auch „Stripping Down“ genannt, machen das Angebot immer komplexer. Beim Stripping Down wird zum Beispiel die Grundfähigkeit „Sehen“ mit „Bildschirmtätigkeit“ flankiert, und zu der Grundfähigkeit „Hände gebrauchen“ gesellt sich die neue Fähigkeit „Benutzung elektronischer Geräte wie Smartphones, Tablets oder Gamecontroller“.
Mit dem Trend zu immer neuen Leistungsauslösern sinkt die Vergleichbarkeit. Ohne ein belastbares Rating laufen Vermittler und Verbraucher jedoch Gefahr, sich von Marketing-Gimmicks blenden zu lassen. „Stripping Down bietet häufig keinen belastbaren Mehrwert. Es setzt vor allem das Kopfkino in Gang. Das Smartphone, ein Tablet oder die geliebte Spielekonsole nicht mehr nutzen zu können, kommt für viele Menschen einem GAU gleich. Und erhöht ihre Bereitschaft, für diese Fälle vorzusorgen.“, zeigt sich Franke skeptisch.
Zwei GF-Kategorien unter der Lupe
Der aktuelle Grundfähigkeiten-Katalog von Franke und Bornberg umfasst folgende 15 Grundfähigkeiten: „Gehen“, „Stehen“, „Knien oder Bücken“, „Autofahren“, „Sprechen“, „Hören“, „Heben und Tragen“, „Arme bewegen“, „Hände gebrauchen (Feinmotorik)“, „Hände gebrauchen (greifen / Kraft aufwenden)", „Hände gebrauchen (Beweglichkeit)“, „Sehen“, „Geistige Leistungsfähigkeit“, „Sitzen“, „Treppen steigen“
Da sich die Tarife durch Zusatzbausteine erheblich verändern können und im Ergebnis mit den Grundtarifen dann nicht mehr vergleichbar sind, hat Franke und Bornberg die beiden Kategorien „Grundfähigkeit“ und „Grundfähigkeit Plus“ geschaffen. Tarife werden der Kategorie Grundfähigkeit Plus zugeordnet, wenn zusätzliche Leistungsauslöser, wie etwa schwere Krankheiten, enthalten sind. Und: Das Tarifniveau ist erfreulich hoch. Jeder zweite Tarif erreicht die Bewertungsklassen "hervorragend" (FFF+) oder "sehr gut" (FFF). Die Höchstnote erhielten nur Tarife, die alle 15 Grundfähigkeiten in der geforderten Qualität absichern. Und das waren 45 Prozent der Tarife. Allerdings lässt sich das gute Ergebnis nur selten auf neue Leistungsauslöser zurückführen, schreiben die Hannoveraner.
In der Kategorie „Grundfähigkeit“ wurden in Summe 57 Tarife untersucht. 27 Tarife und damit 47,37 Prozent wurden als "hervorragend" eingestuft. Zu den Anbietern mit einem Tarif auf dem Siegerpodest gehören: Allianz, Alte Leipziger, Baloise, Canada Life, die Bayerische, Dortmunder Leben, Gothaer, HDI, Nürnberger, Signal Iduna, Stuttgarter, Swiss Life, Volkswohl Bund und Zurich. Viele Versicherer konnten sich gleich mit mehreren Tarifen und Tarifvarianten auszeichnen. Weitere vier Tarife wurden als "sehr gut" bewertet. Im Mittelfeld mit "guten" oder "befriedigenden" Noten landen 15 beziehungsweise zehn Tarife. Die schwächste Bewertung lautet "ausreichend" und wurde nur ein einziges Mal vergeben: Diese Bewertung erhielt die Helvetia für den Tarif CleverProtect GF. Die Schulnoten "mangelhaft" und "ungenügend" wurden indes gar nicht vergeben.
In der Kategorie „Grundfähigkeit Plus“ wurden insgesamt 40 Tarife unter die Lupe genommenn. Hier sind 17 Tarife und damit 42,5 Prozent als "hervorragend" deklariert worden. Zu den Anbietern mit einem Gewinner-Tarif gehören: Allianz, Baloise, Canada Life, HDI, Nürnberger, Signal Iduna, Stuttgarter, Swiss Life und Volkswohl Bund. Auch hier konnten viele Unternehmen gleich mit mehreren Tarifen und Tarifvarianten überzeugen.
Weitere drei Tarife wurden als "sehr gut" eingeordnet. Im Mittelfeld der Notenskala mit "gut" oder "befriedigend" kommen 13 beziehungsweise sieben Tarife ins Ziel. Die schwächste Bewertung lautet in dieser Kategorie "befriedigend". Denn die Bewertungen "ausreichend", "mangelhaft" und "ungenügend" wurden nicht verteilt.