Die Allianz hat bisher Aktienkäufe ihrer Vertreterinnen und Vertreter bezuschusst, sodass sie diese billiger erhielten. Doch dieses Programm soll nun abgeschafft werden, wie aus einem Schreiben der Vertriebstochter Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) hervorgeht. Die Begründung: Das Programm werde ohnehin wenig genutzt, nun soll das Geld in Azubis und neue Fachkräfte investiert werden. Im Intranet des Versicherers zeigen sich die Agenturen verärgert.
Die Allianz streicht ein Aktienprogramm für Vertreterinnen und Vertreter, welches vorsah, dass der Kauf von Allianz-Aktien bezuschusst wird. Das geht aus einem Schreiben der Vertriebstochter Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) hervor, welches dem Versicherungsboten vorliegt. Ein Sprecher des Versicherers bestätigte den Vorgang.
Die genannten Gründe für das Aus
Brisant: In dem Schreiben wird das Aus ausgerechnet damit begründet, dass die Zukunftsfähigkeit des Vertriebs gestärkt werden soll und das Interesse an dem Programm zu gering gewesen sei. Konkret heißt es in dem Schreiben:
“Das Aktienprogramm für Vertreter:innen der Allianz gab es ausschließlich in Deutschland. Die außerordentliche Bezuschussung wurde dabei immer nur von einem kleinen Teil der Vertreterschaft in Anspruch genommen. Das Programm stand daher seit Jahren auf dem Prüfstand.“ In den Corona-Jahren 2020 und 2021 sei der Zuschuss lediglich mit Blick auf die besondere Situation verlängert worden. „Im laufenden Jahr 2022 und für die Zukunft entfällt nun diese Bezuschussung“.
Der ABV-Vorstand habe das Ende des Programms auch mit Blick auf die „aktuellen gemeinsamen Herausforderungen der Agenturen und der ABV“ entschieden, heißt es weiter. Hierbei gehe es darum, das „Geschäftsmodell kontinuierlich weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu gestalten“. Dabei verweist der Vorstand auf die demographische Entwicklung und den Fachkräftemangel. Den Versicherungsvertrieb planen derzeit Nachwuchssorgen, das belegen Umfragen wie etwa das BVK-Vermittlerbarometer. Dort gibt etwa jeder zweite Befragte an, in den kommenden 15 Jahren in den Ruhestand wechseln zu wollen.
Es soll mehr Geld für Azubis geben
Das frei werdende Geld soll nun unter anderem in den Ausbau der Einstellungskontingente für 2023 investiert werden sowie in den Ausbau des Azubi-Programms für Vertreterinnen und Vertreter, berichtet der Allianz-Sprecher dem Versicherungsboten. Mit anderen Worten: Man will es den Agenturen ermöglichen, vermehrt junge Fachkräfte einzustellen und auszubilden. Bereits für diesen Herbst sei zudem eine Empfehlungsprämie ausgerufen worden, um Nachwuchs für Agenturen zu gewinnen. „Diese Investitionen greifen die Herausforderungen im Zusammenhang mit gutem Personal auf und kommen somit einem Großteil der Vertreterschaft zugute“, argumentiert das Schreiben.
Kritik im Intranet
Im Intranet des Versicherers zeigen sich viele Vertreterinnen und Vertreter der Allianz jedoch verärgert ob des verlorenen Privilegs. Mehr als 150 Personen haben dort mittlerweile ihren Unmut geäußert. Sie zweifeln an, ob die Sparmaßnahme tatsächlich ihnen nützen soll - oder der Konzern erneut den Rotstift zu ihrem Nachteil zückt. Bereits in 2018 haben die Agenturen eine langjährige Prämie verloren, die gezahlt wurde, wenn die Vermittler ihre Kundinnen und Kunden sehr lang an sich binden konnten: die sogenannte Bestandssicherungsprämie.
Die Vermittler beklagen unter anderem fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit von Seiten der Vorstände - und fordern mehr Unterstützung in der Nachwuchsarbeit für kompetente Vertriebsmitarbeiter.