Der Bestand an Vollversicherungen stagniert in der Privaten Krankenversicherung (PKV). Umso härter ist der Umdeckungswettkampf – Versicherer versuchen, sich gegenseitig Bestandskunden abzuwerben. Welche Unternehmen aber waren hierbei in 2021 besonders erfolgreich? Und welche Unternehmen hatten keinen Erfolg? Versicherungsbote stellt Umdeckungssieger und -verlierer anhand einer aktuellen Studie vor.
In der privaten Krankenversicherung tobt ein Kampf um die Kunden der Konkurrenz. Das Ausmaß ist umstritten. So vertritt Versicherungsexperte Matthias Beenken in einem Artikel des Versicherungsmagazins die These: Seit Jahren ließe sich nennenswerter Wachstum in der privaten Krankenversicherung nur noch erzielen, indem man der Konkurrenz Bestandskunden wegnimmt (Versicherungsbote berichtete). Und tatsächlich stagnieren die Zahlen insbesondere im Bestand der Vollversicherungen oder gehen sogar seit Jahren zurück.
Seit 2011 verlor die PKV fast 260.000 Vollversicherte
Das zeigt auch der aktuelle MAP-Report mit der Nummer 925 – ein Bilanzrating privater Krankenversicherer für die Jahre 2017 bis 2021. Ende 2021 waren 8.716.776 Personen vollversichert: 7.124 Versicherte weniger als im Vorjahr. Den größten Bestand hatte die Branche im Jahr 2011 mit 8.976.400 Vollversicherten. Seitdem hat der Markt fast 260.000 Vollversicherte verloren. Derartige Zahlen scheinen die These von Beenken zu bestätigen. Auch MAP-Autor Reinhard Klages stellt sich in der Einleitung seines Reports die Frage, wie lange der Trend rückläufiger Vollversicherungen für die Branche noch zu verkraften ist.
Übertragungswerte zeigen, wer der Konkurrenz die Kunden abluchst
Demnach verwundert es nicht, dass sich private Versicherer auch untereinander die Kunden streitig machen wollen. Der Wettbewerb um Kunden anderer privater Krankenversicherer lässt sich hierbei messen anhand der Übertragungswerte bei Alterungsrückstellungen – für alle Verträge ab 2009 kann bei Wechsel des Anbieters ein Teil der Alterungsrückstellungen mitgenommen werden. Möglich machte dies das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz (GKV-WSG) von 2007.
Wichtigster Wert ist der Saldo erhaltener und abgeführter Alterungsrückstellungen:
- Versicherer mit positivem Saldo, die wesentlich mehr Altersrückstellungen erhalten als abführen, haben der Konkurrenz erfolgreich PKV-Kunden abgeworben.
- Wer hingegen viele Alterungsrückstellungen verliert bei hohem negativen Saldo, der verliert besonders viele Personen in der Vollversicherung an die Konkurrenz.
Wichtig ist: Übertragungswerte sind nicht gleichsetzen mit dem Geschäftserfolg
Allerdings sollte man bei zu leichten Schlussfolgerungen vorsichtig sein. Denn einige Umdeckungsverlierer haben dennoch ein erfolgreiches Geschäftsjahr absolviert. Das zeigt zum Beispiel die Debeka:
- Gemäß Übertragungswerten zählt die Debeka zu den Umdeckungsverlierern – mit einem Saldo bei portablen Alterungsrückstellungen in Höhe von minus 9,95 Mio. Euro. Betrachtet man also nur diese Rückstellungen, könnte man schlussfolgern: Das Geschäftsjahr 2021 verlief für die Debeka nicht positiv.
- In Wirklichkeit aber ist das Gegenteil der Fall: Die Kennzahlen der Debeka zeigen in 2021 eines der erfolgreicheren PKV-Geschäfte. Denn anders als viele andere PKV-Unternehmen konnte die Debeka durch ein erfolgreiches Neugeschäft 16.713 Personen in der Vollversicherung hinzugewinnen.
Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Saldi portabler Alterungsrückstellungen stets sehr niedrig sind in Relation zu den gesamten Alterungsrückstellungen. Darauf wies zum Beispiel letztjährig die Bayerische Beamtenkasse hin, die zu den Umdeckungsverlierern zählte und die auch diesmal wieder ein negatives Saldo in Höhe von 1,99 Mio. Euro vorweisen muss: Der verlorengegangene Betrag an Alterungsrückstellungen, der zur Bewertung dient, beträgt nur rund 0,02 Prozent des Gesamtbestands an Alterungsrückstellungen.
Die Sieger und Verlierer im Umdeckungswettkampf
Man darf demnach den Kennzahlen nicht zu viel Aussagekraft zusprechen, was im Folgenden bei Deutung der Zahlen zu beachten ist. Denn aussagekräftig sind die Zahlen zwar für den Wettbewerb um bereits privat krankenversicherte Kunden unter den PKV-Unternehmen. Die Kennzahl selber aber sagt noch nichts über den Erfolg des Neugeschäfts bei Vollversicherungen oder über die Bestandsentwicklung.
Im Folgenden werden Sieger und Verlierer im Umdeckungswettkampf vorgestellt. Zehn Versicherer haben in 2021 ein positives Saldo: Hier konnten mehr Kunden von der Konkurrenz gewonnen werden, als an die Konkurrenz verloren gingen. Hingegen weisen 15 Unternehmen negative Saldi aus: Diese Unternehmen verloren mehr Kunden an die Konkurrenz, als sie von der Konkurrenz hinzugewinnen konnten.
Sieben Versicherer weisen keine Daten aus
Zu bedenken ist aber auch, dass die Zahlen nicht vollständig sind. So wiesen sieben Unternehmen gar keine portablen Alterungsrückstellungen aus. Folgende Unternehmen hielten sich bei ihren Kennzahlen bedeckt: Axa, FAMK, Landeskrankenhilfe, Mecklenburgische, Münchener Verein, Ottonova und Universa.
Die Umdeckungssieger 2021
Angegeben ist das Saldo aus erhaltenen und abgeführten Alterungsrückstellungen 2021 (in gerundeten Werten).
- HanseMerkur: plus 37,40 Mio. Euro
- Arag: plus 14,53 Mio. Euro
- Continentale: plus 7,99 Mio. Euro
- LVM: plus 1,33 Mio. Euro
- HUK-Coburg: plus 1,30 Mio. Euro
- Allianz: plus 845.000 Euro
- Concordia: plus 699.200 Euro
- Hallesche: plus 616.000 Euro
- VRK: plus 294.800 Euro
- Alte Oldenburger: plus 55.800 Euro
Die Umdeckungsverlierer 2021
Angegeben ist das Saldo aus erhaltenen und abgeführten Alterungsrückstellungen 2021 (in gerundeten Werten).
- R+V: minus 1,32 Mio. Euro
- UKV: minus 1,49 Mio. Euro
- Bayerische Beamtenkranken: minus 1,99 Mio. Euro
- Generali: minus 2,5 Mio. Euro
- SDK: minus 2,67 Mio. Euro
- Signal Iduna: minus 3,75 Mio. Euro
- Gothaer: minus 5,23 Mio. Euro
- Barmenia: minus 6,51 Mio. Euro
- DKV: minus 7,90 Mio. Euro
- Debeka: minus 9,95 Mio. Euro
Hintergrund: Alle Zahlen sind dem aktuellen MAP-Report mit der Nummer 925 entnommen – dem aktuellen Bilanzrating der PKV-Versicherer für den Zeitraum 2017 bis 2021. Der Report kann – ebenso wie weitere Ausgaben des Traditionsratings – kostenpflichtig auf der Webseite des Analysehauses erworben werden.