Man könnte die provokante These aufstellen: Die Zukunft der privaten Krankenversicherung (PKV) liegt in der Ergänzung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Denn während die Zusatzversicherungen boomen, stagniert die Zahl der Vollversicherten in der PKV. Jedoch: Nicht für alle Unternehmen trifft eine Absatzflaute bei Vollversicherungen zu. Versicherungsbote hat sich aktuelle Zahlen angesehen.
Ende 2021 waren 8.716.776 Personen vollversichert: 7.124 Versicherte weniger als im Vorjahr. Den größten Bestand hatte die Branche im Jahr 2011 mit 8.976.400 Vollversicherten. Seitdem hat der Markt fast 260.000 Vollversicherte verloren. Derartige Zahlen scheinen eine These zu bestätigen, die Vertriebsexperte Matthias Beenken in einem Artikel des Versicherungsmagazins aufstellte: Seit Jahren ließe sich nennenswerter Wachstum in der privaten Krankenversicherung nur noch erzielen, indem man der Konkurrenz Bestandskunden wegnimmt (Versicherungsbote berichtete).
Einige Unternehmen zeichnen dennoch ein erfolgreiches Neugeschäft
Schaut man aber auf die einzelnen Unternehmen, ist der Befund nicht ganz so eindeutig. Denn tatsächlich gibt es auch Unternehmen, die in der Vollversicherung ein erfolgreiches Neugeschäft vorweisen können oder die im Bestand mit Vollversicherten wachsen. Dass demnach der Befund nicht per se zu verallgemeinern ist, zeigt der aktuelle MAP-Report mit der Nummer 925.
Insgesamt 12 von 34 PKV-Unternehmen sind es in 2021, die in der Vollversicherung wachsen konnten. Bevor die Zahlen aber präsentiert werden, ist noch immer Kritik notwendig. Denn private Krankenversicherer nehmen es mit der Transparenz nicht ganz so genau. Und das gilt insbesondere für die Entwicklung des Neugeschäfts bei Vollversicherungen, weswegen MAP-Autor Reinhard Klages das Neugeschäft immer noch als „gut gehütetes Geheimnis“ bezeichnen muss. Klages schreibt: „In den Geschäftsberichten“ seien diesbezüglich „nach wie vor kaum Angaben zu finden“.
Jedoch bilden die Marktführer – Debeka und Allianz – diesbezüglich Ausnahmen. Ansonsten muss bei vielen anderen Versicherern der Umweg über die Bestandszahlen gegangen werden, um überhaupt abschätzen zu können, wie sich das Neugeschäft bei Vollversicherungen entwickelt – und muss demnach auch in Kauf genommen werden, dass innerhalb dieser Zahlen Entwicklungen abgebildet werden, die nicht direkt auf das Neugeschäft zurückzuführen sind.
In absoluten Zahlen gewinnt der Marktfüher die meisten Kunden
Geht man nach absoluten Werten für 2021, dominiert – wenig überraschend – der Marktführer. Denn die Debeka konnte 16.713 Kunden neu als Vollversicherte hinzugewinnen. Auf Rang zwei folgt die Arag, die 9.739 Vollversicherte gegenüber 2020 hinzugewinnen konnte. Auf Rang drei folgt die Axa mit 7.747 Vollversicherten.
Misst man jedoch die Zugänge an Vollversicherten in Relation zum Bestand, dann konnte die Arag am meisten wachsen – mit einem Plus von 18,61 Prozent in 2021 gegenüber 2020. Auf Rang zwei landet die Concordia mit einem Plus von 11,05 Prozent (sie wuchs von 15.491 Vollversicherten auf auf 17.203 Vollversicherte). Und auf Rang drei des prozentualen Wachstums landet die Mecklenburgische, die um 5,75 Prozent wuchs (von 2.347 Vollversicherten auf 2.482 Vollversicherte – man beachte aber, dass sich dieser relative Wachstum durch einen doch arg kleinen Bestand erklärt).
Wer 2021 die meisten PKV-Vollversicherten verlor
Möchte man hingegen, in Relation zum Bestand, Aussagen über den größten Verlierer treffen, dann verlor die Vigo in 2021 die meisten Vollversicherten: ein Rutsch von 1.590 auf 1.529 Vollversicherte bedeuten ein Minus um 3,84 Prozent. Hier muss aber beachtet werden: Der hohe relative Verlust ist dem sehr kleinen Bestand "zu verdanken". Auf Rang zwei des relativen Verlusts liegt der Münchener Verein: ein Rutsch von 70.463 auf 68.417 Vollversicherte bedeutet ein Minus um 2,90 Prozent. Auf Rang drei des relativen Verlusts liegt die Gothaer – ein negativer Sprung von 130.023 auf 126.510 Versicherte bedeutet ein Minus um 2,70 Prozent.
Nach absoluten Zahlen verlor die DKV die meisten Vollversicherten – wurden in 2021 mit 710.282 Versicherten doch 14.444 Versicherte weniger gezählt als 2020. Auf Rang zwei der Verlierer nach absoluten Zahlen liegt die Allianz: ein Rutsch von 581.591 Vollversicherten auf 573.566 Vollversicherte bedeutet ein Minus um 7.925 Personen. Und den drittgrößten Verlust an Vollversicherten nach absoluten Zahlen musste die Bayerische Beamtenkranken hinnehmen – hier sank die Zahl der Vollversicherten von 308.728 auf 303.375.
Die Marktführer bei Vollversicherungen
Wer aber regiert den Markt, sprich: Welcher PKV-Versicherer hat die meisten Vollversicherten im Bestand? Hier regiert die Debeka mit 28,56 Prozent Marktanteil vor der Axa mit 9,26 Prozent Marktanteil und vor der Ergo-Tochter DKV mit einem Marktanteil von 8,15 Prozent.
Die Debeka hat in 2021 insgesamt 2.489.816 Vollversicherte im Bestand, die Axa 807.367 Vollversicherte und die DKV 710.282 Vollversicherte.
Die „Top-Ten“ bei den Vollversicherungen
Geht man nach Vollversicherten, dann dominieren folgende Unternehmen in Deutschland den Markt:
- Debeka: 28,56 Prozent Marktanteil (8.716.776 Vollversicherte in 2021)
- Axa: 9,26 Prozent Marktanteil (807.367 Vollversicherte)
- DKV: 8,15 Prozent Marktanteil (710.282 Vollversicherte)
- Signal Iduna: 7,14 Prozent Marktanteil (622.284 Vollversicherte)
- Allianz: 6,58 Prozent Marktanteil (573.666 Vollversicherte)
- HUK-Coburg; 4,85 Prozent Marktanteil (422.481 Vollversicherte)
- Continentale 4,45 Prozent Marktanteil (387.952 Vollversicherte)
- Bayerische Beamtenkranken: 3,48 Prozent Marktanteil (303.375 Vollversicherte)
- Barmenia: 3,44 Prozent Marktanteil (299.581 Vollversicherte)
- Generali: 3,42 Prozent Marktanteil (298.210 Vollversicherte)
Hintergrund: Alle Zahlen sind dem aktuellen MAP-Report mit der Nummer 925 entnommen – dem aktuellen Bilanzrating der PKV-Versicherer für den Zeitraum 2017 bis 2021. Der Report kann – ebenso wie weitere Ausgaben des Traditionsratings – kostenpflichtig auf der Webseite der MAP-Herausgeber Franke und Bornberg erworben werden.