21 Lebensversicherern gelingt es in 2021 nicht, genug Rendite am Kapitalmarkt zu erwirtschaften, um Garantiezusagen an die Kunden zu bedienen. Die Lage hat sich jedoch entschärft – in 2020 waren noch 33 Gesellschaften betroffen. Versicherungsbote zeigt, welche Unternehmen auch 2021 noch ein negatives Zinsergebnis hinnehmen müssen.
Seit Überarbeitung der Mindestzuführungsverordnung (MindZV) sind – gemäß Paragraf 15 – Angaben zur Beteiligung der Versicherten an den Erträgen für jedes Geschäftsjahr auszuweisen. In der hierfür vorgeschriebenen Tabelle (Anlage eins) werden auch Kapitalerträge und Garantieverpflichtungen (unter „Rechnungszins“) gegenübergestellt. Dies motiviert Rating-Unternehmen und Zweitmarkt-Anbieter regelmäßig zur Auflistung von Lebensversicherern mit negativem Zinsergebnis.
Bei einem negativen Zinsergebnis ist der Rechnungszins zum Bedienen der Garantiezusagen höher als die erwirtschafteten Kapitalerträge – Erträge reichen folglich nicht, um die Zinszusagen an die Kunden zu bedienen. Eine aktuelle Liste mit betroffenen Gesellschaften veröffentlichte nun die Versicherungsberatungsgesellschaft Zahl und Recht.
Zahl der betroffenen Versicherer sinkt
Und die Entwicklung ist erfreulich: Die Zahl der Versicherer mit negativem Zinsergebnis ist in 2021 gesunken. Denn waren 2020 noch 33 Unternehmen betroffen, sind es nun nur noch 21 von 80 Lebensversicherern; diese erzielen nicht genügend Rendite am Kapitalmarkt, um damit die Garantieversprechen an die Kunden zu stemmen.
Damit kehrt sich nun erstmals eine Entwicklung um. Kamen doch durch anhaltende Null- und Niedrigzinsen zuletzt immer mehr Unternehmen zur Liste mit negativem Zinsergebnis hinzu, weil es für die Lebensversicherer immer schwieriger wurde, ausreichend Kapitalerträge zu erzielen. Denn noch immer werden die meisten Gelder im konservativ gehandhabten Sicherungsvermögen angelegt – laut einer Assekurata-Studie hatten die Lebensversicherer zum 31.12.2021 noch 77 Prozent ihres Kapitals in festverzinslichen Anlagen liegen. Festverzinsliche Anlagen aber warfen in den letzten Jahren kaum noch etwas ab.
Hinzu kam die Belastung durch die gesetzlich vorgeschriebene Zinszusatzreserve (ZZR), die notwendig wurde, um teure Altgarantien weiter zu bedienen: Der Referenzzins, der angibt, ab welchen Prozentsatz die Versicherer nachreservieren müssen, sank immer mehr ab. In 2014 lag der Referenzzins noch bei 3,15 Prozent und in 2018 bei 2,09 Prozent, sank dann weiter in 2020 auf 1,73 Prozent und liegt aktuell bei 1,57 Prozent. Das bedeutet: Für alle Garantien oberhalb 1,57 Prozent müssen Lebensversicherer aktuell Gelder in die Zinszusatzreserve geben.
Geld fließt aus der ZZR ins aktive Kapital zurück
Allerdings haben die Lebensversicherer in den letzten Jahren schon fleißig nachreserviert und ein großes Polster aufgebaut: Ca. 97 Mrd. Euro lagen Ende 2021 in der ZZR. Und wenn der Referenzzins gleich bleibt oder (wie zu erwarten) durch einen steigenden Leitzins nach oben springt, ist laut Assekurata keine Nachreservierung für weitere Tarifgenerationen mehr notwendig. Schon 2022, so erwarten die Experten, wird Geld aus der ZZR ins aktive Kapital zurückfließen. Dies steht dann auch für eine Erhöhung der Kapitalerträge zur Verfügung. Es ist also zu erwarten, dass noch mehr Lebensversicherer von negativen Werten zurückkehren werden zu einem positiven Zinsergebnis.
Wer 2021 zu wenig Kapital erwirtschaftete
Statt 33 haben in 2021 nur noch 21 Lebensversicherer ein negatives Zinsergebnis. Allerdings gab es auch Bewegungen zwischen den Gruppen: Während sechs Versicherer in 2021 neu dabei sind in der wenig vorteilhaften Liste, haben immerhin 17 Versicherer ihren Weg aus dieser Liste geschafft. Zudem verschwand die Öffentliche Lebensversicherung Berlin Brandenburg AG als achtzehntes Unternehmen aus der Liste aufgrund einer Übertragung auf die Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG. Folglich sind 18 Lebensversicherer nicht mehr in der Negativliste vertreten, die 2020 noch dabei waren
Versicherer, die sich 2021 aus der Negativliste retten konnten
Folgende Unternehmen hatten zwar 2020 ein negatives Zinsergebnis, erwirtschaften in 2021 aber wieder genug Kapitalertrag, um die Garantien zu bedienen:
- Alte Leipziger Lebensversicherung a.G.
- Axa Lebensversicherung AG
- Barmenia Lebensversicherung a.G.
- Continentale Lebensversicherung AG
- Deutsche Ärzteversicherung AG
- DEVK Allgemeine Lebensversicherungs-AG
- Europa Lebensversicherung AG
- Hannoversche Lebensversicherung AG
- Nürnberger Lebensversicherung AG
- PB Lebensversicherung AG
- R + V Lebensversicherung AG
- Skandia Lebensversicherung AG
- Targo Lebensversicherung AG
- uniVersa Lebensversicherung a.G.
- Volkswohl-Bund Lebensversicherung a.G.
- WGV-Lebensversicherung AG
- ERGO Vorsorge Lebensversicherung AG
Versicherer, die 2021 in die Negativliste rutschten
Für sechs Versicherer hingegen lief es weniger gut: Diese waren in 2020 noch nicht dabei, konnten jedoch in 2021 nicht genügend Kapitalerträge erwirtschaften, um Garantiezinsversprechen zu decken:
- Concordia oeco Lebensversicherungs-AG
- Condor Lebensversicherungs-AG
- ERGO Lebensversicherung AG
- Heidelberger Lebensversicherung AG
- Süddeutsche Lebensversicherung a.G.
- Generali Deutschland Lebensversicherung AG
Versicherer mit negativem Zinsergebnis 2021 (in Klammern der Fehlbetrag in Prozent):
- Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG: Zinsergebnis = minus 46,34 Mio. Euro (Fehlbetrag von 4,94 Prozent)
- Concordia oeco Lebensversicherungs-AG: Zinsergebnis = minus 6,74 Mio. Euro (7,19 Prozent)
- Condor Lebensversicherungs-AG: Zinsergebnis = minus 13,16 Mio. Euro (13,44 Prozent)
- Credit Life AG: Zinsergebnis = minus 11.11 Mio. Euro (Fehlbetrag von 37,85 Prozent)
- Debeka Lebensversicherungsverein a.G.: Zinsergebnis = minus 177,79 Mio. Euro (Fehlbetrag von 9,11 Prozent)
- Ergo Lebensversicherung AG: Zinsergebnis = minus 45,91 Mio. Euro (Fehlbetrag von 3,28 Prozent)
- Heidelberger Lebensversicherung AG: Zinsergebnis = minus 40,40 Mio. Euro (82,31 Prozent)
- HUK-Coburg Lebensversicherung AG: Zinsergebnis = minus 89,67 Mio. Euro (26,85 Prozent)
- Itzehoer Lebensversicherungs-AG: Zinsergebnis = minus 2,24 Mio. Euro (9,08 Prozent)
- Landeslebenshilfe V.V.a.G.: Zinsergebnis = minus 965.343 Euro (22,71 Prozent)
- LVM Lebensversicherungs-AG: Zinsergebnis = minus 27,90 Mio. Euro (7,83 Prozent)
- Mecklenburgische Lebensversicherungs-AG: Zinsergebnis = minus 5.51 Mio. Euro (10,62 Prozent)
- Nürnberger Beamten Lebensversicherung AG: Zinsergebnis = minus 3,29 Mio. Euro (41,77 Prozent)
- Provinzial NordWest Lebensversicherung AG: Zinsergebnis = minus 52,00 Mio. Euro (8,42 Prozent)
- R + V Lebensversicherung a.G.: Zinsergebnis = minus 2,83 Mio. Euro (5,55 Prozent)
- Süddeutsche Lebensversicherung a.G.: Zinsergebnis = minus 1,45 Mio. Euro (9,03 Prozent)
- Vereinigte Postversicherung V.V.a.G.: Zinsergebnis = minus 1.613 Euro (98,47 Prozent)
- Frankfurt Münchener Lebensversicherung AG: Zinsergebnis = minus 3.89 Mio. Euro ((4,82 Prozent)
- Dortmunder Lebensversicherung AG: Zinsergebnis = minus 131.585 Euro (67,63 Prozent)
- Generali Deutschland Lebensversicherung AG: Zinsergebnis = minus 77,44 Mio. Euro (7,63 Prozent)
- Versicherer im Raum der Kirchen Lebensversicherung AG: Zinsergebnis = minus 30,36 Mio. Euro (31,93 Prozent)
Hintergrund: Alle Zahlen entstammen dem Versicherungsberater Zahl und Recht. Auf der Webseite des Unternehmens sind Tabellen mit allen Werten verfügbar.