Das staatliche Sicherungsniveau der Arbeitskraftabsicherung ist äußerst niedrig: Erwerbsminderungsrenten sind gering und sind schwer zu erreichen. Versicherungsbote stellt aktuelle Zahlen zur Höhe staatlicher Erwerbsminderungsrenten vor.
Mit einer Rentenreform in 2001 wurde die gesetzliche Berufsunfähigkeitsrente de facto abgeschafft. Seitdem leistet die Rentenkasse nur noch bei Erwerbsminderung, jedoch nicht mehr bei Berufsunfähigkeit. Das bedeutet: Der Staat garantiert nur noch ein äußerst geringes Sicherungsniveau.
Denn die Renten sind zum einen schwer zu erreichen:
- Eine teilweise Erwerbsminderung liegt erst dann vor, wenn eine betroffene Person außerstande ist, für mindestens sechs Stunden irgendeinem Beruf nachzugehen. Als Dauer wird eine „nicht absehbare Zeit“ angegeben – die Einschränkung muss nach aktueller Diagnose also dauerhaft bestehen (man nimmt einen „dauerhaften“ Zustand bei allen Prognosen an, die länger als sechs Monate andauern).
- Eine volle Erwerbsminderung im Sinne der gesetzlichen Rentenversicherung liegt sogar erst dann vor, wenn die Person nicht mehr in der Lage ist, für mindestens drei Stunden täglich irgendeinem Beruf nachzugehen.
Erwerbsminderungsrenten: im Schnitt 877 Euro
Zudem sind die Renten auch nicht hoch. Bedacht werden muss: Wer überhaupt eine solche Rente erhält, ist schon äußerst eingeschränkt. Aktuelle Zahlen zur Höhe der Erwerbsminderungsrente zeigt die aktuelle Statistik der Deutschen Rentenversicherung: Demnach beträgt der Durchschnitt gezahlter Erwerbsminderungsrenten 877 Euro.
Freilich muss für diesen Durchschnittswert noch zwischen einer Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung sowie voller Erwerbsminderung geschieden werden. Auch unterscheiden sich Werte für Westdeutschland (mit Westberlin) sowie für die neuen Bundesländer (mit dem ehemaligen Gebiet von Ostberlin):
- Mit Stand vom 31.12.2021 beziehen derzeit 30.215 Männer in Westdeutschland und Westberlin eine Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung: Der durchschnittliche Rentenzahlbetrag liegt bei 637 Euro. Zudem beziehen 40.278 Frauen in den alten Bundesländern eine Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung – hier liegt der durchschnittliche Rentenbetrag sogar nur bei 521 Euro.
- In Ostberlin und den neuen Bundesländern beziehen 7.885 Männer eine Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung; hier liegt der durchschnittliche Rentenzahlbetrag bei 537 Euro. Hinzu kommen 9.166 Frauen, die eine durchschnittliche Rente in Höhe von 607 Euro verdienen.
Für die volle Erwerbsminderung weist die Statistik folgende Werte aus:
- In den alten Bundesländern (mit Westberlin) beziehen zum 31.12. 2021 insgesamt 620.674 Männer eine Rente wegen voller Erwerbsminderung: der durchschnittliche Rentenzahlbetrag liegt hier bei 894 Euro. Hinzu kommen für Westdeutschland 726.171 Frauen, die eine Rente in Höhe von durchschnittlich 875 Euro bekommen.
- Und im Osten erhalten 173.896 Männer eine Rente wegen voller Erwerbsminderung – die Rente beträgt durchschnittlich 855 Euro. Hinzu kommen 195.969 voll erwerbsgeminderte Frauen, die eine Rente in Höhe von durchschnittlich 995 Euro verdienen.
Neuzugänge: Psyche Hauptgrund
Im Folgenden werden die Neuzugänge der Erwerbsminderungsrenten in 2021 dargestellt (mit Stand vom 31.12. 2021).
- In den alten Bundesländern bekamen 6.810 Männer in 2021 erstmals eine Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung (zu einem Rentenzahlbetrag in Höhe von 594 Euro) und 10.054 Frauen erstmals eine Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung (zu einem Rentenzahlbetrag in Höhe von 495 Euro).
- Zudem bekamen in den alten Bundesländern 2021 insgesamt 56.334 Männer erstmals eine Rente wegen voller Erwerbsminderung (zu einem Rentenzahlbetrag in Höhe von 1.020 Euro) und 60.011 Frauen eine Rente wegen voller Erwerbsminderung (zu einem durchschnittlichen Rentenzahlbetrag in Höhe von 920 Euro).
- In den neuen Bundesländern bekamen 2021 insgesamt 1.578 Männer erstmals eine Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung (zu einem Rentenzahlbetrag in Höhe von 551 Euro) und 2.249 Frauen (zu einem Zahlbetrag in Höhe von 584 Euro).
- Zudem bekamen 14.180 Männer in den neuen Bundesländern erstmals eine Rente wegen voller Erwerbsminderung (zu einem durchschnittlichen Rentenzahlbetrag in Höhe von 933 Euro) und 14.075 Frauen eine Rente wegen voller Erwerbsminderung (zu einem durchschnittlichen Rentenzahlbetrag in Höhe von 1.048 Euro).
Hauptgrund für Erwerbsminderung: Psychische Krankheiten
Die Statistik listet auch Indikationsgruppen der Neuzugänge 2021 auf – hieran wird erkennbar, durch welches medizinische Leiden die Erwerbsunfähigkeit verschuldet wurde:
- Psychosomatik und Psychotherapie: 62.439 Diagnosen (37,7 Prozent)
- Hämatologie und Onkologie: 24.290 Diagnosen (14,6 Prozent)
- Neurologie: 20.184 Diagnosen (12,2 Prozent)
- Orthopädie: 19.030 Diagnosen (11,5 Prozent)
- Kardiologie: 5.891 Diagnosen (3,6 Prozent)
- Pulmologie (Lungenheilkunde): 5.606 Diagnosen (3,4 Prozent)
- Abhängigkeitserkrankungen: 5.545 Diagnosen (3,3 Prozent)
- Gastroenterologie: 2.376 Diagnosen (1,4 Prozent)
- Sonstige Erkrankungen: 15.868 Diagnosen (9,6 Prozent)
- Ohne Angaben: 4.574 Diagnosen
Hintergrund: Aktuelle Statistiken der Deutschen Rentenversicherung können auf der DRV-Webseite heruntergeladen werden.