Der Vermittlerschwund bereitet dem Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) Sorgen. Regulierung und Bürokratie würden den Berufsstand „einschnüren“. Der Verband fordert deshalb Moratorium.
Die jüngsten statistischen Auswertungen zum Vermittlerregister der Deutschen Industrie- und Handelskammern (DIHK) bereiten dem Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) Sorgen. Demnach sind zum 1.1.2023 109.972 gebundene Versicherungsvertreter in Deutschland tätig. 2.340 weniger als bei der letzten Auswertung (Versicherungsbote berichtete).
„Das sind aufs Jahr gerechnet über zwei Prozent weniger“, stellt BVK-Präsident Michael H. Heinz fest. „Das ist zwar nicht viel, steht aber in der jahrelangen Kontinuität des Vermittlerschwunds seit 2011, als insgesamt noch über 263.000 Versicherungsvermittler registriert waren. Heute sind es ohne die produktakzessorischen Vertreter, Makler und Honorarberater gerade einmal 185.140. Das sind rund 30 Prozent weniger. Dieser Schwund ist eine Folge der immer weiter getriebenen Regulierung und überbordenden Bürokratie, die unseren Berufsstand einschnüren. Deshalb plädiert der BVK für ein Moratorium und für eine Überprüfung der Wirksamkeit der bestehenden Gesetze und Verordnungen, bevor wieder neue erlassen werden.“
Hinzukommt das Wiederaufflammen der Debatte über ein generelles Verbot der Provisionsberatung auf EU-Ebene. Ein solches Provisionsverbot sehen Vermittlerverbände sehr kritisch. „Würde dieses beschlossen, würde es für unseren Berufsstand den Garaus bedeuten“, so der BVK-Präsident. „Und das wiederum hätte fatale Folgen für den sozialpolitischen Auftrag unseres Berufsstands zur Absicherung breiter Bevölkerungskreise. Das kann doch wirklich keiner wollen.“
Wirklich keiner? Erst vor wenigen Tagen meldete sich Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband zu Wort. In der Süddeutschen Zeitung erneuerte sie ihre Kritik an der derzeitigen provisionsbasierten Beratung in Deutschland: „Die Leute bekommen oft nicht die Beratung, die sie brauchen, denn es geht den Banken und Finanzvermittlern zumeist darum, Produkte zu verkaufen, ob die nun passen oder nicht - und häufig sind diese schlicht zu teuer.“
Ganz im Gegensatz zu Michael Heinz befürchtet sie gar keinen möglichen Beratungs-Engpass, sondern sieht sogar ein Beratungs-Überangebot: „Deutschland hat tendenziell zu viele Finanzvermittler und Bankberater. Es ist nicht Aufgabe von Kleinsparern, dieses Überangebot zu subventionieren.“