Allianz rechnet 2023 mit mehr Insolvenzen deutscher Unternehmen

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Der Kreditversicherer Allianz Trade erwartet mehr Insolvenzen deutscher Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr 2023. Dabei verlaufe die Entwicklung noch milder als in anderen Staaten Westeuropas. Die deutsche Wirtschaft erwarte zwar keinen starken Einbruch - aber stagniere weitgehend.

Ein „Dreifach-Schock“ aus höheren Material- und Produktionskosten, steigenden Lohnkosten und einem deutlichen Zinsanstieg belastet aktuell die deutschen Unternehmen. Hinzu gesellt sich ein Umfeld wirtschaftlicher Schwäche, sodass die Aussichten für die deutsche Wirtschaft für die Jahre 2023 und 2024 eher trüb sind. Zu dieser Einschätzung kommt die jüngste Prognose aus dem Hause Allianz Trade, Kreditversicherer der Allianz.

Die angespannte wirtschaftliche Lage führe auch zu mehr Insolvenzen. Diese sollen 2023 um 16 Prozent steigen, auch im Jahr 2024 sei ein Anstieg um weitere sechs Prozent zu erwarten, warnt der Kreditversicherer. Rund 17.000 Unternehmen droht somit im laufenden Jahr die Pleite, im Folgejahr könnten weitere 18.000 hinzukommen. Dies ist auch eine Folge der schwachen Wirtschaft. 2023 drohe eine leichte Rezession von -0,7 Prozent, im Jahr darauf soll die Wirtschaft ebenfalls verhalten wieder leicht wachsen: um 0,6 Prozent.

Die weltweite Zahlungsmoral hat sich verschlechtert

Die weltweite Zahlungsmoral hat sich seit 2022 deutlich verschlechtert und wir sehen bereits seit Mitte des letzten Jahres deutlich steigende Zahlungsausfälle und Insolvenzen“, sagt Milo Bogaerts, CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz.. „2023 dürften Insolvenzen in Deutschland um rund 15 Prozent ansteigen, 2024 um voraussichtlich weitere sechs Prozent. Das ist zwar der stärkste Anstieg seit der europäischen Schuldenkrise, aber von sehr niedrigem Niveau. Insofern ist es momentan nur eine sukzessive Normalisierung des Insolvenzgeschehens“. Ein Grund, weshalb der Experte von „Normalisierung“ spricht: die Insolvenz-Zahlen lagen bis zum Beginn der Corona-Pandemie auf dem niedrigsten Stand seit den 90er Jahren.

Damit fallen die Insolvenzen in Deutschland weniger drastisch aus als im internationalen Vergleich. Weltweit prognostiziert die Allianz für 2023 einen Anstieg um 19 Prozent, in Westeuropa gar um 25 Prozent. Ein Grund sei, dass der deutsche Mittelstand, auf dem ein Großteil der Wirtschaftskraft ruht, vergleichsweise krisenfest dastehe. Zudem hätten die staatlichen Unterstützungs-Maßnahmen im Zuge der Corona-Pandemie die Pleite von rund 2.600 Unternehmen in Deutschland verhindert.

Energie verteuert sich für Wirtschaft weiter

Zudem geht die Allianz davon aus, dass die Energiepreise in diesem Jahr deutlich nach oben schnellen dürften. 2022 war der Anstieg für Unternehmen noch relativ überschaubar. Ein Grund ist, dass lang laufende Verträge auslaufen: und die Energiepreise dann zu den aktuellen Konditionen neu verhandelt werden müssen.

„Energiepreise liegen für deutsche Unternehmen 2023 voraussichtlich rund 40 Prozent höher als vor dem Ukraine-Krieg “, sagt Bogaerts. „Das ist eine Hausnummer. Aber die deutschen Unternehmen – und insbesondere der deutsche Mittelstand – sind krisenfest und solide finanziert. Zudem federt der staatliche Gaspreisdeckel die Preisentwicklung deutlich ab.“ in Italien und Spanien dürften Energiepreise mit plus 90 Prozent im Vergleich zu 2021 drastischer hochschnellen, prognostiziert der Experte.

Zuletzt ging verstärkt die Sorge vor einer Deindustrialisierung um, und die USA wurden als große Gewinner dieser Entwicklung gehandelt, berichtet die Allianz weiter. Das Energiepreisgefälle zwischen Europa und den USA sei inzwischen tatsächlich relativ groß: Seit 2021 haben sich die Erdgaspreise in den USA um das Zweifache und in Europa um das Sechsfache erhöht. Aber der Energieverbrauch mache nur einen bis 1,5 Prozent der Produktionskosten im verarbeitenden Gewerbe aus.

Für die Wettbewerbs-Fähigkeit der europäischen Industrie seien Lohnkosten und Wechselkurse ein wichtigerer Faktor als die Energiepreise: wobei die Lohnnebenkosten in Deutschland ebenfalls sehr hoch sind. Sorgen vor einer Deindustrialisierung seien unbegründet, beschwichtigt die Allianz. Allerdings könne der Energie-Vorteil der USA zu teilweisen Einbußen bei der Produktion und zu einem moderaten Stellenabbau beitragen: insbesondere in Spanien, das anfälliger sei als andere europäische Staaten.