Die Allianz baut mit einem sogenannten Zukunftsprogramm ihren Vertrieb um: unpopuläre Einschnitte inklusive. Auf betriebsbedingte Kündigungen verzichte man dabei, wie nun eine Sprecherin gegenüber einem Fachmagazin bestätigt hat. Die Zahl der Vertreter hat sich dennoch reduziert.
Zum Jahresanfang 2022 verkündete die Allianz ein großes Umbauprogramm für den Vertrieb auf dem Heimatmarkt. Der nebenberufliche Versicherungsvertrieb sollte ebenso als eigenständischer Vertriebskanal abgeschafft werden wie der Spezialvertrieb: hochspezialisierte Agenturen, die sich zum Beispiel auf Zielgruppen wie Geophysiker und Heil-Berufe konzentrieren. Als „Zukunftsprogramm“ wurden diese Umbau-Maßnahmen bezeichnet, sie sollten Anfang 2023 in Kraft treten. Konkret betrifft die Einschnitte die Vertriebstochter der Allianz: die Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG.
Das Versicherungsjournal hat sich nun bei den Münchenern erkundigt, wie der Stand des Umbaus ist. Und erhielt Antwort aus der Pressestelle. „Die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat der ABV wurden im Oktober 2022 erfolgreich abgeschlossen“, zitiert das Magazin die Allianz SE. Zudem wiederholte der Versicherer, was er auch schon vor einem Jahr als Absicht hinter den Umbau-Maßnahmen formuliert hat. Gezielt solle in die Zukunftsfähigkeit und das Wachstum des Vertriebs investiert werden, Kosten eingespart und die Wettbewerbssituation verbessert werden.
Circa 800 Vertreter weniger?
Doch nicht nur Neben- und Spezialvertrieb waren von den Maßnahmen betroffen. Grundsätzlich wollte die Allianz ihre Strukturen im Ausschließlichkeits-Vertrieb straffen. “Die fachliche Betreuungsstruktur für die Allianz Agenturen wird effizienter organisiert, die Spezialistenausstattung im Bereich der Sachversicherung gestrafft und die digitale Betreuung und Beratung durch Spezialistinnen und Spezialisten verstärkt“, teilte die Allianz hierzu vor einem Jahr mit. Zudem sollten durch gezieltes Coaching Agenturabläufe optimiert werden.
Das sind eher abstrakte Formulierungen, die keinen genauen Einblick in den Maschinenraum der Allianz erlauben. Die Allianz teilt dem „Versicherungsjournal“ nun aber mit, dass der Umbau ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgt sei. „Wie in vergleichbaren Fällen in der Vergangenheit, hat die ABV ihre Verantwortung als Arbeitgeber ernst genommen und betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen“, so die Allianz. Hierbei muss aber bedacht werden, dass Versicherungsvertreter ohnehin in der Regel als selbstständige Gewerbebetreibende agieren. Der Ausschluss von Kündigungen dürfte sich folglich auf die Unterstützung des Vertriebs durch den Innendienst beziehen.
Dennoch hat sich die Zahl der Vertreterinnen und Vertreter, die aktuell für die Allianz tätig sind, minimiert. Rund 8.000 selbstständige Vertreter seien laut Unternehmensangaben aktuell noch tätig: Anfang letzten Jahres wurde die Zahl 8.700 bis 9.000 Vertreter kommuniziert. Bei der Vorstellung des Programms hatten Medien berichtet, dass vom Ende des nebenberuflichen Versicherungsvertriebs als eigenständiger Vertriebsweg rund 800 Vermittler betroffen seien. Offiziell bestätigt hat die Allianz diese Zahl nicht. Ein weiterer Grund für den Schwund könnte sein, dass sich vermehrt Vermittler in den Ruhestand verabschiedet haben. Der Altersschnitt der Branche liegt bei über 50 Jahren.
Das Umbauprogramm sieht unter anderem vor, Teile der Kundenportfolien aus dem bisherigen „nebenberuflichen Vermittlervertrieb“ in eine eigene digitale Einheit (DVE) zu überführen sowie den fachlichen Vertrieb stärker regional vor Ort zu steuern, um den Vermittlern ein individuelles Vertriebsprofil zu ermöglichen. Es ist kein Geheimnis, dass Allianz-Chef Oliver Bäte den Vertrieb verschlanken und stärker auf digitale Kanäle ausrichten will. Wiederholt hatte er teils hohe Kosten, umständliche Prozesse und doppelte Strukturen beklagt.