Die gestiegene Anzahl der Angebote am Markt war auch Grund genug für das Analysehaus zum vierten mal die Bedingungswerke der Grundfähigkeits-Tarife unter die Lupe zu nehmen. Die Tester von Morgen & Morgen haben bei ihrer Auswertung insgesamt 167 Tarife und Tarifkombinationen von 31 verschiedenen Anbietern durchleuchtet. Dabei seien die Bedingungen anhand von insgesamt 69 Leistungsfragen bewertet worden. Davon seien allerdings nur 36 Fragen relevant für das Rating.
So mussten Tarife für eine Bewertung mit fünf Sternen beispielsweise folgende Merkmale erfüllen:
- Der Prognosezeitraum wird auf sechs Monate verkürzt.
- Der Versicherer verzichtet auf sein Recht auf Beitragserhöhung oder Kündigung bei unverschuldeter Obliegenheitsverletzung des Versicherungsnehmers nach §19 VVG.
- Der Versicherungsschutz besteht weiter, wenn die versicherte Person während der Versicherungsdauer ins Ausland verzieht.
- Auf Antrag werden die Beiträge ab dem Zeitpunkt der Leistungsmeldung bis zur endgültigen Entscheidung über die Leistungspflicht gestundet.
Für eine Bewertung mit vier Sternen mussten Tarife mindestens folgende Merkmale erfüllen:
- Bei einem verspätet gemeldeten Versicherungsfall wird ohne Einschränkung rückwirkend geleistet.
- Bei einer bereits sechs Monate andauernden ununterbrochenen Fähigkeitenbeeinträchtigung wird rückwirkend von Beginn an geleistet.
- Jeder einzelne Fähigkeitenverlust ist ausreichend, um die Leistungspflicht zu begründen.
- Der Versicherer verzichtet auf unübliche Einschränkungen bzw. Klauseln, die nicht zu den ratingrelevanten Sachverhalten gehören.
Bereits in der Auswertung aus 2022 konnten 94 Prozent der Tarife eine Vier- oder Fünf-Sternebewertung einfahren. Im aktuellen Rating ist die Tendenz zu ausgeprochen positiven Benotungen noch eindeutiger geworden. Heute sind es fast 96 Prozent der Tarife mit Höchstbewertungen von vier und fünf Sternen.
Insgesamt 138 mal konnte das Unternehmen aus Hofheim im Taunus die Höchstbenotung von fünf Sternen vergeben, und das bedeutet ein „ausgezeichnet“. Ergo sind vier von fünf aller Tarife und Tarifkombinationen (82,6 Prozent) als „ausgezeichnet“ eingestuft worden. Über diese Bewertung freuen sich AKS Flex Swiss Life, Allianz, Alte Leipziger, Baloise, Barmenia, Bayern-Versicherung, Canada Life, DEVK, DEVK Eisenbahn, die Bayerische, Die Dortmunder, Generali, Gothaer, HDI, Helvetia, Huk-Coburg, Klinikrente Swiss Life, Metallrente Swiss Life, Nürnberger, R+V, Signal Iduna, Stuttgarter, Swiss Life, Volkswohl Bund, VRK Leben und Zurich. Manche Anbieter können mit gleich mit mehreren Fünf-Sterne-Tarifen glänzen. So hat beispielsweise die Nürnberger 28 Bestbenotungen eingefahren. Hier alle Tarife mit Bestbewertung aufzuführen, würde den Rahmen sprengen. Die Ergebnisse können auf der Webseite des Ratinghauses eingesehen werden.
Immerhin 22 Tarife erhielten 4 Sternchen zugesprochen und damit eine „sehr gute“ Bewertung. Diese verteilten sich auf neun Anbieter. Zu diesen Gesellschaften zählen Alte Leipziger, Baloise, Generali, Gothaer, HDI, Huk-Coburg, Signal Iduna, Stuttgarter und VRK. Im Mittelfeld finden sich insgesamt drei Tarife und damit knapp 1,8 Prozent der untersuchten Tarife. So wurden Angebote von Gothaer, VGH und Württembergische mit drei Sternchen bewertet.
Lediglich vier der durchleuchteten Tarife musste sich nach der Interpretation von Morgen & Morgen mit einer unterdurchschnittlichen Bewertung begnügen. Mit zwei Sternchen ("schwach") Vorlieb nehmen mussten Angebote der PrismaLife, Targo sowie der WWK (mit zwei Tarifen). In der Auswertung wurde in diesem Jahr kein Angebot mit nur einem Sternchen bedacht. Interessierte finden die detaillierte Liste aber auf der Webseite von Morgen & Morgen.
Rating mit nur wenig schwachen Ergebnissen
Trotz der detaillierten Auswertung ist die Summe an Bestbewertungen auffallend. In den vergangenen Jahren hatte es deshalb immer wieder Kritik um Ratings in der Versicherungsbranche gegeben. So hatte sich beispielsweise die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen kritisch zu den vielen positiven Ratings von Versicherungs-Policen geäußert. In einer Stichprobe hatten die Verbraucherschützer eine wahre Flut an besten Bewertungen ausgemacht. Dabei wurde den Ratinghäusern auch ein gewissen Eigeninteresse unterstellt. Schließlich würden viele Unternehmen mit Testsiegeln gutes Geld verdienen. Versicherer, die mit dem Original-Signet um Kunden werben wollen, müssen oft Lizenzgebühren zahlen. Locker einige tausend Euro kann es beispielsweise kosten, das Logo von Focus Money oder der Stiftung Warentest zu verwenden.
Auch Morgen & Morgen verlange eine Schutzgebühr, wenn ein Versicherer mit den Testergebnissen werben wolle, berichtete eine Unternehmenssprecherin bereits im Jahr 2018. Diese sei aber niedrig, die Unabhängigkeit des Analysehauses gewahrt. Die genaue Höhe der Gebühr wollte die Sprecherin nicht nennen.