Die Krebs-Scan Police der HanseMerkur ist eine private Krankenzusatzversicherung, die den Schwerpunkt auf Krebs-Prävention und Früherkennung legt, wo andere Policen eher die finanziellen Folgen einer Erkrankung in den Mittelpunkt stellen. Über das Produkt unterhielt sich Versicherungsbote mit Ronny Lippmann, Sachverständiger für Krankenversicherung im Bundesverband Freier Sachverständiger (BVFS) und Experte für Krankenversicherungen beim Dresdner Maklerverbund Finakom AG.
Versicherungsbote: Als Sachverständiger für Krankenversicherungen klären Sie über die Krebs-Scan Versicherung der HanseMerkur auf. Warum setzen Sie genau auf dieses Produkt? Worin liegt der Unterschied zu anderen Krebsversicherungen?
Ronny Lippmann: Das Bemerkenswerte an dem mitversicherten Bluttest ist, dass er bereits in einem sehr frühen, symptomlosen Stadium Hinweise auf eine Vielzahl von Tumorarten geben kann. Das ist möglich, weil der Test spezielle Enzyme im Blut nachweist, die bei vielen Tumoren vermehrt gebildet werden. Mit bildgebenden Verfahren wie MRT und PET/CT können potenziell gefährliche Tumore meist frühzeitig entdeckt werden. Allerdings werden diese Verfahren u.a. wegen der hohen Kosten bisher nur dann eingesetzt, wenn aufgrund von Symptomen oder über gesetzliche Früherkennungsprogramme ein Krebsverdacht besteht.
Können Sie das finanzielle Risiko einer Krebserkrankung anhand von Beispielen beziffern? Auf welche Kosten müssen sich Erkrankte einstellen - auch mit Blick auf jene Kosten, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden?
Im Rahmen einer Krebserkrankung fallen sehr häufig Kosten im sechsstelligen Bereich an und die Tendenz ist aufgrund diverser Innovationen in diesem Bereich stark steigend. Diese werden oft weitestgehend von der GKV oder PKV übernommen. Die großen Mehrwerte des KrebsScan liegen aber weniger im Bereich Therapie, sondern vielmehr bei der frühen Erkennung eines möglichen Tumors im Rahmen des Bluttests, der anschließenden zeitnahen Lokalisierung mittels modernster Verfahren (PET/CT, MRT) sowie der Kostenübernahme für die privatärztliche Behandlung durch einen Krebsspezialisten bzw. Chefarzt und die Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer. Auch diese Kosten, die nicht von der Krankenkasse übernommen werden, summieren sich schnell auf einen fünfstelligen Betrag.
Kann man die Krebs-Scan-Police der HanseMerkur als Präventionsversicherung bezeichnen? Es fällt auf, dass ein großer Schwerpunkt auf Früherkennung und regelmäßigen Bodychecks liegt.
Zumindest ist es, neben den ebenfalls entscheidenden Begleitleistungen bei einem positiven Befund, ein wesentlicher Schwerpunkt des Produktes. Für über die Hälfte der jährlichen Krebsneuerkrankungen gibt es bisher keine Früherkennung gemäß gesetzlich eingeführten Programmen. Dazu zählen eine Vielzahl von Krebsarten wie zum Beispiel Lungen-, Bauchspeicheldrüsen- oder Magenkrebs. Diese Lücke schließt das Programm Krebs-Scan. Da aber jeder frühzeitig erkannte Tumor die Heilungschancen verbessern kann, sollten Kunden die etablierten Angebote zur Krebsführerkennung weiterhin unbedingt regelmäßig wahrnehmen.
Sie haben mit Unterstützung des Biotech-Unternehmens Zyagnum AG Stichproben zum Krebs-Scan ausgewertet, die die Nützlichkeit von Früherkennung unterstreichen. Können Sie uns Einblicke in die Ergebnisse geben?
Die hohe diagnostische Wirksamkeit der Kombination Bluttest und Bildgebung belegt eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE), die im Mai 2022 erschienen ist. Bei über drei Prozent der mehr als 5.000 gesunden Studienteilnehmenden aus den Regionen Hamburg und Darmstadt kamen nach positiven Bluttestergebnissen bildgebende Verfahren (PET/CT, MRT) zum Einsatz. In 82 Prozent der Fälle – das entspricht 124 Personen – wurde ein symptomloser, unerkannter Krebs oder eine Krebsvorstufe festgestellt. Insgesamt 29 verschiedene Krebsarten ließen sich nachweisen. Damit stellt eine solche Kombination eine vielversprechende Ergänzung zu etablierten Vorsorgeuntersuchungen dar.
Mein Eindruck ist, dass sowohl in der gesetzlichen als auch in der privaten Krankenversicherung - natürlich abhängig vom Tarif - an Früherkennung und Prävention gespart wird. Der Schwerpunkt liegt auf der Behandlung bereits bestehender Erkrankungen, für die das Gros der Ausgaben aufgewendet wird. Würden Sie dem zustimmen? Ist die Police auch eine Antwort auf bestehende Defizite im Gesundheitssystem - und auf Defizite in der Krankenvollversicherung?
In der Regel ist es ein langer Prozess, bis innovative Diagnostik- und Behandlungsmethoden es in die Leitlinien der gesetzlichen Krankenkassen schaffen. Da der Bluttest noch nicht zu dem gesetzlichen Früherkennungsprogramm gehört, ist dieser weder in der GKV noch in den normalen Vollversicherungstarifen der PKV mitversichert. Insofern kann ich Ihre Fragen klar mit ja beantworten.
Vision Zero: "Ich bin optimistisch"
Welche Leistungen sieht die Krebs Scan-Police für den Ernstfall vor, wenn also eine schwere Krebserkrankung ausgebrochen ist?
Ist der Bluttest auffällig, klären Spezialisten den Verdacht mit Hilfe bildgebender Verfahren ab. Die eingesetzte Bildgebung mittels PET/CT und MRT ist aktuell das beste Diagnostik-Verfahren in der Lokalisation von Tumoren und gilt als Goldstandard.
Sollte die Bildgebung den Anfangsverdacht bestätigen, veranlasst ein Facharzt die weiteren Schritte. Dazu gehören beispielsweise weitere Untersuchungen zur genaueren Bestimmung des Tumors und ggf. Behandlung und Therapie. Bei einem Krankenhausaufenthalt werden die Kosten für die sogenannten Wahlleistungen, also die bessere Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer sowie die Behandlung durch einen Wahlarzt/Chefarzt übernommen. Darüber hinaus sind noch ggf. anfallende Transportkosten sowie ein Kurtagegeld von 75 Euro mit enthalten.
An der Bekämpfung von Krebs-Erkrankungen wird permanent geforscht. Gibt es bei der Krebs Scan-Police auch eine Art Update-Garantie, sodass man zukünftig von neuen Früherkennungs- und Behandlungsmethoden profitieren würde?
Die Zyagnum AG als Entwickler des PanTum Detect Bluttests und die HanseMerkur als Produktgeber des KrebsScan erhoffen sich im Rahmen der zu erwartenden zahlreichen Test einige neue Erkenntnisse, welche in die Weiterentwicklung des Tests einfließen werden. Von diesen sollen dann auch zukünftig so viele Menschen wie möglich profitieren.
Verbraucherschützer haben Krebsversicherungen in ihren verschiedenen Formen als „Geschäft mit der Angst“ bezeichnet. Sinnvoller seien Berufsunfähigkeits- und Krankentagegeldversicherungen, zumal die Policen mitunter auch strenge Ausschlüsse formulieren. Was halten Sie dagegen?
Es gibt immer Argumente für und gegen diverse Versicherungslösungen. Unsere ersten Erfahrungen mit diesem neuen Produkt waren zweigeteilt. In eine Gruppe, welche Untersuchungen ohne Krankheitssymptome als nicht notwendig erachtet bzw. es im Zweifel lieber nicht „zu früh“ wissen will. Aber auch einen sehr hohen Anteil an Menschen, die sehr dankbar für diese Innovation sind und ein sehr großes Interesse an dieser neuen Möglichkeit zeigen. Letztendlich kann und muss das jede/r für sich entscheiden.
…ein weiterer Kritikpunkt: bei Krebspolicen verteuern sich die zu zahlenden Prämien im Alter schnell. Wie gestaltet sich dies bei der Krebs Scan-Police? Können die Kundinnen und Kunden mit stabilen Beiträgen rechnen?
In den ersten Jahren rechne ich tatsächlich mit stabilen Beiträgen. Wie sich diese mittel- und langfristig entwickeln, hängt natürlich stark von den tatsächlich anfallenden Kosten und deren Entwicklung ab.
Es gibt mit Blick auf Krebs die „Vision Zero“: Irgendwann soll diese Menschheitsgeisel ausgelöscht sein. Aktuell erkrankt statistisch noch jede/r Zweite an einer Tumorerkrankung. Halten Sie das für realistisch? Was gibt Ihnen Hoffnung?
Ich bin zwar kein Mediziner, aber in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen bin ich diesbezüglich sehr optimistisch. Aus unserer Sicht ist der Hebel im Bereich Früherkennung deutlich größer als bei der Therapie.
Die Fragen stellte Mirko Wenig