Lobby-Arbeit funktioniert - allerdings auch die der Provisionsgegner. Diese Erfahrung musste AfW-Vorstand Norman Wirth in Brüssel machen.
Aus Sicht von Mairead McGuinness, EU-Kommissarin für Finanzdienstleistungen, Finanzstabilität und die Kapitalmarktunion, gibt es in Sachen Provisionsverbot keinen Status Quo und auch kein Abrücken von der Zielsetzung, ein komplettes Provisionsverbot in der EU durchzusetzen. Das unterstrich die Kommissarin auf einer internationalen Konferenz zur Kleinanlegerstrategie (Retail Investment Strategy - RIS).
Eingeladen hat die ‚Europäische Föderation der Investoren und Finanzdienstleistungsnutzer - Better Finance (BF)‘ in die hessische Landesvertretung in Brüssel. Neben Vertretern der niederländischen Finanzaufsicht, kamen auch Produktgeber wie Allianz, Vanguard, Schroders oder Trade Republic. Für den Bundesverband Finanzdienstleistung AfW war dessen geschäftsführender Vorstand, Rechtsanwalt Norman Wirth, vor Ort.
Der AfW-Vorstand zeigte sich in einer Meldung irritiert darüber, dass es eine Studie der Uni Regensburg bis in höchsten Ebenen der EU schaffte. Und das, obwohl die Untersuchung „zu recht massiv auch aus Wissenschaftskreisen kritisiert“ wurde, wie Wirth schrieb. „Ein unreflektiertes Zitieren der meiner Meinung nach befremdlichen Zahlen aus dieser Studie ist erfolgt. Auch andere inzwischen überholte und widerlegte Zahlen werden weiter konstant wiederholt, um massive Markteingriffe zu begründen. Für die vom Bundesverband Finanzdienstleistung AfW e.V. vertretene deutsche Maklerschaft war es gut und wichtig vor Ort in einer Vielzahl von Gesprächen unsere Positionen erläutert zu haben“, so Norman Wirth.
Die Regensburger Studie wurde bereits vor Veröffentlichung in einem Podcast des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) besprochen und Studienautor Dr. Prof. Steffen Sebastian vertritt teilweise wortwörtlich Positionen des vzbv (Versicherungsbote berichtete). Aus Sicht der Verbraucherschützer ist deren Lobbyarbeit also durchaus erfolgreich. Welches Ziel konkret angestrebt wird, verdeutlicht sich in der Forderung, Beratung und Verkauf voneinander zu trennen. Dass die Verbraucherzentralen eine solche Forderung erheben, sollte nicht verwundern: Sie bieten kostenpflichtige Beratungen beispielsweise zur Altersvorsorge an: Teilweise mit erheblichen Unterschieden zwischen den jeweiligen Verbraucherschutzzentralen.
Der AfW werde sich weiter intensiv dafür einsetzen, dass das Provisionsverbot für die unabhängige Maklerschaft bei der Vermittlung von Versicherungsanlagerprodukten, wie es aktuell noch in dem Entwurf zu finden ist, ersatzlos gestrichen wird, teilte der Verband mit.
Die komplette Konferenz im Video (startet bei Redebeginn von McGuinness):