Das Gebäudeenergiegesetz ist in den vergangenen Monaten von Politikern, Verbrauchern und Medien teilweise heiß debattiert worden. Dabei dürften die Ziele unstrittig sein. Denn der Schutz der Umwelt und der notwendige Umbau der Energiewirtschaft drängen. Auch geht es darum, Abhängigkeiten und Bürokratie zu verringern. Warum hier ein Blick zu unseren holländischen Nachbarn lohnt und der energiepolitische Umbruch für Versicherer neue Herausforderungen und Chancen mit sich bringt, erklärt Martin Gräfer, Vorstand der Versicherungsgruppe die Bayerische.
Unsere Energie ist viel wert. Das haben wir in den letzten Monaten gelernt. Die Regierung plant einen radikalen Umbau der Energiewirtschaft. Auf viele Bürgerinnen und Bürger kommen zum Teil einschneidende Veränderungen zu. Das betrifft auch Versicherungen und Absicherungen. Hier ist es wichtig, ehrlich zu beraten. Sonst besteht die Gefahr, Menschen auf diesem Weg zu verlieren.
Es ist nicht die Regel, dass das Bundesverfassungsgericht in ein laufendes Gesetzgebungsverfahren eingreift. Bei dem Entwurf zum neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist dies nun geschehen. Eigentlich wollte die Koalition das Gesetz noch vor der Sommerpause durch den Bundestag bringen. Das klappt jetzt nicht mehr. Vielleicht mehr Zeit, um das Gesetz weiter zu optimieren.
Dabei war der gefundene Kompromiss ein großer Schritt nach vorne. Aus Sicht vieler Immobilienbesitzer:innen in Deutschland, weil sie auf wirkliche Unterstützung bei einer dringend notwendigen energetischen Sanierung hoffen können. Und auch für den demokratischen Prozess. Gesetze werden auf ihrem Weg verändert. Und der Protest der Bevölkerung, die Bevormundung und Überforderung befürchtet, wird gehört. Ein wichtiges Signal in Zeiten, in denen einige am Funktionieren der Demokratie zweifeln.
Solar ja, Pflicht nein!
Abhängigkeiten verringern. Das ist eine der großen Aufgaben, die wir aus den letzten Monaten mitgenommen haben. Der Wert der internationalen Wirtschaftsbeziehungen ist nach wie vor hoch, aber wir müssen einzelne Verbindungen überprüfen, Negativszenarien stärker gewichten.
Und die Autarkie erhöhen. Zum Beispiel bei der Stromerzeugung. Der Ausbau der erneuerbaren Energien durch Wind, Sonne und Wasser ist eine nationale Anstrengung, die jede Gemeinde, jeder Landkreis, jede Verwaltungseinheit jetzt entschlossen vorantreiben muss. Aber auch jeder einzelne Haushalt kann hier viel tun. Deshalb begrüße ich auch hier die aktuellen Bestrebungen, den Ausbau von privaten und gewerblichen Photovoltaikanlagen voranzutreiben. Denn im Vergleich zu jeder anderen Form der Energiegewinnung wird hier konkret Strom für den eigenen Verbrauch erzeugt, und das kommt unmittelbar den Bewohnerinnen und Bewohnern eines Hauses zugute.
Wichtig ist, dass sowohl bei der Installation als auch bei der Nutzung alle bürokratischen Hürden weiter abgebaut werden. Auch die Einspeisung von nicht genutztem Strom in die Energienetze muss deutlich vereinfacht werden. Zwar geht die Bundesregierung mit den Solarpaketen I und II den richtigen Weg. Dort sind beispielsweise der Zugang zu PV-Anlagen für Mieter:innen oder die Nutzung für die eigene Ladeinfrastruktur geregelt. Dennoch ist Solar in Deutschland immer noch zu stark reguliert. Hier lohnt sich ein Blick zu unseren holländischen Nachbarn: Bei Überproduktion im Haus läuft der Stromzähler einfach rückwärts. Das bedeutet auch, dass die Kosten für eingespeisten und bezogenen Strom identisch sind. Eine einfache Lösung, die Bewohner:innen bis in das kleinste Haus überzeugen dürfte.
Autarkie auch in der Produktion der Anlagen
Aber nicht nur bei der Stromerzeugung sollten wir mehr auf Autarkie setzen. Auch bei der Herstellung der Anlagen sollten wir mehr Europa wagen und einen einst verlorenen Wirtschaftszweig wieder heimisch machen. Die EU hat das erkannt: Bis 2030 sollen mindestens 40 Prozent der in Europa neu installierten Photovoltaikanlagen aus europäischen Fabriken kommen.
Derzeit stammen 90 Prozent der nach Deutschland importierten Solarmodule aus China. Ein starker Markt, auch für die Chinesen. Kein Wunder, dass die großen Hersteller dort Handlungsbedarf sehen und eigene Produktionsstätten in Europa errichten wollen. Ob das der De-Risking-Politik der Regierung entgegenkommt? Eine Politik, die die Abhängigkeit von China in der Lieferkette reduzieren soll. Wir werden sehen.
Ein energiepolitischer Umbruch – auch für uns Versicherer
Aber was hat das alles mit uns Versicherern zu tun? Warum diese Abhandlung über politische und gesellschaftliche Prozesse? Nun, für uns Versicherer zählen in erster Linie die Menschen. Täglich haben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Geschäftsstellen direkt mit ihnen zu tun. Versuchen bestmöglich zu beraten. Und im Notfall zu helfen.
Die Diskussionen rund um die Energiewende zeigen: Ja, die Menschen wissen, dass sich etwas ändern muss. Aber die Menschen wollen auch Sicherheit. Eine kontinuierliche und sichere Versorgung. Und die Sicherheit, dass die Anstrengungen in diesem Bereich nicht zur Überforderung werden.
Der Einbau einer neuen Heizungsanlage oder einer Photovoltaikanlage ist für viele trotz Förderung immer noch ein großer finanzieller Kraftakt. Für viele Haushalte ist der finanzielle Aspekt aber nicht der einzige Grund für eine energetische Sanierung. Sie handeln aus Überzeugung und aus der Überzeugung heraus, dass aktiver Umweltschutz auch im eigenen Haushalt beginnt.
Das ist gut und wichtig. Aber Überzeugung ist keine harte Währung. Sie kann sich ändern. Auch deshalb gilt es, teure Anschaffungen gut zu schützen.
Unsere Aufgabe: Auf Tücken hinweisen
Die hohen Investitionen müssen abgesichert werden. Denn leider spüren wir schon heute die Auswirkungen des Klimawandels. Extreme Wetterereignisse nehmen zu. Anlagen auf dem Dach und im Außenbereich neben dem Haus sind diesen Gefahren relativ ungeschützt ausgesetzt. Ein guter Schutz ist hier wichtig.
Wichtig ist auch, das Thema aktiv anzugehen. Im besten Fall bereits vor der Planung der Anlage für den Schutz zu sensibilisieren. So kann der richtige Versicherungsschutz mitgedacht und eingeplant werden. Hier ist Offenheit gefragt. Und Fingerspitzengefühl.
Viele weitere kleine Aspekte sind zu beachten: Durch den Umbau steigt der Wert des Hauses, das sollte besprochen und berücksichtigt werden. Außerdem gibt es für Stromerzeuger weitere Auflagen, wie zum Beispiel eine Haftpflichtversicherung. Das sind nur zwei Beispiele. Ein Umbau hat Konsequenzen, darüber sollte informiert werden.
Natürlich spielen unsere Beraterinnen und Berater hier eine besondere Rolle: Sie sind bei den Menschen, bieten Zugang zu einem Netzwerk von Expertinnen und Experten. Und sie bieten Orientierung. Geben den Menschen Sicherheit. Das ist sehr wichtig, schließlich geht es für viele um sehr hohe Investitionen.
In Deutschland gibt es rund 16 Millionen Einfamilienhäuser. Für die meisten ist diese Immobilie ein Stück Lebenswerk. Auch deshalb ist es besonders schützenswert. Wir von der Bayerischen haben das erkannt und wollen genau diese Menschen optimal beraten.