Beitragsanpassungen in der Privaten Krankenversicherung (PKV) werden hauptsächlich die Pflegeversicherung betreffen, meinen Analysten. Die Solvenz der Krankenversicherer stimme - das politische Risiko aber bleibt.
Deutsche Krankenversicherer zeigen sich stabil und können ihre Quoten im Vergleich zu den Vorjahren leicht verbessern. Zu diesem Ergebnis kommt die Solvenzanalyse der Zielke Research Consult GmbH.
Und obwohl sich sowohl Risikomarge als auch Überschussfondsanteil verbesserten, sieht das Analyse- und Beratungsunternehmen immer noch „Schwächen in der Ausrichtung zu einer renditeträchtigen und inflationsausgleichenden Kapitalanlagepolitik“. Dass Krankenversicherer noch immer bevorzugt in festverzinsliche Titel investieren, halten die Analysten für einen Fehler. „Damit können Inflationseffekte kurzfristig nicht ausgeglichen werden“, schreibt Zielke Research in der PKV-Studie 2022.
Das Umdenken in der Kapitalanlage habe zwar begonnen - seit 2019 steigt die Sachwertquote kontinuierlich an - doch insgesamt werde der geringe Anteil in Sachwerten (7,8% in Aktien, 5,9 in Beteiligungen und 5,1% in Immobilien) kaum helfen, die Inflation zu kompensieren.
Vor diesem Hintergrund haben die Analysten Zweifel daran, dass die Kapitalanlage der Versicherer den Herausforderungen in der Pflege gewachsen ist.
Schließlich werden die Gehälter der Pflegekräfte signifikant steigen - ebenso die Zahl der Pflegebedürftigen selbst. Erste Beitragserhöhungen im Pflegebereich gab es bereits. „In der Zukunft ist mit einer Erhöhung der Beiträge besonders zur Pflegeversicherung zu rechnen“, so Zielke.
„Überzogene Auffassung von Datenschutz“ bremst Digitalisierung aus
Einsparpotenzial für Krankenversicherer sieht die PKV-Studie 2022 durch Elektronische Patientenakte, der elektronische Rechnung und dem digitalen Rezept. Digitale „Errungenschaften“, die in Nachbarländern wie Belgien längst Alltag sind. Als Hemmschuh für die Digitalisierung haben die Analysten „die in Deutschland herrschende überzogene Auffassung von Datenschutz“ identifiziert.
Als Kostenrisiken benennt die Studie auch den Klimawandel. „Das beginnt mit sommerlichen Hitzetoten und hört bei möglichen neuen Pandemien nicht auf“, schreiben die Analysten.
Auch das politische Risiko (Bürgerversicherung) bleibe der Branche als ‚Damokles Schwert‘ erhalten. Schließlich trifft der demografische Wandel die gesetzliche Krankenversicherung „mit voller Wucht“, so Zielke Research.