Die deutschen Lebensversicherer haben im Jahr 2022 mit fallenden Beitragseinnahmen kämpfen müssen. Die gebuchten Bruttobeiträge der Versicherer sanken um 6,9 Prozent auf 92,8 Milliarden Euro. Beim Neuzugang verlor die Branche vor allem beim Einmalbeitragsgeschäft.
Die Versicherungsbranche war in den vergangenen Jahren trotz diverser Krisen relativ unbeschadet geblieben. Doch bereits im April 2023 hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) seine Prognose für 2023 nach unten korrigiert. Statt einem marginalem Plus von 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr war man von einem Beitragsrückgang in Höhe von 5,5 Prozent ausgegangen. „Die realen Einkommensrückgänge und die ungewöhnlich hohe Unsicherheit belasten das Geschäft in der Lebensversicherung“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen damals.
Nun hat der Versicherer-Verband die Zahlen für 2022 veröffentlicht und gibt damit die Bestätigung der schwächeren Entwicklung. Denn im Jahr 2022 haben die Versicherer beim Geschäft mit Leben-Policen fast druchweg rückläufige Zahlen einfahren können. Im vergangenen sanken die Beitragseinnahmen um 6,9 Prozent. Dadurch hat die Branche Beitragseinnahmen in Höhe von 92,8 Milliarden Euro einfahren können.
Die laufenden Beiträge bleiben mit 63,1 Prozent der größte Teil der Einnahmen. Einmalbeiträge kommen auf 30,2 Prozent und Zusatzversicherungen machten 6,7 Prozent der Beiträge aus. Inklusive der Pensionskassen und Pensionsfonds haben die Versicherer gebuchte Bruttobeiträge von 97,1 Milliarden Euro erzielt und sanken damit um 5,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das geht aus der Broschüre „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2023“ des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hervor.
Auch der Trend bei der Anzahl der Policen im Bereich der Hauptversicherungen ist nicht ermutigend. Im Jahr 2022 sank die Zahl der Leben-Verträge um 1,1 Prozent auf 81,8 Millionen Policen. Mit 51,2 Prozent den größten Anteil daran haben Renten- und Pensionsversicherungen. Klassische Kapitalversicherungen haben einen Anteil von 21,9 Prozent am Bestand. Weitere 9,3 Prozent fallen auf Risiko-Policen. Immerhin noch 6,9 Prozent der Policen sind Invaliditätsversicherungen.
Im Bereich der betrieblichen Altersversorgung stieg die Zahl der Verträge um 0,7 Prozent auf über 16,57 Millionen. Die bAV hielt weiter einen Anteil von 19,3 Prozent an allen Verträgen der Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds. Gemessen an den Bestandsbeiträgen lag der Anteil sogar bei 24,3 Prozent (Vorjahr: 24,0 Prozent).
Weniger neue Verträge und Einmalbeitragsgeschäft schmiert ab
Beim Neuzugang muss die Branche verschlechterte Zahlen verkraften. Knapp 4,411 Millionen Verträge (4,922 Millionen Verträge) wurden im vergangenen Jahr abgeschlossen. Damit sank die Zahl der eingelösten Versicherungsscheine im Vergleich zum Vorjahr um 9,2 Prozent. Ebenfalls niedriger fällt die Beitragssumme des Neugeschäfts aus. Diese lag im Geschäftsjahr 2022 bei 170,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 185,3 Milliarden Euro). Während sich die Beitragssumme beim Neuzugang gegen laufenden Beitrag um 5,0 Prozent auf 142,3 Milliarden Euro verringerte, gab es beim Einmalbeitragsgeschäft einen noch deutlicheren Dämpfer. Hier sank die Beitragssumme beim Neuzugang um 20,5 Prozent auf 28,3 Milliarden Euro.
Die neuen Verträge in 2022 teilten sich auf knapp 3,155 Millionen Verträge mit laufenden Beiträgen und 1,256 Millionen Verträge gegen Einmalbeitrag auf. Von den neu eingelösten Versicherungsscheinen waren rund 2,130 Millionen Verträge eine Renten- und Pensionsversicherungen (Minus 11,0 Prozent). Hier konnten weder die klassischen Versicherungen (Minus 18,1 Prozent) noch die Mischformen mit Garantien (Minus 18,3 Prozent) überzeugen. Nur die fondsgebundene Versicherungen waren mit einem Plus von 26,3 Prozent ein kleiner Lichtblick. Sie haben mit 621.652 Policen nun einen Anteil von 14,1 Prozent.
Bei den klassischen Leben-Policen wurden sogar nur 310.278 Verträge abgeschlossen (Minus 15,1 Prozent). Fondsgebundene Policen konnten auch bei den Kapitalversicherungen zulegen. Hier gab es ein schmales Plus von zwei Prozent. Allerdings macht diese Versicherungsart lediglich 64.774 Verträge und damit nur 1,5 Prozent vom Neuzugang aus.
Während die Zahl der Risikoversicherungen um 15,8 Prozent auf einen Anteil von 8,2 Prozent (363.545 Policen) fiel, konnten die Invaliditäts-Policen ihren Anteil am Neuzugang mit von 9,4 Prozent (416.125 Policen) stabilisieren. Dabei fielen auch die neuen Verträge bei den Invaliditäts-Policen um 10,3 Prozent niedriger aus. Restschuld-Versicherungen und Lebensversicherungen ohne Überschussbeteiligung verloren 1,0 Prozent und haben nun einen Anteil von 20,2 Prozent am Neuzugang. Das sind immerhin 910.568 Verträge. Den größten Verlust beim Neugeschäft machten Pflege-Policen. Diese verloren 31,0 Prozent. Der Neuzugang ist mit 5.286 Policen weiterhin überschaubar.
Lebensversicherer haben mehr Leistungen ausgezahlt
Die ausgezahlten Leistungen der Leben-Anbieter stiegen 2022 auf 91,2 Milliarden Euro. Das sind 5,5 Prozent mehr als im Jahr 2021. Positiv entwickelte sich der Kapitalanlagenbestand der Versicherer. Dieser hatte in 2019 erstmals die Rekordmarke von mehr als einer Billion Euro geknackt. Im abgelaufenen Jahr wuchs der Bestand um weitere 0,8 Prozent auf 1.093 Milliarden Euro. Hinzu kamen noch rund 155 Milliarden Euro an Kapitalanlagen für fondsgebundene Policen.