„Provision kauft Marktanteile“, schrieben Verbraucherschützer mit Blick auf die Empfehlungen der Fokusgruppe Altersvorsorge. Das sorgt bei Michael Heinz, Präsident des Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) für 'Zornesfalten'. Die Behauptungen der Verbraucherschützer seien eine „bodenlose Frechheit“, sagt er im Interview mit Versicherungsbote.
Versicherungsbote: In der Stellungnahme zu den Empfehlungen der Fokusgruppe monieren Sie, dass kein Vermittlerverband eingeladen wurde. Welchen Aspekt vermissen Sie bei den Ergebnissen, den ein Vermittlerverband hätte einbringen und vertreten können?
Michael Heinz: Die Vermittler haben maßgeblich zur Verbreitung von bisher 16 Millionen Riester-Rentenverträgen beigetragen und erfüllen einen wichtigen sozialpolitischen Auftrag bei der Altersvorsorgeberatung der Bürger. Daher hätten wir erwartet, unsere Expertise und Reformvorschläge direkt in der Fokusgruppe darlegen zu können. Wir hätten dann auch stärker die Bedeutung von Garantien und des Langlebigkeitsrisikos thematisiert. Es freut uns, dass zumindest einige unserer eingebrachten Vorschläge Berücksichtigung gefunden haben.
Gibt es Empfehlungen, zu deren rascher Umsetzung Sie unbedingt raten würden?
Wichtig ist, dass nun alle Riester-Sparer endlich Klarheit erhalten, wie es genau weitergeht. Über kaum eine andere Vorsorgeform wurde in den letzten Jahren derart viel diskutiert. Dies hat zu einer großen Verunsicherung der Verbraucher geführt. Daher begrüßen wir grundsätzlich die Reformvorhaben. So sind Garantieabsenkungen in der Ansparphase längst überfällig sowie eine Einbeziehung der Selbstständigen sinnvoll. Daher plädieren wir dafür, diese Punkte rasch umzusetzen.
Befürchten Sie, dass eine Koalition aus Verbraucherschutz und Versicherern am ‚Vertrieb ohne Vermittler‘ arbeitet?
Beide Seiten treiben unterschiedliche Motive, den Vertrieb ohne Vermittler zu befördern. Der BVK verfolgt weiterhin den Standpunkt: Kein Vertrieb ohne Beratung im Sinne des Verbraucherschutzes. Daher begrüßen wir auch die Untersuchung der BaFin, die kürzlich auf Missstände einzelner Versicherer beim Thema Beratungsverzicht im Onlinevertrieb hingewiesen hat.
Apropos Verbraucherschutz: Dorothea Mohn sagte der Süddeutschen Zeitung, dass „verkauft wird, was die höchste Provision bringt“. Ihr Kollege Niels Nauhauser brachte es auf die griffige Formulierung „Provision kauft Marktanteile“. Wie hoch ist denn das Spektrum von Provisionen/Courtagen bei Riester-Produkten?
Das was hier behauptet wird, entspricht nicht der Realität im Beratungsalltag. Vermittler sind nach der IDD verpflichtet, im Interesse des Kunden zu beraten. Zudem wollen sie eine langfristige und nachhaltige Kundenbindung und verfolgen keine kurzfristigen Profitinteressen. Diese ungerechtfertigten Behauptungen der vom Staat finanzierten Verbraucherschützer sind für unseren Berufsstand eine bodenlose Frechheit.
Zum genauen Spektrum von Provisionen/Courtagen aller am Markt verfügbaren Riester-Produkten erheben wir selbst keine Daten.
Wie können sich Vermittler gegen Diffamierungen von Verbraucherschützern zur Wehr setzen?
Das Ansehen der Vermittler leidet auch unter den unbegründeten Diffamierungen der Verbraucherschützer. Vermittler können ihre Kunden darauf hinweisen, dass sie im Gegensatz zu den Verbraucherschützern über die notwendige Qualifizierungen und Weiterbildungen verfügen und für ihre Beratungsleistung vollumfänglich haften.