Autodiebe klauen eher konservativ: So lässt sich das „Bundeslagebild Kfz-Kriminalität 2022“ des Bundeskriminalamts (BKA) pointiert zusammenfassen. Gefragt bei Dieben sind nach wie vor Modelle deutscher Autobauer, während PKW mit Elektro- oder anderen alternativen Antrieben auch im Vergleich zur steigenden Zulassungszahl weniger entwendet werden.
Wie viele Autos wurden im letzten Jahr entwendet oder unterschlagen - und welche Marken waren besonders beliebt? Aufschluss darüber gibt das Bundeslagebild Kfz-Kriminalität des Bundeskriminalamtes (BKA). Zwar liefert die Statistik keine genauen Details, welche Modelle genau entwendet wurden. Sie bietet aber eine Orientierung mit Blick auf beliebte Autobauer und entsprechende Verschiebungen hierbei. Auf die Zahlen machte zuerst das Versicherungsjournal aufmerksam.
Konkret wurden PKW erfasst, die „dauerhaft abhandengekommen“ sind. Das bedeutet, dass sie „im Laufe des Berichtsjahres entwendet, unterschlagen und anderweitig betrügerisch erlangt wurden und auch noch am Jahresende zur Sachfahndung in Inpol ausgeschrieben sind“. Hier ist 2022 gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg bei der Gesamtzahl zu beobachten: 14.611 Autos kamen dauerhaft abhanden. Das sind rund ein Fünftel (+19,6 Prozent) mehr.
Etwas mehr als jedes siebte Auto (16,3 Prozent bzw. 2.384 Fahrzeuge) wurde hierbei durch Unterschlagung entwendet. Stark vereinfacht bedeutet dies, die Täter brachen in das Auto nicht ein, sondern bekamen es zunächst anvertraut - um es dann sich unrechtmäßig anzueignen.
Wie das Bundeskriminalamt berichtet, handelt es sich bei den Tätern oft um kriminelle Banden, die Fahrzeuge ins Ausland schaffen, um sie dort weiterzuverkaufen. Dabei nutzen die Tätergruppierungen häufig auch Lkw-Transporter oder die Verbringung in Containern, um die PKW zu transportieren. Hierbei hätten osteuropäische Absatzmärkte wie Russland oder Belarus als Zielmärkte an Attraktivität verloren: Ursache ist der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Als weitere wichtige Routen werden der Seeweg in den Nahen und Mittleren Osten genannt: mit Ländern wie den Libanon, Saudi-Arabien sowie die Vereinigten Arabischen Emirate. Auch West- und Nordafrika und die Arabische Halbinsel seien als Abnehmerregionen populär.
Deutsche Modelle bei Autodieben beliebt: mit abnehmender Tendenz
Blickt man darauf, welche Automarken bevorzugt entwendet werden, sind die PKW deutscher Hersteller bei Autodieben noch immer am populärsten. 45,4 Prozent der dauerhaft abhandengekommenen Fahrzeuge entfallen allein auf vier deutsche Autobauer: VW mit 2.155 entwendeten PKW, gefolgt von Audi mit 1.614 PKW, Mercedes mit 1.598 und BMW mit 1.264 Autos. Allerdings sind diese Marken nicht mehr ganz so häufig Diebesgut wie im Jahr zuvor, als noch 49,8 Prozent der entwendeten Fahrzeuge allein auf diese vier Marken entfielen.
Einen deutlichen Zuwachs gab es bei den Diebstählen der Modelle Ford (826 entwendete Fahrzeuge, Vorjahr: 668), Renault (807 entwendete PKW, Vorjahr: 613), Toyota (619, Vorjahr: 457) und vor allem Hyundai (608 entwendete PKW, Vorjahr: 329). Diese Marken platzieren sich auf den Rängen fünf bis acht der beliebtesten Automarken. Bei diesen absoluten Zahlen ist aber zu bedenken, dass deutsche Fabrikate auch häufiger auf deutschen Straßen unterwegs sind, folglich mehr Modelle dieser Hersteller zugelassen sind.
Am stärksten belastete Hersteller
Um zu zeigen, welche Fahrzeuge im Verhältnis zur Zulassungszahl am häufigsten entwendet werden, weist das Bundeslagebild darüber hinaus die am stärksten belasteten Hersteller aus. Hier verschiebt sich das Bild. Sehr begehrt sind demnach geländegängige Fahrzeuge und SUV der Hersteller Jeep (199 entwendete Fahrzeuge) und Land-Rover (167 entwendete Fahrzeuge), die im Verhältnis zur Zulassungszahl am stärksten betroffen sind. Es folgen Porsche (71 entwendete Fahrzeuge), Mazda (66), Mitsubishi (58) und Audi (49).
Keinen Boom gibt es hingegen bei Elektroautos und Fahrzeugen mit alternativem Antrieb, wie das Bundeskriminalamt weiter berichtet: Ohne diesbezüglich genaue Zahlen zu nennen. "Die Zahlen des KBA verdeutlichen, dass immer mehr Elektrofahrzeuge, aber auch Fahrzeuge mit Hybrid- bzw. zusätzlichem Elektroantrieb für den Straßenverkehr in Deutschland zugelassen werden. Gleichwohl wird nur ein Bruchteil dieser Fahrzeuge entwendet", heißt es im Bericht.