Finanzwissen: Die Schule ist der am wenigsten genutzte Kanal, wenn es um den Erwerb von finanzieller Bildung geht. Unterdessen ist die Erarbeitung einer Finanzbildungsstrategie für Deutschland einen Schritt weiter.
„Wir brauchen Lernangebote zur Finanziellen Bildung, die über Verbraucherinformationen hinausgehen und die Menschen in die Lage versetzen, Wissen über finanzielle und wirtschaftliche Zusammenhänge zu erwerben und im Alltag anzuwenden. Den eigenen Handyvertrag zu verstehen, gehört genauso dazu, wie die Altersvorsorge früh in die Hand zu nehmen“, sagte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FPD) als sie Mitte März die Entwicklung einer „Nationalen Finanzbildungsstrategie“ ankündigte (Versicherungsbote berichtete).
Wie nötig solches Finanzwissen ist, zeigte erst kürzlich eine Allianz-Studie: Fehlendes Know-how in Geldangelegenheiten könne Deutsche bis zu 2.690 Euro im Jahr kosten (Versicherungsbote berichtete).
Um diese teure Bildungslücke zu schließen, bieten sich eigentlich Schulen an. In Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen gibt es immerhin schon ein Schulfach ‚Wirtschaft‘. Und eine weitere aktuelle Umfrage im Auftrag von SwissLife zeigt: Die Deutschen halten die Schule prinzipiell für den geeigneten Ort, um Finanzwissen zu vermitteln (45 %). Noch höhere Zustimmungswerte erhält die Idee eines verpflichtenden Schulfachs ‚Finanzen‘. 61 Prozent der Befragten befürworten solche Pläne. Damit bestätigt die SwissLife-Umfrage auch zahlreiche ältere Studien-Ergebnisse.
Wie weit Schulen von diesem Anspruch aber entfernt sind, zeigt die aktuelle Umfrage ebenfalls. Denn nur drei Prozent der Befragten geben an, dass sie die Schule als Informationskanal über Finanzwissen genutzt haben. Das ist der am wenigsten genutzte Kanal überhaupt.
„Aktuelle Lehrpläne wirken nicht zeitgemäß und sie bereiten nur bedingt auf ein selbstbestimmtes Leben vor. Es überrascht deshalb nicht, dass viele Menschen in Deutschland ein verpflichtendes Schulfach für Finanzen wünschen“, sagte Jörg Arnold, Geschäftsführer von Swiss Life Deutschland.
Gewünscht wird Finanzwissen vor allem in den Bereichen Aktien (28 %), Sparen allgemein (23 %) und Altersvorsorge (23 %), so die Swiss Life-Studie. Je jünger die Befragten sind, desto eher interessiere das Thema Bausparen, hieß es weiter zu den Ergebnissen.
Finanzbildungsstrategie: Einladung zur Mitarbeit
Und die eingangs erwähnte Bildungs-Initiative? Nach dem Startschuss im März waren die beteiligten Ministerien (BMF und BMBF) nicht untätig. Gemeinsam mit der OECD wurde ein Fragebogen entwickelt, mit dem sich die Ministerien einen Überblick über die bereits bestehenden Finanzbildungsangebote in Deutschland verschaffen wollen. Am 8. August war es dann soweit: Das BMF verkündete die Fertigstellung des Fragebogens und lud alle Akteure im Bereich finanzielle Bildung zur Mitwirkung auf. Bis 8. September kann der Einladung Folge geleistet werden.