Die Allianz will bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden: so viel ist bekannt. Nun geben die Münchener neue Zwischenschritte auf diesem Weg bekannt. Die Allianz Gruppe will den Umsatz im Unternehmensversicherungs-Segment mit erneuerbaren und kohlestoffarmen Energien zwischen 2022 und 2030 um 150 Prozent steigern. Darüber hinaus sollen in diesem Zeitraum 20 Milliarden Euro zusätzlich in umweltfreundliche Technologien investiert werden.
Die Allianz teilte im Jahr 2019 mit, dass sie bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden will: sowohl im Versicherungsgeschäft als auch in der Geldanlage. Seitdem hat der Versicherer seine Ziele schrittweise verschärft, erscheint der Zeitraum doch sehr lang. Wenn auch im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen von 2015: Auch dort wurde festgelegt, dass die globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2050 auf netto null sinken müssen, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken.
In einem aktuellen Pressetext teilt die Allianz nun mit, welche konkreten Ziele bis zum Jahr 2030 umgesetzt werden sollen. „Net Zero Transition Plan“ ist das Dokument überschrieben. Neu ist, dass der Versicherer mit messbaren Vorgaben an die Öffentlichkeit tritt.
Grüne Technologien sollen vermehrt versichert werden
Ein wichtiger Punkt: In der Unternehmensversicherung möchte die Allianz bis 2030 ein profitables Umsatzwachstum von 150 Prozent (im Vergleich zu 2022) in erneuerbaren Energien und kohlenstoffarmen Technologielösungen erzielen. Gemeint ist damit zum Beispiel, dass man sich mehr darum bemüht, On- und Offshore-Windparks, Photovoltaikanlagen und andere umweltfreundliche Gewerbelösungen zu versichern: Hierbei zähle man bereits zu einem der führenden Versicherer. Ebenfalls soll die Versicherung von Wasserstofftechnologien ausgebaut werden.
Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Emissionsintensität in der Unternehmensversicherung spartenübergreifend um 45 Prozent zu verringern. Hier liege der Fokus zunächst auf großen Unternehmen, die bereits ihre Emissionen ausweisen. Für das Kfz-Versicherungsportfolio für Privatkunden strebt die Allianz bis 2030 eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 30 Prozent in neun europäischen Schlüsselmärkten an (Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich, Schweiz, Spanien). Das Basisjahr für diese Dekarbonisierungsziele ist jeweils 2022.
Investment: 50 Prozent weniger Emissionen bis 2030
Ein weiteres Ziel betrifft die Rolle der Allianz als Investor: also stark vereinfacht die Frage, wie die Gelder der Kundinnen und Kunden investiert werden. Hier sollen bis 2030 weitere 20 Milliarden Euro in Klima- und Cleantech-Lösungen investiert werden, die den Nachhaltigkeitsanforderungen der EU entsprechen. Diese Summe stockt die bisherigen Investitionen der Allianz in grüne Energieinfrastruktur auf, darunter Wind- und Solarparks, grüner Wasserstoff oder grünes Ammoniak.
20 Milliarden Euro klingt nach sehr viel Geld, muss aber im Kontext des gesamten verwalteten Vermögens gesehen werden. Nach eigenen Angaben verwaltet die Allianz im Auftrag ihrer Versicherungskundinnen und Kunden ein Investmentportfolio von 714 Milliarden Euro - und für Dritte in der Vermögensverwaltung über PIMCO und Allianz Global Investors sogar 1,7 Billionen Euro, was 1.700 Milliarden Euro entspricht.
Für die Anlagen der Versicherungsnehmer strebt die Allianz bis zum Ende dieses Jahrzehnts eine Reduzierung der absoluten Emissionen um 50 Prozent an, verglichen mit dem Basisjahr 2019 für börsennotierte Aktien und Unternehmensanleihen. Ende 2022 waren bereits 36 Prozent erreicht, der Rest soll bis Ende 2029 verwirklicht werden. Auch bei Investments in nicht börsennotierte Unternehmen sollen die Treibhausgasemissionen um 50 Prozent reduziert werden.
Während die Allianz sich für das Anlageportfolio Ziele setzt, die Emissionen zu reduzieren, sind darüber hinaus zusätzliche Ziele für vier besonders emissionsintensive Sektoren vorgesehen: Stromversorger, Öl- und Gasunternehmen, Stahlfirmen und Automobilkonzerne. Einerseits sollen deren Anteile im Portfolio reduziert werden, andererseits will der Versicherer mit den Unternehmen dieser Branchen auch in den Dialog treten, um gemeinsame Emissionsreduktionsziele zu definieren.
Im Privatkundengeschäft hat die Allianz vor allem die Kfz-Versicherung im Blick. Ziel sei es, die CO2-Emissionen in neun Schlüsselmärkten bis 2030 schrittweise um 30 Prozent gegenüber 2022 zu reduzieren. Der Transportsektor, einschließlich der privaten Mobilität, gilt als einer der emissionsintensivsten Sektoren. Gleichzeitig entwickelt sich der Markt sehr dynamisch in Richtung schadstoffarmer Fahrzeuge, Elektromobilität, geringerer Fahrleistung und multimodalem Verkehr. „Die Allianz erwartet, dass immer mehr ihrer Kunden den Umstieg auf schadstoffarme Fahrzeuge in Erwägung ziehen. Daher konzentriert sich das Unternehmen künftig stärker darauf, das Angebot an Produkten und Dienstleistungen im Bereich Elektromobilität und multimodale Mobilität zu erweitern“, heißt es im Pressetext.