Lebens- und Private Krankenversicherer schätzen ihre aktuelle Ertragslage im Vergleich zum Vorjahr schlechter ein, zeigt eine Sonderumfrage des ifo-Instituts im Auftrag des GDV.
Wie ist es um die aktuelle Ertragslage und die Ertragserwartungen der deutschen Versicherer bestellt? Das will der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wissen und beauftragt deshalb das ifo-Institut mit der Durchführung entsprechender Umfragen.
Die Umfrage-Ergebnisse werden für die Sparten Lebensversicherung, Private Krankenversicherung und Schaden-/Unfallversicherung ausgewiesen. Gefragt wird einerseits nach der aktuellen Ertragslage, andererseits nach den künftigen Ertragserwartungen.
Lebensversicherung: Aktuelle Ertragslage verschlechtert
Zwar stieg der Anteil jener Lebensversicherer, die die aktuelle Situation als günstig einschätzen, von 21 Prozent leicht 25 Prozent. Doch die Anzahl der Unternehmen, die die Lage als befriedigend einschätzen, ist von 75 Prozent auf 53 Prozent zurückgegangen. Noch deutlicher ist die Veränderung bei Lebensversicherern, die die aktuelle Lage als ungünstig ansehen. Waren das im Vorjahr noch 4 Prozent, sind es nun 23 Prozent.
PKV: „Merkliche Verschlechterung der aktuellen Ertragslage“
Auch in der Privaten Krankenversicherung deuten die Umfrageergebnisse auf eine „merkliche Verschlechterung der aktuellen Ertragslage“ hin, schreibt der GDV im 'ifo Konjunkturtest Versicherungswirtschaft'. Zwar würden wie im Vorjahr über die Hälfte der befragten Assekuranzen ihre aktuelle Ertragslage als befriedigend einschätzen (54%; Vorjahr 60%). Doch der Anteil jener PKVen, die die derzeitige Lage als günstig auffassen, ist von 32 Prozent auf 14 Prozent gefallen. Von einer schlechten Ertragslage wissen 32 Prozent der befragten Unternehmen zu berichten. Im Vorjahr waren es noch 8 Prozent.
Komposit: Stimmung hellt sich auf
Bei den befragten Kompositversicherern hellt sich die Stimmung mit Blick auf die derzeitige Ertragslage allerdings auf. Schätze im Vorjahr gerade mal 1 Prozent der Versicherer die damalige Ertragslage als gut ein, sind es nun mit 19 Prozent wesentlich mehr. Der Anteil der Unternehmen, die von ungünstigen Ertragslagen sprechen, ging von 26 Prozent auf 17 Prozent zurück. Von einer befriedigenden Ertragslage gehen 64 Prozent aus (Vorjahr: 73%).
Ertragserwartung: Optimismus stark gestiegen
Wesentlich optimistischer ist die Stimmung bei den Versicherern mit Blick auf die kommende Ertragslage. „Der Anteil der Lebensversicherer, die mittelfristig mit einer Verbesserung ihrer Ertragslage rechnen, hat sich von 19 Prozent im Vorjahr auf jetzt 54 Prozent mehr als verdoppelt“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Zugleich erwarten laut Umfrage 46 Prozent der befragten Unternehmen (Vorjahr: 71 Prozent) eine gleichbleibende Entwicklung, während niemand (Vorjahr: 10 Prozent) mit einer Verschlechterung rechnet. „Daraus ergibt sich mit plus 54 nach plus 9 Punkten im Vorjahr erfreulicherweise ein deutlich verbesserter Saldo für die Ertragsaussichten der Lebensversicherer“, so Asmussen.
Verhaltene Erwartungen in der Schaden-/Unfallversicherung
In der Schaden- und Unfallversicherung fallen die Ertragserwartungen für die nächsten drei Jahre etwas verhaltener aus. „Der Anteil der Unternehmen mit optimistischer Perspektive nimmt leicht auf 53 Prozent (Vorjahr: 58 Prozent) ab, jener mit pessimistischen Erwartungen steigt gleichzeitig auf 10 Prozent (Vorjahr: 7 Prozent)“, sagt Asmussen. Der Anteil gleichbleibender Erwartungen bleibt mit 37 Prozent nahezu unverändert.
Ausblick PKV: Die Spreizung im Markt nimmt zu
In der Privaten Krankenversicherung zeigt sich eine ambivalente Entwicklung bei den in den nächsten drei Jahren erwarteten Erträgen: Zwar sehen hier 41 Prozent (Vorjahr: 29 Prozent) der befragten Unternehmen verbesserte, aber auch 17 Prozent (Vorjahr: 10 Prozent) schlechtere Aussichten. 42 Prozent der Unternehmen gehen von einer gleichbleibenden Ertragslage aus.
„Die Ertragserwartungen der Versicherer für die nächsten drei Jahre zeigen über alle Sparten hinweg, dass der Zukunftsoptimismus im Sektor stark gestiegen ist“, so Asmussen. „Der Anteil der Unternehmen, die von 2024 bis 2026 mit einer Verbesserung der Ertragssituation rechnen, liegt jetzt bei 51 Prozent, nach 35 Prozent im vergangenen Jahr.“ Gleichzeitig ist der Anteil jener Unternehmen, die eine Verschlechterung erwarten, spartenübergreifend von 9 auf 7 Prozent leicht gesunken.
„Die Umfrageergebnisse zeigen, dass eine mögliche ungünstige Ertragssituation in den meisten Unternehmen mittelfristig überwunden werden kann“, sagt Asmussen. So haben 80 Prozent der Versicherer, die ihre Ertragslage als ungünstig bezeichneten, eine optimistische Erwartungshaltung für die kommenden drei Jahre. Auch jene Unternehmen, die ihre Ertragslage bereits als günstig einschätzten, rechnen tendenziell mit einer Fortsetzung des positiven Trends.