Beim Blick auf die einzelnen Anbieter ist die Allianz Leben der einzige Versicherer, der mit „sehr gut“ abschneidet. Auch Deutschlands mit Abstand größter Lebensversicherer hat freilich nicht nur erfreuliche Zahlen vorzuweisen. Hatten die Münchener bereits im Vorjahr ein Minus von 16,0 Prozent an Bruttobeitragseinnahmen zu beklagen, so schrumpften die Beiträge auch im Jahr 2022 um 7,8 Prozent. Dies könne aber auch „Ausdruck einer vorausschauenden Geschäftspolitik“ sein, schreibt Weinmann: Gewinn habe höhere Priorität als Umsatz.
Grundsätzlich schrumpften die Bruttobeitragseinnahmen der zwölf größten Lebensversicherer: von 62,0 Milliarden auf 57,5 Milliarden Euro. Damit halten die im Neugeschäft aktiven Top 12-Lebensversicherer einen Marktanteil in Höhe von 62,0 Prozent, denn das Marktvolumen der deutschen Lebensversicherer für 2022 bezifferte der Dachverband GDV auf 92,8 Milliarden Euro. Lediglich die Alte Leipziger Leben (plus 2,2 Prozent) und die Generali Deutschland Leben (+2,1 Prozent) konnten im abgelaufenen Geschäftsjahr im Konzert der Großen Beitragszuwächse verzeichnen. Alle anderen Versicherer büßten ein: am deutlichsten die Württembergische Leben (-17,4 Prozent), die Bayern-Versicherung (-16,3 Prozent) und die Cosmos Leben (-15,5 Prozent).
Beim Netto-Neuzugang stellt Weinmann die neu abgeschlossenen Versicherungsverträge den Rückkäufen, Beitragsfreistellungen und sonstige vorzeitige Abgänge gegenüber. Auch hier ist die Allianz Leben mit einer Abriebquote von 29,2 Prozent am besten aufgestellt: kein anderer Versicherer kann diese unterbieten. Anders die Zurich, die drei Viertel ihres Neugeschäfts anhand von Abgängen wieder einbüßt. Bei der Allianz fällt allerdings negativ auf, dass kein anderer Versicherer seine Kundinnen und Kunden so niedrig am Rohüberschuss beteiligt. „Nur“ 64,9 Prozent wird den Sparenden hier gutgeschrieben. Hierbei muss aber auch bedacht werden, dass es von der Höhe des erwirtschafteten Rohüberschusses eines Versicherers abhängt, wie viel die Kundinnen und Kunden erhalten.
Während es in den letzten Jahren Punktabzug gab, wenn Versicherer ihre Kundinnen und Kunden gering am Rohüberschuss beteiligt haben, wurde die Benotung nun geändert: Wer seine Kundinnen und Kunden umfangreich am Rohüberschuss beteiligt und eine starke Solvenzquote vorzeigen kann, erhielt bis zu 100 Zusatzpunkte. Die volle Punktzahl konnten hierfür die Alte Leipziger Leben, die Debeka Leben und die R+V Leben einsammeln. Für die Bayern-Versicherung und die Cosmos Leben gab es immer noch 50 Extrapunkte. Alle anderen gingen leer aus. Bei der Cosmos Leben wurden aber zugleich die 100 Punkte wieder abgezogen: Als einziger Versicherer im Teilnehmerfeld konnte sie nicht den von der BaFin geforderten Solvenzkapitalbedarf erfüllen. Bei der Debeka und der R+V fiel zudem die hohe Abriebquote auf, was das insgesamt sehr positive Gesamtbild beider Versicherer schmälert.
Letztendlich weist Weinmann in seiner Studie zwei Ergebnis-Tabellen aus: eine für die Betriebswirtschaftliche Beurteilung und eine für Betriebswirtschaft und Verbraucherbelange (verbraucherorientierte Betriebswirtschaft). Maximal waren 1.000 Punkte erreichbar. Hier sollen die Ergebnisse für die verbraucherorientierte Tabelle wiedergegeben werden:
- Allianz Leben (800 Punkte, Note „sehr gut“: 1,3)
- Alte Leipziger Leben (600 Punkte, Note „gut“: 1,7)
- Axa Leben (650 Punkte, Note „gut“: 2,0)
- Debeka Leben (550 Punkte, 100 Extrapunkte Versichertenteilhabe, Note „gut“: 2,0)
- R+V Leben (550 Punkte, 100 Extrapunkte Versichertenteilhabe, Note „gut“, 2,0)
- Nürnberger Leben (550 Punkte, Note „befriedigend“: 2,7)
- HDI Leben (550 Punkte, Note „befriedigend“: 2,7)
- Zurich Deutscher Herold (450 Punkte, Note „befriedigend“: 3,3)
- Bayern-Versicherung (400 Punkte, 50 Extrapunkte Versichertenteilhabe, Note „befriedigend“: 3,3
- Generali Leben (400 Punkte, Note „ausreichend“: 3,7)
- Württembergische Leben (400 Punkte, Note „ausreichend“: 3,7)
- Cosmos Leben (350 Punkte, 50 Extrapunkte Versichertenteilhabe, Note „knapp ausreichend“: 4,3)