Allianz: Die Marktanteile des Branchenschwergewichts schwinden

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Auffällig ist jedoch, dass die Allianz seit 2020 Marktanteile verliert. War 2019 noch ein Jahr, in dem die Münchner massiv zulegen konnten - von 18,29 Prozent Marktanteil auf 20,42 Prozent - verging seitdem kein Jahr mehr, in dem nicht ein Abwärtstrend zu beobachten war. 2020 kam die Allianz auf einen Marktanteil von 19,75 Prozent, 2021 auf 17,81 Prozent und 2022 schließlich auf 17,13 Prozent.

Zum Teil ist der Rückgang von Marktanteilen auch das Ergebnis bewusster unternehmerischer Entscheidungen: So können Versicherer in Segmenten, die für sie betriebswirtschaftlich wenig attraktiv sind, ihr Neugeschäft einschränken oder Geschäftsanteile abstoßen. Bei der Allianz war dies in den letzten Jahren in der Lebensversicherung der Fall: Das Einmalbeitragsgeschäft wurde deutlich zurückgefahren, zumal es eine höhere Volatilität aufweist als das Geschäft gegen laufenden Beitrag. So sank der Marktanteil der Allianz in der Lebensversicherung vom Rekordjahr 2019 mit 29,32 Prozent der gesamten Bruttoprämieneinnahmen auf dem deutschen Markt auf nunmehr 23,32 Prozent.

Aber auch in der Sach- und Krankenversicherung musste der Branchenprimus zum Teil leichte Einbußen hinnehmen. Das Unternehmen befinde sich „seit einigen Jahren in einer schleichenden Abwärtsspirale“, schreibt daher das Fachportal Versicherungswirtschaft Heute anlässlich des aktuellen Berichts. Auch wenn dies in der Kivi-Studie nicht angesprochen wird, so könnte ein weiterer Grund sein, dass Konzernchef Oliver Bäte den Schwerpunkt verstärkt auf wachstumsstarke Auslandsmärkte legt: Im ausländischen Geschäft konnte die Allianz Gruppe in den letzten Jahren teils deutlich hinzugewinnen.

Das Kivi-Institut verwies bereits in früheren Studien darauf, dass die Gewinne und Verluste von Marktanteilen nur bedingt aussagekräftig sind. Das Bild wird durch Unternehmens-Zukäufe und Verkäufe (auch Teilerwerb) verzerrt. Auch würden die Änderungen mit dem Spartenmix der Versicherer korrelieren - zum Beispiel, wenn sich aktuell große Versicherer von alten Lebensversicherungs-Verträgen trennen wollen. Bei Versicherungsarten mit sehr hohen Schadenskosten kann die Einschränkung des Geschäfts sogar zu einem besseren Konzernergebnis beitragen.

Mit Ausnahme der Ergo verlieren alle Top-5-Versicherer Marktanteile

Die anderen Branchengrößen können jedoch von den sinkenden Beitragseinnahmen des Branchenprimus nicht profitieren. Mit Ausnahme der Ergo verloren 2022 alle Versicherer in den Top 5 Marktanteile. So konnten die Öffentlich-Rechtlichen Versicherer auf Rang zwei ihren Aufwärtstrend aus den beiden Vorjahren nicht fortsetzen und verloren erstmals wieder: Ihr Marktanteil schrumpfte von 10,62 Prozent auf 9,99 Prozent. In der Kivi-Studie werden die Öffentlichen Versicherer zusammen erfasst: Hier sei daran erinnert, dass es sich oft um Anbieter mit starkem Regionalbezug handelt, die auch mit den öffentlichen Banken und Sparkassen im Vertrieb kooperieren.

Quelle: Kivi-Institut: Die Marktanteile der Anbieter auf dem deutschen Erstversicherungsmarkt im Jahr 2022 und im Zeitvergleich der Jahre 2015 bis 2022

Auch die R+V auf Rang drei kann ihren positiven Trend aus den Vorjahren nicht fortsetzen. Während die Wiesbadener ihre Marktanteile in den Jahren zuvor von 5,85 Prozent im Jahr 2019 auf 6,84 Prozent in 2021 deutlich ausbauen konnten, schrumpfte der Anteil 2022 wieder auf 6,51 Prozent. Immerhin kann man damit den Podiumsplatz vor der deutschen Generali behaupten, die seit 2015 entweder Marktanteile verlor oder zumindest kaum steigern konnte. Hatte die Generali im Jahr 2015 noch 8,61 Prozent Marktanteil, so sind es 2022 nur noch 6,14 Prozent. Auch bei dem Versicherer mit dem geflügelten Löwen ist dies zum Teil Ergebnis bewusster unternehmerischer Entscheidungen: So wurden unter anderem Lebensversicherungs-Bestände an den Run-off-Dienstleister Viridium abgegeben.