22 Lebensversicherern gelingt es in 2022 nicht, genug Rendite am Kapitalmarkt zu erwirtschaften, um Garantiezusagen an die Kunden zu bedienen. Allerdings sinkt der Fehlbetrag durch steigende Zinsen deutlich. Versicherungsbote stellt aktuelle Zahlen vor.
Seit Überarbeitung der Mindestzuführungsverordnung (MindZV) sind – gemäß Paragraf 15 – Angaben zur Beteiligung der Versicherten an den Erträgen für jedes Geschäftsjahr auszuweisen. In der hierfür vorgeschriebenen Tabelle (Anlage eins) werden auch Kapitalerträge und Garantieverpflichtungen (unter „Rechnungszins“) gegenübergestellt. Dies motiviert Rating-Unternehmen und Zweitmarkt-Anbieter regelmäßig zur Auflistung von Lebensversicherern mit negativem Zinsergebnis.
Bei einem negativen Zinsergebnis ist der Rechnungszins zum Bedienen der Garantiezusagen höher als erwirtschaftete Kapitalerträge – Erträge reichen folglich nicht, um die Zinszusagen an die Kunden zu bedienen. Eine aktuelle Liste mit betroffenen Gesellschaften veröffentlichte nun wiederholt die Versicherungsberatungsgesellschaft Zahl und Recht.
Fehlbetrag deutscher Lebensversicherer sinkt deutlich
Zwar ist in 2022 mit 22 Versicherern ein Versicherer mehr von einem negativen Zinsergebnis betroffen als 2021. Der Fehlbetrag der betroffenen Unternehmen aber sinkt deutlich – er belief sich in 2021 auf 639,1 Millionen Euro und sinkt bis Ende 2022 auf 356,5 Millionen Euro. Dies verdankt sich dem gestiegenen Zinsniveau: Der Leitzins stieg von 0 Prozent (seit 2016 bis Juli 2022) schrittweise bis auf zwei Prozent zum Ende 2022.
Der Referenzzinssatz der Zinszusatzreserve ist allerdings seit 2021 unverändert – er liegt bei 1,57 Prozent. Das bedeutet: Für alle Garantien oberhalb 1,57 Prozent müssen die Lebensversicherer aktuell Gelder in die Zinszusatzreserve (ZZR) geben. Weil durch steigende Zinsen und gleichbleibenden Referenzzins aber keine neuen Tarifgenerationen nachreserviert werden müssen, fließt Geld aus der Zinszusatzreserve zurück ins aktive Kapital der Lebensversicherer (Versicherungsbote berichtete). Laut dem Portal Zahl und Recht sind etwa vier Milliarden Euro bis Ende 2022 aus der Zinszusatzreserve zurück ins aktive Kapital der Unternehmen geflossen, so dass aktuell noch 92 Milliarden Euro in der Zinszusatzreserve liegen.
Versicherer, die sich 2022 aus der Negativliste retten konnten
In der Zeit anhaltender Null- und Niedrigzinsen bis Ende 2021 mussten immer höhere Erträge aus der Kapitalanlage erwirtschaftet werden, um Altgarantien zu bedienen. Durch ein steigendes Zinsniveau aber sinkt nun seit 2022 der Druck. Dies hilft zehn Versicherern aus der Not, die in 2021 noch einen Fehlbetrag ausweisen mussten, sich aber in ein positives Saldo retteten. Diese Versicherer können 2022 nun ein positives Zinsergebnis vorzeigen:
- Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG
- Condor Lebensversicherungs-AG
- Debeka Lebensversicherungsverein a.G.
- ERGO Lebensversicherung AG
- Frankfurt Münchener Lebensversicherung AG
- Generali Deutschland Lebensversicherung AG
- Landeslebenshilfe V.V.a.G.
- LVM Lebensversicherungs-AG
- Nürnberger Beamten Lebensversicherung AG
- R + V Lebensversicherung a.G.
Unternehmen, die 2022 neu ein negatives Zinsergebnis hinnehmen mussten
Da zehn Versicherer sich vom negativen in ein positives Zinsergebnis retten konnten, sind in 2022 insgesamt elf Lebensversicherer neu bei den Unternehmen mit negativem Zinsergebnis dabei. Hierunter befinden sich vier Run-off-Versicherer ohne Neugeschäft. Folgende Unternehmen rutschten von einem positiven in ein negatives Zinsergebnis in 2022 (angegeben ist das Saldo aus Kapitalerträgen und Rechnungszinsanforderungen):
- Athora Lebensversicherung AG: Zinsergebnis minus 50,91 Mio. Euro (Run-off)
- Barmenia Lebensversicherung a.G.: Zinsergebnis minus 8,32 Mio. Euro
- Deutsche Ärzteversicherung AG: Zinsergebnis minus 10,00 Mio. Euro
- Dialog Lebensversicherungs-AG: Zinsergebnis minus 1,43 Mio. Euro
- Entis Lebensversicherung AG: Zinsergebnis minus 10,57 Mio. Euro (Run-off)
- Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG: Zinsergebnis minus 22,77 Mio. Euro
- InterRisk Lebensversicherungs-AG: Zinsergebnis minus 173.244 Euro
- Münchener Verein Lebensversicherung AG: Zinsergebnis minus 4,92 Mio. Euro
- Signal Iduna Lebensversicherung a.G.: Zinsergebnis minus 33,62 Mio. Euro (Run-off)
- Skandia Lebensversicherung AG: Zinsergebnis minus 2,12 Mio. Euro (Run-off)
- Volkswohl-Bund Lebensversicherung a.G.: Zinsergebnis minus 26,77 Mio. Euro
Wer 2022 bei einem negativen Zinsergebnis blieb
Im folgenden werden die Unternehmen vorgestellt, die bereits 2021 ein negatives Saldo aus Kapitalerträgen minus Rechnungszins hinnehmen musste und 2022 in diesem negativen Zinsergebnis verharrte (sortiert in alphabetischer Reihenfolge). Eins dieser Unternehmen befindet sich im Run-off ohne Neugeschäft. Folgende Lebensversicherer sind betroffen:
- Concordia oeco Lebensversicherungs-AG: Zinsergebnis minus 11,22 Mio. Euro
- Credit Life AG: Zinsergebnis minus 8,16 Mio. Euro
- Dortmunder Lebensversicherung: Zinsergebnis minus 2,00 Mio. Euro
- Heidelberger Lebensversicherung AG: Zinsergebnis minus 26,27 Mio. Euro (Run-off)
- HUK-Coburg Lebensversicherung AG: Zinsergebnis minus 71,10 Mio. Euro
- Itzehoer Lebensversicherungs-AG: Zinsergebnis minus 5,01 Mio. Euro
- Mecklenburgische Lebensversicherungs-AG: Zinsergebnis minus 3,90 Mio. Euro
- Provinzial NordWest Lebensversicherung AG: Zinsergebnis minus 52,00 Mio. Euro
- Süddeutsche Lebensversicherung a.G.: Zinsergebnis minus 3,34 Mio. Euro
- Vereinigte Postversicherung V.V.a.G.: Zinsergebnis minus 783,00 Euro
- Versicherer im Raum der Kirchen Lebensversicherung AG: Zinsergebnis minus 1,85 Mio. Euro
Hintergrund: Alle Zahlen entstammen dem Versicherungsberater Zahl und Recht. Auf der Webseite des Unternehmens sind Tabellen mit allen Werten verfügbar.