Die Zahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter ist erneut gestiegen. Im Juni 2023 bezogen bundesweit 691.820 Menschen im Rentenalter Grundsicherung. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher sein. Das legt eine Auswertung der "Wirtschaftswoche" nahe.
Immer mehr Rentner sind auf staatliche Hilfe angewiesen. 691.820 Menschen im Rentenalter erhielten im Juni 2023 Leistungen nach dem Zwölften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XII). Darüber berichtet das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Die Zahlen hatte das Statistische Bundesamt aufgrund einer Anfrage der Linksfraktion im Bundestag zusammengestellt.
Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Rentner, die Grundsicherungsleistungen erhalten, um 63.250 Menschen beziehungsweise um etwa zehn Prozent gestiegen. Insbesondere in den fünf ostdeutschen Bundesländern habe es enorme Anstiege gegeben. Demnach sei allein im Freistaat Sachsen die Zahl um 22,8 Prozent gestiegen. Wegen des neuerlichen Anstiegs fordert Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch eine „armutsfeste Mindestrente von 1.200 Euro und ein Rentenniveau, das den Lebensstandard sichert“.
Die Dunkelziffer der Personen mit Anspruch auf die Grundsicherung dürfte deutlich höher sein. Die "Wirtschaftswoche" hatte kürzlich Zahlen vom Statistischen Bundesamt, der Bundesregierung, dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales zusammengetragen. Die Angaben sind zwar nicht ganz aktuell, denn sie sind aus dem Jahr 2019 und die Werte sind nicht wirklich vergleichbar. Denn in ihrer Auswertung geht die "Wirtschaftswoche" Haushalten und nicht von Personen als Anspruchsberechtigte aus. Die Zahlen sind dennoch beachtlich. Demnach hätten im Jahr 2019 etwa 60 Prozent der Berechtigten die Grundsicherung im Alter nicht erhalten. Das würde rund 625.000 Haushalte betreffen. Von diesen waren 59,6 Prozent der Haushalte alleinlebend. Das wären zusätzliche 372.500 Personen, die zwar einen Anspruch auf Sozialleistungen hatten, diesen jedoch nicht beantragten.
Die Vermutung liegt nahe, dass viele Bundesbürger schlicht nicht wissen, dass sie einen Anspruch auf Sozialleistungen. Die Anspruchshöhe ist dabei durchaus ein Faktor. Demnach hätten vier von fünf Grundsicherungsberechtigten (79,9 Prozent) ihren Anspruch zwischen 20 Euro und 200 Euro nicht beantragt. Bei einer Anspruchshöhe zwischen 200 Euro und 600 Euro seien es mehr als die Hälfte der potentiellen Leistungsbezieher (53,4 Prozent). Gut ein Fünftel der Rentner (21,6 Prozent), die einen Anspruch auf Grundsicherung im Alter von über 600 Euro gehabt hätten, habe diesen nicht bezogen.