Jobkiller oder nützliches Tool in der Kundenberatung? Das aktuelle AfW-Vermittlerbarometer 2023 zeigt, dass Versicherungsvermittler einen durchaus differenzierten Blick auf Künstliche Intelligenz haben. Allerdings hat ein Großteil auch noch keine Meinung, wie sich KI auf ihre Arbeit auswirken wird.
Welche Erwartungen haben Versicherungsvermittlerinnen und -vermittler an die Künstliche Intelligenz? Begrüßen sie die neuen technischen Möglichkeiten oder befürchten sie eher durch die KI überflüssig zu werden? Dieser Frage widmete sich eine Teilauswertung des 16. AfW-Vermittlerbarometers. Der Bundesverband Finanzdienstleistungen (AfW) wertete hierfür die Stimmen von 1.108 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus, die im November 2023 online geantwortet hatten. Neun von zehn Teilnehmern waren als Versicherungsmakler registriert.
Die Antworten zeigen: Die Mehrheit der Vermittler hat noch keine klare Meinung dazu, inwieweit Künstliche Intelligenz in ihr Berufsbild eingreifen und es verändern wird. Knapp die Hälfte schätzt die Auswirkungen von KI auf die eigene berufliche Zukunft als neutral ein. Und immerhin 28 Prozent sehen sie sogar positiv, hoffen also, von KI profitieren zu können. Lediglich 18 Prozent haben negative Erwartungen.
Die Mehrheit (46,9 Prozent) erwartet den größten Einfluss von KI sowohl beim Kunden als auch beim Berater. 21,5 Prozent glauben jedoch, dass sich die neuen technischen Möglichkeiten vor allem beim Kunden auswirken werden. 17,5 Prozent erwarten dies eher beim Berater.
Wird KI künftig menschliche Beratung ersetzen?
Gefragt wurde auch, ob die Vermittlerinnen und Vermittler davon ausgehen, dass KI in Zukunft die menschliche Beratung ersetzen wird. 61 Prozent glauben nicht, dass dies jemals der Fall sein wird. Für 8 Prozent ist dies jedoch wahrscheinlich und jeder vierte Befragte hält es zumindest für möglich. 25 Prozent antworteten mit „vielleicht“.
„Es scheint so, als wäre die Vermittlerschaft derzeit noch gelassen, was das Aufkommen der Künstlichen Intelligenz für ihren Beruf bedeutet“, sagt Frank Rottenbacher, Vorstandsmitglied des AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen. Allerdings lasse sich eben noch nicht klar übersehen, wie gut und vor allem wie schnell die KI-Tools Dienstleistungen am Kunden unterstützen oder in Teilen gar ersetzen können. „Die Vermittlerschaft ist mal wieder in ihrem Unternehmertum gefordert, um schnell auf Veränderungen durch die KI zu reagieren und um ihre jeweiligen Dienstleistungen positionieren zu können“, so Rottenbacher weiter.
Und welche Bedenken haben Vermittlerinnen und Vermittler, wenn es um den Einsatz von KI in der Versicherungs- und Finanzberatung geht? Hier waren Mehrfachnennungen möglich. Die am häufigsten genannte Antwort war die Fehleranfälligkeit, die von sechs von zehn Befragten (58,16 Prozent) genannt wurde. Ein möglicher Kontrollverlust wurde von der Hälfte der Befragten (50,65 Prozent) genannt. Datenschutzbedenken äußerten 43,65 Prozent und 40,80 Prozent erwarten, dass der Einsatz solcher Tools die Komplexität erhöht.
Hintergrund: Das jährliche AfW-Vermittlerbarometer wurde bereits zum 16. Mal mittels einer Online-Befragung im November 2023 durchgeführt. Insgesamt beantworteten 1.108 Teilnehmerinnen und Teilnehmer rund 50 Fragen zu ihrer Tätigkeit, ihren Erträgen, der Regulierung und weiteren aktuellen Themen. Neun von zehn Befragten (89,1 Prozent) verfügen über eine Erlaubnis zur Versicherungsvermittlung (§34d GewO), davon beraten rund 90 Prozent im Maklerstatus. 63 Prozent der Befragten verfügen über eine Erlaubnis zur Finanzanlagenvermittlung nach §34f GewO. Knapp sechs von zehn Befragten sind nicht Mitglied im AfW-Vermittlerverband.