Elementargefahren: Versicherungsindustrie muss sich eindeutig positionieren!

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Die in einigen Bundesländern ungewöhnlich heftigen Überschwemmungen zum Jahresende 2023 haben die Idee, einen Pool aufzulegen, erneut entfacht. In einigen Ländern gibt es sogenannte Elementarschadenpools oder Naturgefahrenpools. Diese Pools sind spezielle Versicherungsmechanismen, die dazu dienen, die finanziellen Auswirkungen von Naturkatastrophen aufzufangen. Der Grundgedanke ist, dass Risiken, die durch Naturgefahren wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Stürme entstehen, für Versicherungsunternehmen allein oft schwer zu tragen sind, da sie zu großen finanziellen Belastungen führen können. Deshalb schließen sich in diesen Pools mehrere Versicherer zusammen, um ihre Kapazitäten zu erhöhen, oder es kommt zu einer Kooperation zwischen privaten und öffentlichen Risikoträgern. In Deutschland war eine Staatsbeteiligung im Gespräch, doch bis heute ist keine Entscheidung über Auflage, Form und Ausgestaltung verhandelt.

Pflichtversicherung

Eine Pflichtversicherung erscheint ausgeschlossen, da Kunden auch dann Beiträge zahlen müssten, wenn sie nicht direkt von Naturkatastrophen betroffen sind. Dies kann insbesondere dann als Nachteil angesehen werden, wenn bestimmte Regionen seltener von Elementarschäden betroffen sind. Eine Pflichtversicherung schränkt zudem die Flexibilität bei individuellen Versicherungsprodukten ein. Im Ergebnis kann sich die Versicherungswirtschaft Gedanken darüber machen, wie die derzeitige Komplexität, Unübersichtlichkeit und das Fehlen klarer Definitionen der einzelnen Risiken (was ist Überschwemmung, wann wird die Deckung ausgelöst) für die Schadenregulierung sinnvoll und einfach gestaltet werden kann.

Ergebnis

Die Versicherungsindustrie ist gefordert, die Ausgestaltung der Indeckungnahme von Risiken aus Elementargefahren/ Naturkatastrophen mit klar definierten Bedingungen und nachvollziehbaren Definitionen der versicherten Gefahren zu gestalten.

Eine transparente Darstellung, unter welchen Basispolicen derzeit Elementargefahren gedeckt oder zusätzlich mitversichert werden können, ist dringlich.

Forcierter Vertrieb zur Erhöhung der Versicherungsdichte darf unverzüglich angegangen werden.

Ein Team mit breiten Fähigkeiten muss alle Aspekte für eine angepasste Kalkulation, auch unter Einsatz von KI, erfassen. Eine rein mathematische Analyse vergangener Daten erscheint nicht zeitgemäß.

Es ist ratsam, Berater/ Makler auf den neuesten Stand von Erkenntnissen zu bringen und eine zielführende Strategie aufzusetzen.

Das Risikomanagement muss in diesem Bereich verstärkt werden, um die Aufgabe der Kapazitätsanalyse auch unter Kumulationsgesichtspunkten und Kapitaleinsatz etc. wahrnehmen zu können.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass die Versicherung von Elementargefahren einer umfassenden Reform unterzogen werden muss. Die gegenwärtige Struktur ist unübersichtlich, kostenträchtig und unergiebig. Eine ganzheitliche Lösung kann recht einfach umgesetzt werden. Sie liegt quasi „auf der Hand“, oder ist die Lust an etwas Neuem nicht gegeben?

Alwin W. Gerlach