In einer Welt, die von finanzieller Unsicherheit und Marktvolatilität geprägt ist, suchen Anleger kontinuierlich nach stabilen und sicheren Investitionsmöglichkeiten. Investment Grade-Anleihen bieten genau das: eine verlässliche Investition mit einem vergleichsweise geringen Risiko. Doch was genau sind Investment Grade-Anleihen, und warum gelten sie als sicherer Hafen für Investoren? Diese Frage beantwortet Claus Tumbrägel, Vorstand beim Anleihen- und Derivatespezialisten nordIX aus Hamburg.
Investment Grade-Anleihen sind bekanntlich festverzinsliche Wertpapiere, die von Unternehmen oder staatlichen Stellen emittiert werden. Sie werden von Ratingagenturen wie Moody‘s, Standard & Poor‘s oder Fitch Ratings als hochwertig eingestuft, was bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls als gering angesehen wird. Anleihen, die von Moody‘s mit A eingestuft sind, weisen eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 0,1 Prozent im ersten Jahr auf. Diese Anleihen bieten Investoren eine feste Verzinsung und werden als weniger riskant im Vergleich zu Hochzinsanleihen (auch als Junk Bonds bekannt) angesehen. Die Attraktivität von Investment Grade-Anleihen liegt in ihrer Fähigkeit, in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit eine stabile Rendite zu bieten. Sie sind besonders bei konservativen Anlegern beliebt, die Wert auf die Sicherheit ihres Kapitals legen. Die Ratings dieser Anleihen reichen typischerweise von AAA (Bundesrepublik Deutschland), was die höchste Qualität und geringstes Ausfallrisiko darstellt, bis hin zu BBB- (Lufthansa), was noch immer als investmentwürdig gilt, aber ein höheres Risiko als die Top-Bewertungen aufweist.
Positive Realrenditen auch mit bonitätsstarken Staatsanleihen erzielen
Das bedeutet: Anleihen von Emittenten guter Bonität haben viel Potenzial für einen interessanten Performance- und Ertragsbeitrag im neuen Jahr. Mit der derzeit rückläufigen Inflation und den anhaltend hohen Renditen bei Anleihen von Unternehmen mit hoher Kreditwürdigkeit (Euro Investment Grade) ergibt sich für Investoren eine lange nicht mehr dagewesene Gelegenheit: Sie können reale Renditen mit festverzinslichen Wertpapieren erzielen. Dies wird durch den Ausblick der europäischen Zentralbank unterstützt, der eine langfristige jährliche Teuerungsrate von zwei Prozent prognostiziert. Dies liegt deutlich unter den aktuellen Fälligkeitsrenditen von risikoarmen Investment Grade Unternehmensanleihen, die aktuell eine durchschnittliche Rendite von rund vier Prozent pro Jahr versprechen.
Abschöpfung von Neuemissionsprämien bei Credit Default Swaps
Um die Einstiegsrenditen in einem Investment Grade-Portfolio zu erhöhen, können beispielsweise Kreditausfallversicherungen –allem Credit Default Swaps – beigemischt werden, und das nicht nur zu Absicherungszwecken, sondern auch gezielt zur Optimierung des Ertragsprofils. Kreditausfallversicherungen sind in ihrer Funktion mit Bürgschaften vergleichbar, der Bürge oder Versicherer erhält eine Prämie vom Versicherten und hat den Verlust zu tragen sollte es zu einem Kreditereignis kommen. Durch die systematische Ausnutzung von Bewertungsanomalien und Preisunterschieden zwischen Anleihen und den zugehörigen Credit Default Swaps wird eine zusätzliche Ertragsquelle zur Verbesserung der Rendite erschlossen. Auf Basis einer soliden Kreditanalyse, hoher Diversifikation und eines aktiven Portfoliomanagement-Ansatzes gilt es, ein ausgewogenes Portfolio aus Anleihen und Derivaten zu konstruieren, das auch die Abschöpfung von Neuemissionsprämien ermöglicht. Anders als am klassischen Versicherungsmarkt werden die Bedingungen für Kreditversicherungen am CDS-Markt aber nicht einzeln ausgehandelt, sondern in standardisierter Form angeboten, so dass der Kauf oder auch der Verkauf eines CDS-Kontrakts ähnlich wie der Kauf oder Verkauf einer Anleihe oder eines Devisensicherungsgeschäftes erfolgen kann. Die Marktteilnehmer sind fast ausnahmslos internationale Banken, die am CDS-Markt Kreditrisiken laufend bewerten, anbieten und handeln.
Anleger können eine nahezu risikolose Rendite erzielen
Zusammengefasst bedeutet das: Das Investment Grade-Segment ist nur vermeintlich langweilig. Denn mit dem richtigen aktiven Ansatz sind dort in der jetzigen Marktphase positive Einstandsrenditen und die längerfristige Sicherung eines attraktiven Kuponniveaus möglich, um sich frühzeitig gegen tendenzielle sinkende Zinsen durch einen aktiven, professionellen Managementansatz zu positionieren. Zusätzliche Sicherheit verschafft das ausgesprochen geringe Default-Risiko, aber ein durchgängiges Management der Zins- und Kreditrisken über den gesamten Investitionszyklus ist unabdingbar.