„Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist wichtiger als die zusätzliche Altersvorsorge“, sagt Constantin Papaspyratos, Chefökonom beim Bund der Versicherten (BdV). In einem Beitrag für 'Welt+' sprach sich der Verbraucherschützer auch gegen die Nutzung von Vergleichsportalen und Online-Anträgen für den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung aus.
Mit den Themen „Aktienrente“ und „Generationenkapital“ oder den Empfehlungen der „Fokusgruppe Altersvorsorge“ nahm die Debatte um zusätzliche Altersvorsorge im vergangenem Jahr deutlich Fahrt auf. Klar ist auch: Der demografische Wandel rüttelt an den Grundfesten des Umlagesystems. Und wachsen die Bundeszuschüsse zur Rentenkasse in einem ähnlichen Ausmaß wie bislang, droht dem deutschen Staat Handlungsunfähigkeit. 2024 waren ursprünglich 127 Milliarden Euro Bundeszuschuss für die Rentenkasse eingeplant – auch nach den Kürzungen der Bundesregierung handelt es sich mit Abstand um den größten Posten im Bundeshaushalt.
Und dennoch sagt Constantin Papaspyratos, Chefökonom beim Bund der Versicherten (BdV), dass die Berufsunfähigkeitsversicherung wichtiger sei als die zusätzliche Altersvorsorge. Im 'Welt+'-Beitrag heißt es weiter, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung zu den komplizierteren Versicherungen gehöre. Begründet wird das u.a. mit der individuellen Beitragsberechnung und -höhe. Beruf, Hobby, Alter und Gesundheitszustand wirken sich auf die Beitragshöhe aus, schreibt 'Welt+'. Eine Vorerkrankung sei aber kein automatisches Ausschlusskriterium für den Abschluss einer BU-Versicherung, heißt es weiter. Nur ein sehr geringer Teil der Anträge werde deswegen abgelehnt.
„Von Vergleichsportalen und auch von Online-Anträgen raten wir dringend ab“, sagt Constantin Papaspyratos, Chefökonom beim Bund der Versicherten. Problematisch seien dort „kaum seriöse Schaufensterpreise“, mit denen geworben werde. Aufgrund der unterschiedlichen Leistungen seien die Kosten nur schwer zu vergleichen. Statt Vergleichsportale oder Online-Anträge zu nutzen, sollte eine persönliche Beratung bei Verbraucherzentralen oder Versicherungsmaklern in Anspruch genommen werden, heißt es im Beitrag.
Tatsächlich ist es nicht das erste Mal, dass sich der Bund der Versicherten und andere Verbraucherschützer für die Berufsunfähigkeitsversicherung einsetzen. So riet beispielsweise Sandra Klug, Juristin bei der Verbraucherzentrale Hamburg, zum Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung (Versicherungsbote berichtete). Und beide Verbraucherschutz-Verbände plädierten in der Vergangenheit auch gemeinsam für einen erleichterten Zugang zur Berufsunfähigkeitsversicherung (Versicherungsbote berichtete). Und der Bund der Versicherten ist auch eine wichtige Stimme, wenn es darum geht, Missstände und Fehlentwicklungen in der Branche zu benennen. So sprach sich der BdV zu Beginn vergangenen Jahres gegen die zunehmende Berufsgruppen-Differenzierung aus:
„Die Risikoverkleinerung ist keine Feststellung, die sich zwingend auf einzelne Tarife bezieht. Dieses Problem lässt sich generell am gesamtem Markt für Berufsunfähigkeitsversicherungen feststellen. Die Berufsgruppen-Differenzierung schreitet immer weiter voran. Für viele Berufe ist es finanziell gar nicht mehr zu stemmen, sich privat gegen das Risiko der Berufsunfähigkeit abzusichern. Die Versicherer versuchen durch die immer weitergehende Risikoaufspreizung die für sie schlechten Risiken möglichst aus ihrem Bestand zu halten“, so Julia Alice Böhne, vom Bund der Versicherten damals gegenüber Versicherungsbote.