Risikolebensversicherungen sind einfach abzuschließen? Nach Untersuchungen eines großen Vergleichsportals ist das nicht immer der Fall. Rund zehn Prozent der Antragstellenden erhalten demnach kein Angebot: Schuld seien oft Vorerkrankungen bzw. erhöhte Gesundheitsrisiken.
Eine Risikolebensversicherung ist eine vergleichsweise preisgünstige Option, Hinterbliebene abzusichern: im Gegenteil zu einer kapitalbildenden Lebensversicherung wird in der Regel darauf verzichtet, mit den Beiträgen Vermögen aufzubauen. Sie gilt als beinahe unverzichtbar, wenn ein Haus gebaut, ein Unternehmen gegründet oder Kinder geboren werden. Denn der Tod eines Familienmitglieds oder einer nahestehenden Person zählt in Deutschland zu den häufigsten Verschuldungsgründen in Deutschland, wie Auswertungen des Statistischen Bundesamtes zeigen. Plötzlich können Kredite nicht mehr bedient, kann das Haus nicht mehr abbezahlt werden.
Dem Klischee nach gelten Risikolebensversicherungen als eine vergleichsweise einfache Vertragsart, die auch leichter abzuschließen und zu erhalten sind als etwa Berufsunfähigkeitspolicen. Aber das ist ein Trugschluss, wie jetzt erneut eine Auswertung des Online-Maklers Check24 zeigt. Denn um eine solche Versicherung zu erhalten, müssen zunächst Gesundheitsfragen beantwortet werden. Jedoch werden rund zehn Prozent der Personen, die eine Risikolebensversicherung abschließen möchten, von den Versicherungsgesellschaften wegen zu hohen Gesundheitsrisiken abgelehnt, wie Check24 nun berichtet. Das würden alle eingegangenen Verträge über das Vergleichsportal zeigen.
Ausschlaggebend für die Ablehnung durch den Versicherer sei dabei meist ein erhöhtes Sterberisiko, berichtet das Portal per Pressetext weiter. Als Ablehnungsgründe werden Alkoholsucht, extreme Adipositas, Diabetes, Hepatitis, HIV oder eine frühere Krebserkrankung genannt. Aber auch psychische Erkrankungen wie eine bipolare Störung oder eine posttraumatische Belastungsstörung seien Gründe, weshalb der Schutz verweigert werde.
„Wer durch die Gesundheitsprüfung fällt, kann oft keine Risikolebensversicherung abschließen“, sagt Björn Zollenkop, Geschäftsführer Vorsorgeversicherung bei CHECK24. „Dabei ist eine Risikolebensversicherung nicht nur wichtig, um die eigene Familie abzusichern. Oft verlangen Kreditinstitute eine Risikolebensversicherung als Absicherung bei einem Immobilienkredit.“
Anonymisierte Voranfrage auch bei RLV
Check24 kooperiert mit einem niederländischen Versicherer, um Kundinnen und Kunden mit Vorerkrankung dennoch eine RLV zu bieten, wie der Onlinemakler weiter berichtet. Die Absicherung sei „einmalig am Markt“. Um welchen Anbieter es sich handelt, geht weder aus dem Pressetext noch aus der entsprechenden Webseite hervor.
Allerdings geht aus dem Pressetext ebenfalls nicht hervor, ob die betroffenen Kundinnen und Kunden einmalig abgelehnt wurden - oder wiederholt, folglich bei mehreren Versicherern erfolglos angefragt haben. Denn auch die einzelnen Versicherer zeigen Unterschiede in der Annahmepraxis: Wird ein Kunde oder eine Kundin von einem Versicherer abgelehnt, bedeutet dies nicht automatisch, dass ein anderer Anbieter aufgrund der Vorerkrankung ebenfalls den Schutz verweigert. Mitunter muss dann für den Schutz ein Risikoaufschlag gezahlt werden.
Hier ist es in der Regel ratsam, von einer anonymisierten Voranfrage Gebrauch zu machen. Der Grund: Wird ein Antrag abgelehnt, etwa aufgrund einer Vorerkrankung, landet der Antragsteller automatisch im sogenannten Hinweis- und Informationssystem der Versicherungswirtschaft (HIS). Eine Ablehnung verringert die Erfolgsaussichten von Anträgen bei anderen Anbietern erheblich.
Das HIS ist eine Art schwarze Liste der Versicherungswirtschaft, vergleichbar mit der Auskunftei Schufa für die Bonität von Privatpersonen. Hier werden Kunden erfasst, die entweder auffällige Risiken aufweisen oder sich durch häufige Schadensmeldungen des Versicherungsbetrugs verdächtig gemacht haben. Die Einwilligung des Versicherungskunden ist für einen Eintrag in die Auskunftei nicht erforderlich.
Deshalb ist es ratsam, per anonymer Voranfrage zu ergründen, ob überhaupt Chancen auf den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung beim gewünschten Anbieter bestehen, wenn eine bestimmte Vorerkrankung vorliegt. Die persönlichen Daten werden dann zunächst nicht an den Versicherer übermittelt. Diese Voranfrage können interessierte Kunden bei Versicherungsberatern oder -maklern einholen. In der Regel wird der Vermittler die Anfrage an mehrere Versicherer gleichzeitig richten. Das erhöht die Chancen, einen preiswerten Vertrag zu erhalten.