Die deutschen Lebensversicherer haben auch im Jahr 2023 weniger Neugeschäft geschrieben als im Jahr zuvor. Das zeigt eine Analyse der Zeitschrift für Versicherungswesen (ZfV). Demnach ging das Neugeschäft, gemessen an der gesamten Beitragssumme, um 8,0 Prozent zurück. (Vorjahr: -14,6%). Auch die Beitragseinnahmen sanken um 5,2 Prozent.
Die deutschen Lebensversicherer haben in Summe auch 2023 Neugeschäft und Beitragseinnahmen verloren. Die Bruttobeitrags-Einnahmen gingen um 5,2 Prozent zurück, während auch im Neugeschäft 8,0 Prozent weniger Beitrag eingenommen wurde. Das zeigt eine aktuelle Analyse von Marc Surminski in der Zeitschrift für Versicherungswesen (1. April 2024 / ZfV 04|2024).
Surminski sieht in diesem Schrumpfen das Ergebnis einer seit Jahren anhaltenden Marktkonsolidierung. So habe sich die Zahl der aktiven Lebensversicherer von 102 Gesellschaften vor 20 Jahren auf heute 84 reduziert, wobei nicht nur Versicherer intern und extern abgewickelt oder von anderen Versicherern übernommen worden seien. Große Versicherer haben auch die Zahl ihrer Töchter reduziert und zuvor eigenständig agierende Einheiten zusammengeführt, zum Beispiel die Generali Deutschland.
Versicherer schreiben deutlich weniger Einmalbeitrag
Ein wichtiger Grund für rückläufige Zahlen: Das Einmalbeitrags-Geschäft bricht ein, es ging vor allem als Folge der Zinswende um 16,6 Prozent zurück. Versicherungen also, bei denen der Versicherungsnehmer in der Regel einmalig eine höhere Summe zahlt, um sich eine lebenslange Rente auszahlen zu lassen und auch von Steuervorteilen zu profitieren. In Zeiten steigender Zinsen verlieren diese Verträge für Kundinnen und Kunden an Attraktivität, da sich neue Anlageoptionen bieten, die zum Beispiel mehr Flexibilität erlauben. Deutlich nach oben ging es hingegen im Geschäft gegen laufenden Beitrag: Hier konnten die Bruttobeiträge im Neugeschäft 2023 um 4,4 Prozent zulegen.
In den Jahren niedriger Zinsen hingen die Lebensversicherer regelrecht am Tropf des Einmalbeitrags-Geschäfts: Hier konnten hohe Zuwächse und zweistellige Wachstumsraten erzielt werden, während das Geschäft gegen laufenden Beitrag stagnierte oder gar rückläufig war.
Surminski verweist darauf, dass die Konzentration auf den Einmalbeitrag manchen Versicherern in früheren Jahren enormes Wachstum beschwert hat. Die Hanse-Merkur zum Beispiel steigerte ihr Einmalbeitragsgeschäft von 31,1 Millionen Euro im Jahr 2018 auf 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2021. Nur, um im darauffolgenden Jahr eine Kehrtwende einzuleiten und sich wieder stärker auf das Geschäft gegen laufenden Beitrag zu konzentrieren. Im Jahr 2023 belief sich das Einmalbeitrags-Neugeschäft bei den Hanseaten nur noch auf 114,3 Millionen Euro, wie ZfV berichtet. Das bedeutet auch gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 36,20 Prozent.
“Das starke Einmalbeitragsgeschäft hat in den letzten Jahren für eine Volatilität gesorgt, die dem Geschäftsmodell der deutschen Lebensversicherung zuvor unbekannt war“, schreibt Surminski. Denn auch andere Versicherer weisen aufgrund der Einmalbeiträge starke Schwankungen auf: etwa die Bayern-Versicherung, deren Einmalbeitragsvolumen im Neugeschäft seit 2021 um 56 Prozent zurückgegangen ist.
Zum Teil sind es bewusste strategische Entscheidungen, die Einmalbeiträge zurückzufahren, wie es beispielsweise der Marktführer Allianz in den vergangenen Jahren vorgemacht hat. Schon vor der Zinswende infolge des Ukrainekrieges haben die Münchener beim Einmalgeschäft auf die Bremse getreten: auch, weil man sich selbst weniger Vorteile durch die Fokussierung auf Einmalbeiträge versprach. Dennoch ist die Allianz nach wie vor äußerst stabil und konnte 2023 stolze 10,8 Milliarden Euro an Einmalbeiträgen hinzugewinnen, womit die Münchener rund 42 Prozent der gesamten Einmalbeiträge der Branche auf sich vereinen. Die Platzhirsche der Branche nach Bruttobeitrag hat Versicherungsbote in einer Bildstrecke zusammengefasst.