Immer mehr deutsche Unternehmen müssen Insolvenz anmelden. Auch im März stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen um 12,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Seit dem Juni 2023 sind damit durchgängig zweistellige Zuwachsraten der Firmenpleiten im Vorjahresvergleich zu beobachten. Dabei sind aber auch Sondereffekte aus Coronazeiten zu beachten.
Deutschland macht pleite: So ließen sich, zugespitzt formuliert, neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) interpretieren. Wie die Behörde am Freitag mitteilt, ist die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im März 2024 erneut gestiegen: um 12,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Seit Juni 2023 sind damit durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten. Bei den Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass die Anträge erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik einfließen, sodass viele Anträge bereits drei Monate zuvor gestellt wurden. Die Zahlen sind vorläufig.
In den Monaten zuvor war der Pleitegeier sogar noch aktiver. Im Februar 2024 hatte die Zahl der beantragten Insolvenzen um 18,1 Prozent gegenüber Februar 2023 zugenommen, und im Januar 2024 meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 1.622 beantragte Unternehmensinsolvenzen an: Das waren 27,6 Prozent mehr als im Januar des Vorjahres. Als Ursache für die vielen Insolvenzen haben Wirtschaftsforscher unter anderem die schwächelnde Konjunktur, die Inflation, die sehr hohen Energiekosten sowie den plötzlichen Zinsanstieg nach Ausbruch des Ukrainekrieges ausgemacht.
Insolvenzen während Corona-Zeit teilweise ausgesetzt
Bei den Zahlen ist allerdings zu bedenken, dass in Corona-Zeiten Sonderregelungen galten und Insolvenzen teilweise ausgesetzt waren, sodass nun auch Nachholeffekte wirken. Dies erklärt auch teilweise die hohen Zahlen. Über einen längeren Zeitraum betrachtet liegt die Zahl der Regelinsolvenzen zwischen April 2023 und März 2024 in etwa auf dem Vor-Corona-Niveau des Zeitraums April 2019 bis März 2020.
Damit fällt auch der Vergleich mit der Vor-Corona-Periode weniger düster aus. Die Regelinsolvenzen im Januar 2024 lagen mit 1.622 Anträgen „nur“ um 0,8 Prozent höher als im Januar 2020 (1.609 beantragte Unternehmensinsolvenzen), dem entsprechenden Vergleichsmonat vor der - von Sonderregelungen und niedrigen Insolvenzzahlen geprägten - Zeit der Corona-Krise.
Die Forderungen der Gläubiger aus den im Januar 2024 gemeldeten Unternehmensinsolvenzen bezifferten die Amtsgerichte auf rund 3,5 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt weiter berichtet. Im Januar 2023 hatten die Forderungen noch bei rund 2,3 Milliarden Euro gelegen. Die Insolvenzstatistik bildet nur Geschäftsaufgaben ab, die im Zuge eines Insolvenzverfahrens ablaufen, nicht jedoch solche aus anderen Gründen beziehungsweise vor Eintritt akuter Zahlungsschwierigkeiten.
Trotz der wirkenden Sonderregelungen ist die derzeitige Situation nicht zu unterschätzen. So mussten in den letzten Monaten auch viele große Firmen aus Branchen aufgeben, die als vergleichsweise krisenfest galten. Jüngstes Beispiel: Der Maschinenbauer Illig aus Heidelberg hat einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung am dortigen Amtsgericht gestellt, wie die „Hessische/Niedersächsische Allgemeine“ berichtet. Im Maschinenbau zählt das Unternehmen zu den Weltmarktführern und beschäftigt rund 500 Mitarbeiter, unter anderem stellt das Traditionsunternehmen Verpackungsmaschinen her. Für Aufsehen sorgte jüngst auch die Pleite von vier Kliniken in der Westerwald-Region.