Christian Gericke, CEO von Bitkasten, hat 25 Jahre Erfahrung in der Software- und Versicherungs-Industrie. Mit seinem Unternehmen stellt er die digitale Version des Briefkastens zur Verfügung. Wir sprechen darüber, wie Start-Ups erfolgreich mit Versicherern zusammenarbeiten, welche Voraussetzungen beide mitbringen müssen und was beiden Seiten beachten müssen.
Dr. Norbert Rollinger, Vorstandsvorsitzender der R+V und Präsident des GDV, sprach unter anderem in seiner Eröffnungs-Keynote der insureNXT 2023 über die Kooperation zwischen Start-Ups und Versicherern. Dabei erklärte er, dass Events wie die insureNXT eine Art "Datingplattform" für Start-Ups und Versicherer darstellen. Er fügte hinzu: "Es ist wie bei Tinder." Man muss also schnell entscheiden, wer zu einem passt und wer nicht, da Versicherer nicht mit jedem kooperieren können und Start-Ups gezielt nach passenden Partnern suchen.
Ich fand diese Metapher äußerst treffend und stellte mir die Frage: Wenn man das mit Tinder vergleicht, wie müssen Start-Ups sein, damit Versicherer sich für sie interessieren, und was erwarten Start-Ups eigentlich von Versicherungen?
Um Antworten darauf zu finden, hat mir das InsurLab Germany den Kontakt zu 4 Versicherern und 4 Start-Ups vermittelt, die zusammengefunden haben. Was mir die einzigartige Möglichkeit gab, mit beiden Seiten einer solchen Kooperation unabhängig zu sprechen. Dabei ist nicht nur ein mehrteiliger Podcast (Teil 1, Teil 2) herausgekommen, sondern auch eine Tipps, wie eine erfolgreiche Kooperation gestaltet werden kann.
Auf Seiten der Start-Ups sprach ich u.a. mit Christian Gericke von Bitkasten, um herauszufinden, wer sind eigentlich die entscheidenden Personen bei den Start-Ups, warum kooperieren sie mit Versicherern, worauf achten sie, wie läuft die Kooperation mit Versicherern allgemein und wie läuft sie im Speziellen mit R+V. Worauf Axel Eppenstein (R+V Versicherung) bei der Kooperation mit Start-Ups Wert legt, erklärte er vergangene Woche im Podcast.
„Wenn du über Kundenkommunikation sprichst, wird noch in A4 gedacht“
Christian Gericke war 25 Jahre in der Software-Industrie aktiv. Er hat bei großen Unternehmen und in Start-Ups gearbeitet, selbst welche gestartet und ist seit 2021 CEO von Bitkasten. Das Unternehmen hat er nicht selbst gegründet, sondern vom Gründer übernommen, der in Rente gegangen ist.
„Bitkasten ist eine digitale Plattform, ein fertiges und von Versendern unabhängiges Portal sowie ein digitaler Zustelldienst, bei dem der Empfänger Post und Kommunikation von allen teilnehmenden Versendern erhalten kann.“ Im Prinzip ist Bitkasten die digitale Version des altbekannten Briefkastens, mit allen Vorzügen wie rechtssichere Kommunikation und dazu noch zeitgemäß. Oder, wie Christian sagt: „Wenn du über das Thema Kundenkommunikation sprichst, wird halt noch wirklich viel in A4 gedacht.“ Was Bitkasten und das A4-Denken genau sind, erklärt Christian im Podcast ausführlich.
Dort sprechen wir auch darüber, dass er sich schon allein wegen seines Alters nicht zu den „typischen jungen Wilden“ im Start-Up-Kosmos zählt. Das merkt man auch im Gespräch immer wieder. So sprach ich mit allen Insurtechs über Datenschutz und Zertifikate, und Christians Antwort hierzu war wie folgt: „Die ISO 27001 ist quasi die große Datenschutz-ISO. […] Das ist Datenschutz und auch das ganze Thema Informations- und Sicherheitsmanagement. […] Wir machen das nicht, um das schöne Zertifikat auf die Homepage zu klatschen, sondern wir leben das auch tatsächlich, weil wir gemerkt haben, dass wenn wir wirklich sauber arbeiten, wir unsere Kundenprozesse im Griff haben. Auch solche Themen wie Datenschutz und Vertragswerke dahinter und Supportprozesse und Kundenzufriedenheit, Umfragen und und und. Das ist also wirklich ein großes Gebilde, ist das natürlich auch was, was große Kunden auf der einen Seite verlangen, was aber natürlich auch die Zusammenarbeit mit uns sehr, sehr professionell und glaub ich auch einfacher macht.“
Wobei wir natürlich nicht nur über Technische Parameter und Zertifikate sprachen, sondern natürlich primär über die allgemeine Zusammenarbeit zwischen Start-Ups und Versicherern. Hier ist sich Christian sicher: „Das Thema Branchen-Know-how und dass man in der Versicherungswirtschaft schon mal etwas umgesetzt hat und wirklich eine relevante Erfahrung hat, ist schon wichtig und das kann ich jedem auch wirklich nur empfehlen.“ Ebenso sprachen wir über die unterschiedlichen Arbeitsweisen von Start-Ups und Versicherern, die unterschiedlichen Erwartungshaltungen in der Zusammenarbeit und wie es überhaupt zu dieser Zusammenarbeit kommt.
Wo wir auch von der allgemeinen Ebene nahtlos zur speziellen Zusammenarbeit mit der R+V und Axel Eppenstein kommen. Wozu Christian (so wie alle Start-Ups übrigens=) u.a. erklärt: „Die Person ist super relevant, weil du brauchst halt jemanden, der auf der einen Seite innovative neue Themen auch versteht, der dann aber auch mit solchen Unternehmen wie uns dementsprechend auch die Geduld hat, uns auch mal unsere Sprache oder auch vielleicht unsere Denke teilweise in die eigene Organisation hin übersetzt. Ja, also dieser persönliche Kontakt ist eigentlich 80 %.“
Weitere wichtige Punkte für eine erfolgreiche Kooperation sind Professionalität, Bodenständigkeit, Ausdauer oder die Sprache der Versicherer, die man sprechen und verstehen sollte. Darüber, wie der Stand in der Zusammenarbeit mit der R+V ist, was er Start-Ups und Versicherungen empfiehlt und über so einiges mehr sprechen wir mit Christian Gericke in dieser Folge des Perfect-Match-Podcasts. Hören Sie rein. Es lohnt sich!