Erwerbsunfähigkeitsversicherung: „Der Vertrieb nimmt die Produkte nicht an“

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Berufsunfähigkeitsversicherung: „Wer den Versicherungsschutz am dringendsten benötigt, kann ihn sich meist nicht leisten.“ so lautete das Fazit von Franke und Bornberg zum diesjährigen BU-Rating. Doch die Erwerbsunfähigkeitsversicherung kann davon nicht profitieren.

„Wer den Versicherungsschutz am dringendsten benötigt, kann ihn sich meist nicht leisten“ - zu dieser Schlussfolgerung kam das Analysehaus Franke und Bornberg im diesjährigen Rating von Tarifen zur Absicherung des Berufsunfähigkeitsrisikos (Versicherungsbote berichtete).

Dabei ist gerade im Bereich Arbeitskraftabsicherung zusätzliche Vorsorge „bitter nötig“, wie Franke und Bornberg schreibt. Denn im Fall der Fälle reichen die Leistungen der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente nicht aus: Nach Abzug von Krankenversicherungsbeiträgen liegt die Höhe einer durchschnittlichen Erwerbsminderungs-Neurente bei 1.007 Euro.

Erwerbsunfähigkeitsversicherung: Markt stagniert

Angesichts der eingangs erwähnten Schwierigkeiten im BU-Markt und dem Absicherungsbedarf der Bevölkerung, könnte man erwarten, dass die Erwerbsunfähigkeitsversicherung (EU) stärker in den Fokus von Versicherern, Vertrieb und Kunden rückt. Eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung zahlt meist, wenn Versicherte krankheitsbedingt weniger als drei Stunden täglich einer Erwerbstätigkeit nachgehen können, egal, aus welchem Grund. Doch von wachsendem Interesse an dieser Möglichkeit zur Absicherung der Arbeitskraft kann keine Rede sein. Gerade mal ein Dutzend Versicherer haben die Erwerbsunfähigkeitsversicherung noch im Portfolio (siehe Grafik). „Anders als die Grundfähigkeitsversicherung leistet ein EU-Tarif bei jedem Auslöser. Psychische Erkrankungen, die immer relevanter werden, sind hier umfassend abgesichert. Daher ist es unverständlich, dass so wenige Versicherer auf die EU setzen“, kritisiert Michael Franke.


Andere Versicherer schlossen ihre EU-Tarife ganz für das Neugeschäft. Laut Franke und Bornberg begründen Versicherer ihre Zurückhaltung im EU-Geschäft damit, dass der Vertrieb die Produkte nicht annehmen würde. „Auch wenn einzelne Gesellschaften einen neuen Anlauf unternehmen und frische EU-Produkte auf den Markt bringen, gilt im Vertrieb mittlerweile die Grundfähigkeitsversicherung als erste Alternative zur BU“, heißt es bei Franke und Bornberg. Doch das würde nicht an eventuell besseren Produkten im Vergleich zur EU liegen, so die Analysten weiter. Vielmehr würden die GF-Angebote von der vermeintlichen Einfachheit der Produktgestaltung profitieren. Zudem seien die Leistungsauslöser in der Grundfähigkeitsversicherung viel plakativer und würden sich deshalb bestens zum Storytelling eignen.