Nur wenige Menschen hatten im Jahr 2023 Anlass, sich über ihren Wohngebäudeversicherer bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu beschweren. Insgesamt bearbeitete die Behörde 300 Beschwerden abschließend: Das waren 42 Prozent weniger als im Vorjahr. Dennoch gab es einzelne Ausreißer unter den einzelnen Versicherern, wobei diese sich vor allem unter den kleineren Anbietern zeigen. Sehr niedrige Beschwerdequoten weit unter Branchenschnitt weisen die Marktführer Allianz und Bayerische Landesbrand aus.
Im Jahr 2023 hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) weniger Beschwerden über deutsche Wohngebäudeversicherer abschließend bearbeitet. Insgesamt erreichten die Behörde 300 Eingaben, wie die aktuelle BaFin-Beschwerdestatistik zeigt. Das entspricht einer Beschwerdequote von 1,5 Beschwerden je 100.000 Verträge. Die Beschwerden verteilen sich auf einen Bestand von knapp 19,5 Millionen Verträgen zum Jahresende 2022.
Die niedrige Beschwerdequote überrascht insofern, weil infolge der hohen Elementarschäden und der Inflation viele Wohngebäudeversicherer zum Jahresende 2022 die Preise stark angehoben haben und teilweise auch im Bestand durchsetzten, was oft zu Unmut führt. Makler berichteten von Beitragssteigerungen von bis zu 30 Prozent in der Spitze. Doch diese Anpassungen waren notwendig: Nach Auswertungen der V.E.R.S. Leipzig GmbH schrieben im Jahr 2022 rund 62 Prozent der Wohngebäudeversicherer ein negatives versicherungstechnisches Ergebnis. Zudem bremsen der Fachkräftemangel und fehlende Handwerker die Regulierung von Schäden aus.
Zu beachten ist darüber hinaus, dass es weitere Möglichkeiten für die Versicherten gibt, ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen: Der Versicherungsombudsmann zählte im Jahr 2023 rund 1.500 Eingaben, auch die Verbraucherzentralen nehmen Beschwerden entgegen. Es fehlen zudem statistische Zahlen, wie oft Versicherte vor Gericht gegen ihren Versicherer vorgehen - unabhängig von der Sparte. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die Beschwerdezahl auf eine große Zahl zufriedener Verbraucher hindeutet.
Die Versicherer mit der höchsten Beschwerdequote
Trotz der insgesamt erfreulichen Zahlen gab es einzelne Wohngebäudeversicherer, die Beschwerden weit über dem Branchenschnitt eingesammelt haben. Allerdings gibt es auch hier keine extremen Ausreißer wie etwa in der Lebens- und Autoversicherung, wo einige Versicherer zweistellige Beschwerdequoten aufwiesen. Die höchste Quote hat die Rhion mit 8,32 Beschwerden auf 100.000 Verträgen: ein Versicherer mit vergleichsweise kleinem Vertragsbestand. Elf Beschwerden verteilen sich auf 132.217 Verträge (Vertragsbestand zum Jahresende 2022).
Die dritthöchste Beschwerdequote weist die Feuersozietät auf: ein Versicherer, der vor allem im Raum Berlin-Brandenburg seinen Kundenstamm hat. Auch dieser Versicherer hat mit 90.780 Verträgen einen kleinen Bestand. Deshalb wirken sich vier Beschwerden stark aus und bedeuten eine Beschwerdequote von 4,41 je 100.000 Verträge.
Die Interlloyd, ein Versicherer der ARAG, landet auf Rang zwei: Wie alle drei Versicherer auf dem Podium ein Anbieter mit kleinem Bestand (43.910 Verträge). So wirken sich die zwei Beschwerden enorm stark aus und hebeln die Beschwerdequote auf 4,6.
Allianz weist Beschwerdequote weit unter dem Branchenschnitt auf
Beim Blick auf die großen Wohngebäudeversicherer zeigt sich, dass diese bei den Beschwerdequoten weit auseinanderliegen. So hat die Allianz als Versicherer mit dem größten Bestand (2,46 Millionen Verträge) eine Quote von 0,73 und liegt damit deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Insgesamt elf Beschwerden entfallen auf den Branchenführer.
Bei den öffentlichen Versicherern, die regional sehr stark aufgestellt sind, hat die Sparkassen Versicherung (SV) eine Beschwerdequote von 1,44, sodass sie leicht unter dem Branchendurchschnitt liegt. 20 Beschwerden entfallen auf knapp 1,39 Millionen Verträge. Weniger gut schneidet hingegen die Provinzial ab: 24 Beschwerden bei 1,11 Millionen Verträgen bedeuten eine Beschwerdequote von 2,16 Beschwerden auf 100.000 Verträgen.
Eine absolut vorbildliche Beschwerdequote weist aber ein anderer öffentlicher Versicherer auf, der auch eher regional bekannt ist. Die Bayerische Landesbrandversicherung im Konzernverbund der Versicherungskammer Bayern hält stolze 1,42 Millionen Verträge und ist damit eine echte Branchengröße. Lediglich eine Beschwerde entfielen auf die Münchener, was eine Beschwerdequote von 0,07 bedeutet. Kein anderer großer Versicherer schneidet so gut ab.
Die R+V Allgemeine zählt ebenfalls zu den Anbietern mit mehr als eine Million Verträgen (1,04 Millionen) und sammelt 14 Beschwerden ein, was eine leicht unterdurchschnittliche Beschwerdequote von 1,35 bedeutet. Dem entgegen liegt die Generali mit einer Quote von 1,56 ziemlich genau im Branchenschnitt. Eine weniger gute Quote hat die Axa: 25 Beschwerden auf 893.394 Verträge bedeuten eine Beschwerdequote von 2,16.