Europäische Versicherungsaufsicht warnt vor neuen Risiken

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Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat ihren Finanzstabilitätsbericht 2024 veröffentlicht. Trotz solider Finanzlage der Versicherer warnt die Behörde vor neuen Herausforderungen. Welche Risiken besonders im Fokus stehen und welche Maßnahmen die EIOPA empfiehlt.

Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) hat ihren Finanzstabilitätsbericht vom Juni 2024 veröffentlicht, der eine Bestandsaufnahme der wichtigsten Entwicklungen und Risiken im europäischen Versicherungs- und betrieblichen Altersversorgungssektor bietet. Der Bericht beleuchtet eine Vielzahl von Herausforderungen, mit denen die Branche konfrontiert ist, und hebt die Notwendigkeit hervor, sich auf neu entstehende Risiken einzustellen.

Herausforderungen in einem schwierigen makroökonomischen Umfeld

Versicherer und betriebliche Pensionsfonds navigieren durch ein makroökonomisches Umfeld, das von hohen geopolitischen Spannungen, Unsicherheiten hinsichtlich der Konjunkturaussichten und schwindender Unterstützung für die Globalisierung geprägt ist, so EIOPA. Obwohl die Zinssätze im Euroraum zurückgegangen sind, bleibt die Volatilität hoch, was die wirtschaftlichen Bedingungen weiterhin belastet, konstatieren die Aufseher.

Solide Finanzlage trotz Herausforderungen

Trotz dieser Herausforderungen zeigt der Bericht, dass die Versicherungs- und Betriebsrentenbranche in Europa insgesamt robust geblieben ist. Die Versicherungsbranche sei gut kapitalisiert, und die Profitabilität habe sich in den letzten Jahren verbessert. Besonders im Nichtlebenssektor stiegen die Bruttoprämieneinnahmen weiter an. Auch die Liquiditätsquote der Versicherer bleibt stabil, obwohl es zwischen den Ländern erhebliche Unterschiede gibt.

Neue Risiken durch alternative Anlagen und Digitalisierung

Ein zentrales Thema des Berichts ist das Risiko durch alternative Anlagen. Institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionsfonds haben verstärkt in illiquide und komplexe Anlagekategorien investiert, um höhere Renditen zu erzielen. Diese Investitionen in Immobilien, private Schulden und Private Equity haben Bedenken hinsichtlich der Finanzstabilität geweckt.

Über Makro- und Marktrisiken hinaus betont die EIOPA die wachsenden Herausforderungen durch den Klimawandel und die Digitalisierung. Durch den Klimawandel verursachte extreme Wetterereignisse verursachten weltweit wirtschaftliche Schäden in Höhe von rund 240 Milliarden Euro, von denen die Versicherer schätzungsweise 86 bis 98 Milliarden Euro abdeckten, so die europäische Versicherungsaufsicht. Die versicherten Schäden durch Starkregen und Hagel hätten in den letzten zwei Jahren in Italien und Frankreich neue Rekordwerte erreicht, obwohl nur rund 10 % der Schäden abgedeckt seien. Das würde die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zur Schließung von Versicherungslücken unterstreichen, so die EIOPA.

Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit

Um den neuen Risiken zu begegnen, empfiehlt die EIOPA verschiedene Maßnahmen. Gesetzgebungsinitiativen wie die Digital Operational Resilience (DORA), der Artificial Intelligence Act und der European Single Access Point (ESAP) sollen die Widerstandsfähigkeit des Finanzsektors gegenüber digitalen Bedrohungen stärken. Hiervon verspricht sich die Aufsicht auch Erfolge gegen Cyberkriminelle, die immer häufiger kritische Infrastruktur ins Visier nehmen. Zudem beobachtet die EIOPA eine wachsende Schlüsselrolle von Risikotransfermechanismen im Cyberversicherungsmarkt. So leiteten Erstversicherer im Jahr 2022 mehr als die Hälfte ihrer Cyberversicherungsprämien an Rückversicherer weiter, und 2023 wurden die ersten Cyber-Katastrophenanleihen ausgegeben.

Zum vollständigen Finanzstabilitätsbericht der EIOPA (englisch).