Der Versicherungssektor rechnet in den Jahren 2024 und 2025 mit einem soliden Anstieg der Beitragseinnahmen. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen erläutert die Prognosen und betont die Auswirkungen der wirtschaftlichen Erholung und der Inflation auf verschiedene Versicherungssparten.
Der Versicherungssektor blickt optimistisch auf das laufende und das kommende Jahr. „Für 2024 erwarten wir über alle Sparten hinweg ein Beitragsplus von 2,8 Prozent“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Für 2025 gehen wir von einem Anstieg der Beitragseinnahmen zwischen 3,1 und 5,5 Prozent aus. Wir werden dieses Jahr erstmals seit 1996 wieder mehr Bruttobeitragseinnahmen in der Schaden- und Unfallversicherung als im Bereich Leben sehen. Dieser Trend dürfte sich auch 2025 fortsetzen.“
Die Gesamtprognose für das laufende Geschäftsjahr wurde vom GDV im Vergleich zu Januar um einen Prozentpunkt nach unten korrigiert. Grund hierfür ist das schlechter erwartete Einmalbeitragsgeschäft im Bereich Leben, was auf die verzögerte Zinswende zurückzuführen ist. 2023 waren die Beiträge in der Versicherungswirtschaft um 0,8 Prozent gestiegen.
Konjunkturelle Perspektive weitgehend stabilisiert
Asmussen erklärt, dass sich die konjunkturelle Perspektive weitgehend stabilisiert hat und die Prognose für sämtliche Indikatoren unverändert bleibt. Eine Ausnahme bildet die Zurückhaltung der privaten Haushalte beim Konsum. „Hier steigen die realen Einkommen zwar deutlich, wodurch eine Erholung des privaten Konsums begünstigt wird. Aber die Antizipation von sinkenden Zinsen sorgt noch für eine vorübergehend erhöhte Sparquote“, so Asmussen.
Für 2025 rechnet der GDV mit einer Inflationsrate von 2 Prozent und einem Wirtschaftswachstum von 1 Prozent. Die verfügbaren Einkommen dürften mit nominal 2,5 Prozent ebenfalls in realer Rechnung wachsen. Die Sparquote sollte sich auf das langfristige Niveau von 11 Prozent normalisieren, während die privaten Konsumausgaben mit einem realen Plus von 1 Prozent zulegen.
Lebensversicherung könnte 2025 wieder stärker wachsen
„Durch die wirtschaftliche Erholung und die Normalisierung des Inflationsgeschehens könnte die Zinsstrukturkurve nächstes Jahr von den kurzen hin zu den langen Laufzeiten wieder eine positive Steigung aufweisen“, prognostiziert Asmussen. „Entsprechend liegt unserer aktuellen Prognose ein erwarteter EZB-Leitzins zum Jahresende bei 2,75 Prozent zugrunde. Das liegt unter der von uns derzeit erwarteten Rendite zehnjähriger Bundesanleihen von 3 Prozent.“
Für die Lebensversicherung, einschließlich Pensionskassen und Pensionsfonds, wird 2024 ein Beitragsrückgang von 2,6 Prozent erwartet. „Vor allem die schwache Entwicklung der Einmalbeiträge belastet das Geschäft. Im kommenden Jahr könnte es mit einer Beitragsentwicklung zwischen -0,3 Prozent und 2,5 Prozent wieder stärker wachsen“, so Asmussen.
Kfz-Versicherung von Nachholeffekten geprägt
In vielen Bereichen der Schaden- und Unfallversicherung sorgt die Inflation laut Verbandsprojektion im laufenden Jahr für ein höheres Beitragswachstum. Besonders die Kfz-Versicherung dürfte 2024 auf der Beitragsseite von Nachholeffekten geprägt sein. Der Verband erwartet für die gesamte Sparte ein Beitragsplus von 7,8 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte der Inflationsdruck weiter nachlassen. „Nachgelagerte Anpassungen an die hohen Teuerungsraten der letzten Jahre bleiben aber ein zentraler Faktor bei den Veränderungen der Beitragseinnahmen“, so Asmussen. Für 2025 werden im Schaden- und Unfallbereich Zuwächse zwischen 4,9 und 7,2 Prozent erwartet.
Private Krankenversicherung mit steigendem Beitragsaufkommen
Für die Private Krankenversicherung prognostiziert der Verband für 2024 einen Anstieg des Beitragsaufkommens von 4,5 Prozent. Angesichts deutlich gestiegener Leistungen könnte das Beitragsplus 2025 mit 6,0 bis 8,0 Prozent noch etwas darüber liegen.