Pflegeheim: Droht Eigenanteil von 3.142 Euro monatlich?

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Pflegebedürftige, die im Pflegeheim untergebracht sind, müssen sich auf massiv steigende Eigenanteile einstellen. Laut einem Medienbericht könnte der durchschnittliche Eigenanteil bereits innerhalb der kommenden fünf Jahre auf 3.142 Euro im Monat steigen.

Bereits heute bedeutet es für pflegebedürftige Menschen und ihre Familien ein hohes Armutsrisiko, wenn sie vollstationär in einem Pflegeheim untergebracht werden müssen. Im ersten Pflegejahr müssen im Bundesschnitt 2.871 Euro als Eigenanteil von Heimbewohnern bezahlt werden, wie Zahlen der Ersatzkassen zeigen – dies ist der Anteil, den nicht die Krankenkasse übernimmt. Zwar bezuschussen die Pflegekassen die reinen Pflegekosten nach Aufenthaltsdauer im Heim mit Entlastungszuschlägen, doch selbst nach 36 Monaten sind noch durchschnittlich 1.865 Euro zu zahlen.

Das sind Summen, die durch Rente und angespartes Vermögen oft nicht abgedeckt werden können. Es überrascht daher kaum, dass ein Drittel aller Pflegeheimbewohner auf Sozialhilfe angewiesen sind. Auch für die Angehörigen bedeuten die hohen Kosten oft eine große Last. Häufig müssen die Pflegebedürftigen an ihr Vermögen herangehen, bevor sie finanzielle Unterstützung erhalten. Schnell muss dann das Eigenheim verkauft oder das Geld aufgebraucht werden, das eigentlich als Erbe gedacht war. Nach Studien, etwa des Robert-Koch-Instituts, kann die Erfahrung von Armut die ohnehin hohe psychische Belastung verstärken, wenn Menschen ins Pflegeheim müssen. Die Betroffenen kämpfen mit Schuldgefühlen, fühlen sich minderwertig und bedürftig.

Eigenanteil im Pflegeheim könnte deutlich steigen

Doch mit den aktuell hohen Kosten dürfte das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Die BILD-Zeitung berichtete am Freitag von einer bislang unveröffentlichten Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Laut dieser Studie könnte der durchschnittlich zu zahlende Eigenanteil von derzeit 2.339 Euro im Monat bis zum Jahr 2029 auf 3.142 Euro monatlich ansteigen. „803 Euro mehr müssen Pflegebedürftige im Heim monatlich zahlen, eine Mehrbelastung von knapp 10.000 Euro im Jahr!“, schreibt das Boulevardblatt.

Die BILD berichtet weiter, dass das Institut bei der Berechnung nur einen Teil der möglichen Teuerungen berücksichtigt hat: die „reinen“ Pflegeanteile. Doch das ist nicht der einzige Ausgabenblock, den Pflegeheimbewohner tragen müssen. Hinzu kommen Kosten für Unterkunft, Verpflegung und die Investitionskosten der Heime, die nicht durch Zuschläge bezuschusst werden. Diese zusätzlichen Kosten machen in den ersten zwölf Monaten etwa die Hälfte des zu zahlenden Eigenanteils aus. Das AOK-Institut hat bei diesen weiteren Kosten keine möglichen Teuerungen berücksichtigt, obwohl sie aufgrund der Inflation und steigender Lohnkosten ebenfalls sehr wahrscheinlich sind.

Wird die Pflege also „für die meisten wohl unbezahlbar“, wie die BILD warnt? AOK-Vorstandschefin Carola Reimann gibt gegenüber dem Blatt zu bedenken, dass die bisher eingeleiteten Reformen unter Karl Lauterbach -unter anderem sind die Entlastungszuschüsse zum Jahresanfang gestiegen- die Kostenexplosion nicht aufhalten können. „Die Bundesregierung muss daher schnellstens dafür Sorge tragen, dass das Leistungsniveau der Pflegeversicherung nicht absackt. Es darf nicht passieren, dass das Vertrauen der Versicherten in diesen Sozialversicherungszweig schwindet“, sagt sie.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hatte bereits zuvor erklärt, dass die schnell steigenden Löhne und allgemeinen Preissteigerungen zu enormen Eigenanteilen in der Pflege führen. „Das ist selbst für Menschen, die sich gut auf ihre Zukunft vorbereiten können, kaum noch absehbar“, sagte Vorstand Eugen Brysch. Er fordert, dass der Eigenanteil für die Pflege begrenzt wird und dass der Entlastungszuschuss entsprechend der Kostenentwicklung angepasst wird.