Laut einem Medienbericht soll der Investor Carsten Maschmeyer als Verwaltungsratschef beim angeschlagenen Investor Wefox im Gespräch sein. Der wollte sich dazu nicht äußern. Hinter den Kulissen herrscht weiter ein Hickhack über die Zukunft des Unternehmens.
Was ist los bei Wefox? Die jüngsten Nachrichten aus dem Unternehmen wirken wie die Schlagzeilen eines Scheidungskriegs. Auf der einen Seite stehen die Firmengründer um Julian Teicke und eine Reihe von Altinvestoren, die das Unternehmen in seiner bisherigen Form weiterführen möchten. Auf der anderen Seite positionieren sich der neue CEO Mark Hartigan und Großinvestoren wie Mubadala Investment, die Berichten zufolge an einem schnellen Verkauf interessiert sind. Diese Gruppe scheint das bestehende Geschäftsmodell als gescheitert zu betrachten – möglicherweise auch aus Eigeninteresse, da ihnen im Falle eines Verkaufs eine Provision winken könnte. Zwar gibt es nur wenige öffentliche Statements, aber was aus dem Unternehmen nach außen drang, oft aus anonymen Quellen, deutet auf eine tiefgreifende Spaltung innerhalb des Unternehmens hin.
Aktuell kursieren Informationen, die einiges an Unterhaltungswert versprechen. Wie das „Handelsblatt“ aus Investorenkreisen berichtet, ist Carsten Maschmeyer als Kandidat für den Posten des Verwaltungsratschefs bei Wefox im Gespräch. Maschmeyer hat sich als Investor und Fernsehpersönlichkeit in der „Höhle der Löwen“ einen Namen gemacht, indem er sich in den letzten Jahren zunehmend auf Start-ups und FinTechs konzentriert hat. Der frühere Gründer des umstrittenen Finanzdienstleisters AWD beschreibt sich auf seiner eigenen Webseite bescheiden als „Visionär. Mentor. Investor.“
Maschmeyer sei angefragt worden und könne über die Generalversammlung Ende September gewählt werden, zitiert das „Handelsblatt“ aus Investorenkreisen. Man hoffe, „ihn als Branchenkenner, Start-up-Experten, Zugpferd und Macher für diese wichtige Aufgabe gewinnen zu können“.
Maschmeyer als Alternative zu Mark Hartigan?
Die Personalie Carsten Maschmeyer lässt nicht allein aufgrund der Prominenz des Wahl-Hannoveraners aufhorchen. Denn dem Verwaltungsrat steht derzeit noch der aktuelle CEO Mark Hartigan vor. Erst im Juni war Hartigan als Chef des Verwaltungsrats bei einer außerordentlichen Generalversammlung der Wefox Holding wiedergewählt worden - laut einem Bericht des „Manager Magazins“ hatten die Firmengründer um Julian Teike versucht, dessen Wiederwahl zu verhindern.
Der prominente Maschmeyer wäre folglich ein Wunschkandidat der Firmengründer – und stünde damit in direktem Gegensatz zu Hartigan. Dieser könnte bereits am 2. August vom Verwaltungsrat als Firmenchef abgewählt werden, berichtet das „Handelsblatt“. Maschmeyer hätte als Verwaltungsratsvorsitzender zukünftig großen Einfluss auf die Entwicklung von Wefox. Neben den üblichen Kontrollaufgaben könnte er auch die langfristige Strategie des Unternehmens mitgestalten und über Investitionen sowie die Unternehmensstruktur mitentscheiden.
Doch hat Maschmeyer überhaupt Interesse an diesem Posten? Laut „Handelsblatt“ ließ er über einen Sprecher mitteilen, dass er sich nicht zu derartigen Spekulationen äußern wolle. Es wäre allerdings eine anspruchsvolle Aufgabe. In letzter Zeit gab es erhebliche Spannungen im Unternehmen: Hartigan hatte Teicke als CEO abgelöst, da Wefox laut Medienberichten überbewertet war und Zweifel aufkamen, ob das Unternehmen tatsächlich so viel wert sei wie die von Investoren eingesammelten Gelder suggerierten. Berichten zufolge soll Teicke den Investoren unrealistische Versprechen gemacht und ihnen eine jährliche Rendite von mindestens 25 Prozent garantiert haben, was zur Überbewertung des Unternehmens auf 3,5 Milliarden US-Dollar beigetragen haben soll.
Laut Sky hat Hartigan im Mai Investoren gewarnt, dass Wefox bis zum Sommer zahlungsunfähig sein könne, falls der Verkauf verlustbringender Geschäftsbereiche scheitert. Er habe einen Verkauf und eine Zerschlagung des Unternehmens bevorzugt. Demgegenüber wollen die Altinvestoren das Unternehmen erhalten und restrukturieren. Im Juni konnten die Altinvestoren einen Teilerfolg erzielen und in einer neuen Finanzierungsrunde 50 Millionen Euro einsammeln.